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Serie "Transparent"
Amazon zieht bei Video-Streaming nach

Der Streaming-Anbieter Netflix hat es mit "House of Cards" vorgemacht. Nun zieht Konkurrent Amazon nach und produziert für seine Streaming-Plattform auch eine eigene Serie. "Transparent" dreht sich um einen Vater, der fortan als Frau leben will.

Von Hendrik Efert |
    Amazon-Symbol auf einem iPad
    "Transparent" lässt sich im Originalton auf der Streamingplattform von Amazon, "Prime Instant Video", sehen. (AFP / Lionel Bonaventure)
    "Dad?"
    Mort, Mitte 60, hat seine drei erwachsenen Kinder zum Abendessen eingeladen.
    "So... I have something to tell you."
    Wird er ihnen sagen, dass er Krebs hat? Oder eine neue Frau kennengelernt hat? Nein, Mort will ihnen eigentlich sagen, dass er von nun an als Frau leben wird. Doch er traut sich nicht.
    "Oh my god. I love you kids..."
    Erst später kommt durch einen Zufall heraus, dass Mort nun Maura ist.
    "Are you saying that you gonna start dressing up like a lady all the time?"
    "No, honey, my whole life I have been dressing up like a man. This is me."
    Transformation in zehn Folgen
    Die Serie "Transparent" ist eine sensible, fiktionalisierte Dokumentation einer Transformation: Ein Mann lebt sein ganzes Leben das des heterosexuellen Familienvaters. Nun ist er längst geschieden. Die Kinder sind aus dem Haus, und er will endlich ausbrechen. Transparent zeigt uns in zehn Folgen jeden einzelnen mühseligen Schritt in dieses neue Leben.
    Am Ende der ersten Folge erfährt es die älteste Tochter. Irgendwann dann die zweite, und bis der Sohn aufgeklärt wird, vergeht noch mehr Zeit.
    "Tell me what?"
    "Dad... is a woman."
    Jill Soloway, die Schöpferin dieser Serie, beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit Geschlechtsidentitäten, hat das als Produzentin bereits am Rande in den HBO-Klassiker "Six Feet Under" einfließen lassen. Hier nun, in ihrer ersten großen eigenen Serie beleuchtet Soloway das Thema in allen Facetten. "Transparent" ist ein Statement für Toleranz und dekonstruiert auf geschickte Art und Weise vorherrschende gesellschaftliche Konzepte von Geschlecht und Sexualität.
    "I like Lesbians."
    Ein großes Plus: die Leichtigkeit, mit der all dies erzählt wird. Es mangelt nicht an dramatischen Elementen, doch insgesamt bekommen wir ein positives Weltbild vermittelt, was sicher auch am großartigen Ensemble der Serie liegt - allen voran Jeffrey Tambor als Maura.
    "People led secret lifes. And people led very lonely lifes."
    Tambor, der sich vorher eher als Comedian in Serien wie "The Larry Sanders Show" und "Arrested Development" einen Namen gemacht hat, stellt sich hier als absoluter Glücksfall heraus: Maura wird von Tambor als empathisch, ernsthaft und würdevoll dargestellt – neben all den anderen skurrilen Figuren.
    "I made a commitment here last week that I am gonna come out to my kids and I didn't do it. Because it just wasn't time, you know?"
    Humorvoll, ohne albern zu werden
    Durch diesen Kunstgriff artet die Serie nie in eine alberne Travestiekomödie aus, aber genauso wenig in eine humorfreie feministische Abhandlung.
    "You know, sweetie, this is a really big journey that we're on, and you just started on it. So you got to learn to let go of everything anybody thinks of you."
    Wurde die erste Generation der großen Autorenserien von den "Sopranos" über "Mad Men" und "Breaking Bad" bis hin zu aktuellen Ausläufern wie "House of Cards" noch von Männern bestimmt - sowohl als Produzenten wie auch als Protagonisten - grenzt sich eine aktuelle Welle amerikanischer Qualitätsserien mit einer ganz neuen Handschrift ab. Dazu zählen auch "Girls" von Lena Dunham oder "Orange Is The New Black" von Jenji Kohan. Viele der neuen Produzentinnen-Serien machen Anleihen beim Mumblecore-Genre: Wie die amerikanischen Independent-Filme der Nuller-Jahre zeigen uns auch diese Serien große Ensembles in naturalistischen Umgebungen. Und Sexualität als Dauerthema, jedoch immer gegen alle Konventionen.
    Bei der Produktion von "Transparent" hat man Sorgfalt und Muße walten lassen. Doch der Markt der seriellen Eigenproduktionen ist hart umkämpft. So hart, dass man beim weltweiten Vertrieb nun doch öfters mit der ganz heißen Nadel zu stricken scheint: Ursprünglich hatte Amazon angekündigt, die Serie vom kommenden Sonntag an auch auf Deutsch zur Verfügung zu stellen. Das hat der Internetkonzern nun kurzfristig abgesagt und auf nächstes Jahr verschoben.