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Sexuelle Belästigung an Hochschulen

Die 28jährige Psychologie-Studentin Silvia Chouaf hat für ihre Diplomarbeit gut 300 Studentinnen der Universität und der PH Freiburg zu ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung in der Hochschule befragt. Das Ergebnis der Feldstudie ist erschreckend: Vier von zehn sind schon einmal sexuell belästigt worden. "Es ist so, dass 40 Prozent schon einmal an Brüsten oder Genitalien berührt wurden", fand Silvia Chouaf heraus, "meistens von Fremden, Personen zu denen sie keinerlei Beziehung haben." Fast jede vierte Frau, so ein weiteres Ergebnis der Studie, hat schon einmal mit einem Mann geschlafen, weil es ihr unmöglich erschien, sich gegen dessen Annäherungsversuche zu wehren. Und ein Großteil der befragten 310 Studentinnen, fast zwei Drittel gaben an, schon einmal von einem Mann derart verfolgt und beobachtet worden zu sein, dass sie es mit der Angst zu tun bekommen haben. Dabei hat keineswegs übertriebene Ängstlichkeit eine Rolle gespielt. Vergleichbare Studien zeigen, dass Frauen solche Situationen meist richtig einschätzen, erklärt Silvia Chouaf: "Mit Überschätzung ist in diesem Bereich nicht zu rechnen. Frauen haben meiner Meinung nach eine sehr gute Intuition, wann eine Erfahrung oder ein Blick bedrohlich ist oder nicht."

07.12.2001
    Über das Thema überhaupt zu sprechen, ist schwierig. Sexuelle Belästigung ist auch an Hochschulen ein Tabu, nur ein Bruchteil der Vorfälle wird angezeigt. Professor Helmut Kury, Psychologe am Max-Planck-Institut für Strafrecht in Freiburg, hat die Diplomarbeit auch deshalb betreut, weil er mehr Licht in diesen Bereich bringen will. Mit weiteren Umfragen hofft er, ein breiteres Publikum anzusprechen. Silvia Chouaf will mit ihrer Diplomarbeit dazu beitragen, dass sich der Blick - vor allem der männliche - auf Frauen verändert: "Dass wir einfach merken, dass Frauen nicht dafür da sind, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, die wir spontan erleben, sondern dass Frauen ein Recht auf ihren eigenen Raum und ihre körperliche Integrität haben und kein Mann in diesen Privatraum eindringen darf ohne ihr Einverständnis."

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    Pressemitteilung "Psychologisches Institut untersucht die Dunkelziffer bei Sexualstraftaten"

    Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht - Freiburg