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Sexualisierte Gewalt
Höhe der Hilfsleistungen umstritten

Fünf Jahre nach dem Beginn der öffentlichen Debatte über den Missbrauch in Kirche und Schule erfährt das Thema in der Institution Sport immer noch zu wenig Beachtung. Ein Forschungsprojekt beginnt jetzt mit der Aufarbeitung. Nun hat der Sport auch finanzielle Unterstützung für Betroffene zugesagt. Entsprechende Vereinbarungen standen am Wochenende offenbar vor dem Abschluss. Die Höhe des Betrages ist allerdings umstritten.

Von Andrea Schültke |
    Eine Frau hält sich die Hände vor das Gesicht.
    Eine Frau hält sich die Hände vor das Gesicht. (imago / Pixsell)
    Nach Informationen des Deutschlandfunks will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zunächst 100.000 Euro zur Verfügung stellen. Als Hilfsleistungen für Betroffene sexualisierter Gewalt im Sport. Dieser Betrag sei „lächerlich", so die Betroffenen-Beratungsstelle "Tauwetter" in Berlin auf Anfrage des Deutschlandfunks. Diese Einschätzung untermauern folgende Zahlen: Beim Bundesfamilienministerium gibt es seit knapp drei Jahren den "Fonds sexueller Missbrauch für Betroffene im familiären Bereich". Der hat bisherigen Antragstellern ergänzende Hilfeleistungen von durchschnittlich 2000 Euro bewilligt. Auf dieser Grundlage könnten zunächst nur maximal 50 Betroffene finanzielle Hilfe vom Sport bekommen.
    Nach unserer Recherche viel zu wenig. Denn die Zahl der Betroffenen im Sport war schon allein in den vergangenen zwei Jahren deutlich höher. Das geht aus veröffentlichten Urteilen an deutschen Gerichten hervor. Dabei nicht einmal erfasst, die eingestellten Verfahren oder Taten, die erst gar nicht zur Anzeige gekommen sind. Die Dunkelziffer muss demzufolge hoch sein. All diese Betroffenen könnten sich unter bestimmten Voraussetzungen nun durchaus an einen Hilfsfonds des Sports wenden. Schon vor Bekanntwerden der Summe von zunächst 100.000 Euro wollte der DOSB sein finanzielles Engagement eher als Signal verstanden wissen. Der Sport übernehme eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, hieß es.
    Angesichts der avisierten 100.000 Euro halten Betroffene ein ernsthaftes Verantwortungsbewusstsein des Sports allerdings für wenig glaubwürdig.