
Es sei damals weggeschaut worden und das halte bis heute an, beklagte die Vorsitzende der Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Gebrande, anlässlich einer Fachtagung in Potsdam. Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Nooke, betonte, ihr liege sehr an der weiteren öffentlichen Aufklärung darüber, wieviel Leid und Unrecht in der DDR an jungen Menschen mit Behinderungen in professionellen Einrichtungen verübt worden sei. Auch aus ideologischen Gründen sei sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen tabuisiert worden.
Weiter hieß es, Missbrauch in der DDR sei zwar auch in Familien und im sozialen Umfeld vorgekommen. Insbesondere für Betroffene mit Behinderungen habe es aber keine Ansprechpersonen oder Unterstützungsangebote gegeben.
Menschen mit Behinderungen waren in der DDR oft einem gewaltvollem Alltag ausgesetzt
Menschen mit Behinderungen waren in der DDR nach Angaben der Kommission oft in Einrichtungen mit schlechten Bedingungen untergebracht. Missbrauch sei durch die starke Abhängigkeit von Betreuungsstrukturen und die Machtverhältnisse in solchen Institutionen begünstigt worden. Die Betroffenen hätten den gewaltvollen alltäglichen Umgang und das bewusst vermittelte Gefühl der Minderwertigkeit und Wertlosigkeit durch die Betreuungspersonen als "Normalität" erlebt.
Zudem verfügten gehörlose Kinder und Jugendliche kaum über Möglichkeiten, sich verständlich zu machen, was sie zusätzlich isoliert habe; Gebärdensprache war im DDR-Bildungswesen untersagt und wurde nicht vermittelt. Zwischen 1949 und 1990 sind in der DDR rund 140.000 Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen in Wochenstätten, Heimen, Krankenhäusern oder psychiatrischen Kliniken kurzzeitig bis dauerhaft untergebracht gewesen.
Diese Nachricht wurde am 20.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.