Zwei Nachwuchsathleten sollen im Olympiainternat der Hansestadt Hamburg, das zum Olympiastützpunkt gehört, einen 14-Jährigen misshandelt, gepeinigt und genötigt haben, ihn auch eingesperrt haben. Elena Lamby beschäftigt sich seit gut vier Jahren mit dem Thema Gewalt und sexualisierte Gewalt im Sport, auch unter Jugendlichen, sie ist Präventionsexpertin der Deutschen Sportjugend. Vor gut zwei Jahren hat sie das wichtige Forschungs-Projekt "Safe Sport" auf den Weg gebracht, dass sich zum Ziel gesetzt hat, Sportvereine und -organisationen zu einem sicheren Ort zu machen.
Auch ihr Chef, Jan Holze, will den Kinderschutz im organisierten Sport gewährleisten. Er ist seit gut einem Jahr Vorsitzender der Deutschen Sportjugend und zuständig für die Kommunikation. Die Vorkommnisse am Olympiastützpunkt Hamburg überraschen ihn nicht: Die Studien zeigten, dass die Betroffenenzahl im Sport nicht höher oder geringer sei als in der allgemeinen Bevölkerung.
"Eine große Herausforderung"
Die Leitungen der 19 Olympiastützpunkte und 62 Sportinternate sind dazu befragt worden, die Ergebnisse zu den Sportinternaten liegen jedoch noch nicht vor, erklärt Holze. "Wir erwarten diese für die nächsten Monate und wollen sie auch gern vorstellen. Sportinternate sind ein wichtiger Punkt der Elitenförderung im Sport und somit auch ein wichtiger Punkt, wenn es um den Kinderschutz im Sport geht."
Es sei eine große Herausforderung, die vielfach ehrenamtlich geführten Vereine für das Thema "sexualisierte Gewalt" im Sport zu sensibilisieren. "Wir haben noch einiges vor uns. Das wird noch einige Zeit dauern."
Die größte Schwierigkeit bestünde in den vielen unterschiedlichen Strukturen der Sportinternate: "Sie haben keinen Bundesverband, wo sie sich unter einem Dach verbinden." Es gebe somit keinen einheitlichen Rahmen, der für alle Orientierung sorgen könne. "Wir müssen versuchen, die verschiedene Trägerschaftsstruktur und Sportinternatsstruktur unter einen gemeinsamen Nenner zu bringen." Es müsse eine Plattform für einen Austausch geschaffen werden.
Bisher keine einheitlichen Vorgaben
Um den Kinderschutz zu gewährleisten, gebe es bisher allerdings keine Vorschriften wie Betreuungsschlüssel, pädagogische Fortbildung, verbindliche Verhaltensregeln oder einen Verhaltenskodex. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit einem Jahr mit diesen Dingen, am 11. April wird es dazu in Erfurt eine Bundestagung geben.
"Es ist schwierig, einen verbindlichen Verhaltenskodex zu verordnen", erläuterte Holze. "Wir als Dachstruktur, die nur mittelbar eingebunden ist, kann diesen gar nicht vorgeben, sondern will motivieren, Anreize und Plattformen schaffen, um diesen Austausch untereinander zu ermöglichen."
Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
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