Neues aus der Zukunft:
"Wenn man um sich eine Welt der Intoleranz und Umwelt-Herausforderungen sieht, ist es schwer, sich eine schöne Zukunft vorzustellen."
George Orwell und Aldous Huxley hätten ihre wahre Freude an dieser Serie gehabt. Pünktlich zum Jahreswechsel sind sie wieder da: Die Dystopien von "Black Mirror" auf Netflix, mehrfach "Emmy"-prämiert, eine der unterschätztesten Serien - innovativ, visionär und am Puls der Zeit: Klone, Social Media-Wahnsinn, virtuelle Realitäten und unendlicher Spaß bis in den Tod. Vielleicht nicht ganz passend für ein besinnliches Weihnachtsprogramm, aber insgesamt sehr empfehlenswert.
Über 600 Eigenproduktionen allein bei Netflix
Und die Auswahl beim Serien-Angebot wird immer größer: Allein Netflix hat in diesem Jahr 600 Eigenproduktionen ins Programm genommen - und ist damit inhaltlich Spitzenreiter unter den Streaming-Diensten. Die Serie der Stunde hier heißt: "Stranger Things", setzt auf Mystery und 80er-Jahre-Charme.
Den Horror im Schulalltag einer Kleinstadt - Mobbing, Drogen, Sex - zeigt Netflix’ umstrittenste Serie 2017 - "Tote Mädchen lügen nicht" -, die übrigens auch im Wohnzimmer der Zuschauer zum Cheaten verführte. Keine andere Serie wurde so oft heimlich ohne Partner weitergeschaut. Das hat jedenfalls eine netflixinterne Umfrage ergeben.
Sie wollen es eher edel und royal über die Feiertage? Dann ist "The Crown", ein aufwendig produziertes Biopic zum Leben von Queen Elizabeth, das Richtige.
Deutsche Produktionen holen auf
Neben dem Marktführer Netflix tauchen neue Streaming-Angebote auf, zum Beispiel Telekoms EntertainTV mit einer der tiefgründigsten Serien 2017: "The Handmaid's Tale", Frauen als Sklaven in einer Männer-Diktatur. Nicht nur düstere Zukunftsvision, sondern in Zeiten von #Metoo auch Gesellschaftsparabel.
Wer lieber in vergangenen Zeiten schwelgt, als über die Zukunft nachzudenken, dem sei die deutsche Hochglanzproduktion "Babylon Berlin" von Tom Tykwer empfohlen, eine Mordermittlung inmitten der goldenen 20er-Jahre in Berlin, derzeit zu sehen auf Sky, 2018 dann in der ARD. Ja, auch Deutschland kann mittlerweile Serie!
Das zeigt auch mit Abstrichen die erste deutsche Netflix-Serie "Dark" und das starke Krimi-Drama "4 Blocks" - interessanter Twist: hier wird aus Sicht der Täter erzählt. Momentan noch abrufbar bei "Funk", der jungen Internet-Plattform der öffentlich-rechtlichen Sender. Und wenn Sie schon dort sind, werfen Sie gleich noch einen Blick auf "Fargo", den Spin-off zum Film der Coen-Brüder, schon jetzt ein Serienklassiker.
Geheimnisvolle Peniszeichnungen
Eher enttäuschend in diesem Jahr, die mit Spannung erwarteten Spätfortsetzungen der Kultserien "Twin Peaks" und "Gilmore Girls" - und allgemein die Neuerscheinungen bei Amazon: Die überstilisierte Fantasy-Serie "American Gods" gehört zum Besseren für Genre-Fans. Unterhaltsamer für ein breiteres Publikum ist da sicherlich die Reality-Weltreise-Auto-Show "The Grand Tour". In bislang 25 Episoden um die Welt, gemütlich von der Couch.
Insgesamt viel Drama, viel Gewalt und Endzeit in diesem Jahr - ein Spiegelbild der Zeit? Vielleicht hilft ja ein bisschen Lachen - und damit sind wir wieder bei Netflix: "American Vandal" heißt die beste neue Comedy-Serie des Jahres. Eine Mockumentary um geheimnisvolle Penis-Zeichnungen, die in diesem Jahr den Spitzenplatz beim Binge-Watching, beim süchtigen Hintereinander-Weggucken, einnimmt. Also, Sie sind gewarnt: Frohe Weihnachten.