Heiko Vogel hatte bei einem Regionalliga-Spiel Ende Januar zwei Schiedsrichterassistentinnen beleidigt. Dabei soll er unter anderem gesagt haben, Frauen hätten auf dem Fußballplatz absolut nichts zu suchen. Er war wegen andauernder verbaler Entgleisungen gegen Entscheidungen des Schiedsrichters Marcel Benkhoff in der 54. Minute mit gelb-roter Karte des Platzes verwiesen worden. Danach habe er laut einem Bericht einer der beiden Schiedsrichterassistentinnen laut zugerufen: "Frauen beim Fußball gehören verboten."
Der Fall landete beim zuständigen Sportgericht vom Westdeutschen Fußball-Verband und wurde dort am 9. März verhandelt. Vogel erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 1.500 Euro, Innenraum-Verbot für zwei Meisterschaftsspiele seiner Mannschaft und laut Pressemitteilung vom Verband wurde ihm "auferlegt", bis zum 30. Juni dieses Jahres sechs Trainingseinheiten einer Frauen- oder Mädchenmannschaft seines Vereins bzw. seiner Tochtergesellschaft zu leiten.
Dies sorgt für erhebliche Irritation und Unverständnis. Der Vorwurf: In der "Sanktion" selbst wohnt das eigentliche Problem wieder inne.
Offenener Brief von Bundesliga-Spielerinnen
In einem Offenen Breif an den DFB haben Spielerinnen der 1. und 2. Frauen-Fußball-Bundesliga den DFB aufgefordert, Stellung dazu zu nehmen. Außer von Hannelore Ratzeburg, im DFB-Präsidium zuständig für den Frauenfußball, gab es bisher noch keine weitere Äußerung. Das ist den Frauen zu wenig. Die Spielführerin der Frauen-Nationalmannschaft und von Top-Club VfL Wolfsburg, Alexandra Popp, hat den Offenen Brief veröffentlicht. Sie erklärte dazu bei DLF Nova:
"Erstmal möchte man so jemanden, der jemanden nicht akzeptiert, nicht an der Linie stehen haben. Und wir sind nun mal mittlerweile an dem Punkt angekommen, wo wir Spielerinnen das einfach nicht mehr mit uns machen lassen wollen und deswegen haben wir auch diesen öffentlichen Brief verfasst, um das Ganze einfach mal klarzustellen. Wir sind schon seit Jahren immer sehr leise gewesen und jetzt reicht es halt einfach mal. Grundsätzlich erwarten wir eine Haltung unseres Verbandes, dass uns der Rücken gestärkt wird, was jetzt noch nicht so wirklich kommt und was ich glaube ich und auch alle anderen Spielerinnen sehr gut finden würden, wenn sich Herr Vogel auch mal in der Öffentlichkeit entschuldigen würde."
Heiko Vogel hat sich noch nicht selbst entschuldigt. Bisher gibt es nur die Stellungsnahme seines Vereins Borussia Mönchengladbach. Dessen Sportdirektor Max Eberl erklärte, Vogel "habe da definitiv einen Fehler gemacht" und das missbillige der Verein. Zugleich dementierte Eberl am Freitag, dass es sich bei dem Training um eine "Strafe" handele. Das Training habe Vogel im Zuge der Verhandlung selbst angeboten.
WDFV-Präsidium will Überprüfung des Urteils
Wer die Idee tatsächlich hatte, den sexistischen Äußerungen mit sechs Trainingseinheiten bei einem Frauen- oder Mädchenteam beizukommen, ist nicht klar. Das Urteil selbst veröffentlicht der Westdeutsche Fußballverband WDFV nicht mit der Begrüdnung, der Wahrung von Datenschutz und Persönlichkeitsrechten. Es macht den Eindruck, dass es dem Verband inzwischen selbst ein bisschen unangenehm ist. Das Verbandspräsidium hat nun auch die nächsthöhere Instanz – das Verbandsgericht angerufen, um den Fall nochmal überprüfen zu lassen.
Unterstützung erhielten die Spielerinnen in ihrem Protest von Andreas Luthe, Torhüter beim 1. FC Union Berlin. Im Aktuellen Sportstudio des ZDF sagte er: "Frauen zum Objekt zu machen, an denen man seine Strafe abarbeiten kann, ist der falsche Weg. Was Mädchen und Frauen im Fußball wollen, ist Akzeptanz - und das auch zurecht."