Aufgearbeitet hat der organisierte Sport Vorfälle sexualisierter Gewalt in seiner Vergangenheit noch nicht. Er setzt bisher auf Prävention, will mit verpflichtenden Kinderschutzprogrammen Fälle in der Zukunft verhindern. Sabine Andresen, Vorsitzende der Aufarbeitungskommission stellt fest:
"Aus unserer Sicht ist es jetzt für den Sport an der Zeit Verantwortung für Aufarbeitung zu übernehmen und Betroffenen, erwachsenen Betroffenen, Zugänge zu Hilfeleistung und Unterstützung zu verschaffen."
"Aus unserer Sicht ist es jetzt für den Sport an der Zeit Verantwortung für Aufarbeitung zu übernehmen und Betroffenen, erwachsenen Betroffenen, Zugänge zu Hilfeleistung und Unterstützung zu verschaffen."
Geschichten als Audio eingespielt
93 Betroffene hatten sich bei der Kommission gemeldet und in vertraulichen Anhörungen oder schriftlich ihre Geschichte erzählt. Drei Frauen erklärten sich bereit, jetzt öffentlich zu sprechen. Ihre Geschichten wurden als Audio eingespielt, sodass sie nicht noch einmal berichten mussten.
Eine von ihnen ist die Judoka Marie Dinkel. Als 13-Jährige hatte die sexuelle Gewalt durch ihren Trainer erlebt, es zunächst verdrängt und dann mit 18 erstmals darüber gesprochen. Marie Dinkel war aus der Schweiz zugeschaltet, daher manchmal nicht ganz so gut zu verstehen. Unter anderem erklärte sie, es sei wichtig, dass sich Betroffene aus dem Sport vernetzen:
"Und wenn man in so einer Gruppe zusammen agiert, denke ich ist es leichter, sich Gehör zu verschaffen, als wenn man alleine dasteht und die Last komplett alleine tragen muss."
Um zu bewirken, dass sich etwas bewegt, damit andere junge Menschen angst- und gewaltfrei Sport treiben können, stellten auch die drei Betroffenen ihre Geschichten zur Verfügung und erklärten in den Gesprächen heute, was ihrer Ansicht nach getan werden muss im Sport, um sexualisierte Gewalt zu verhindern.
Führungsperson übernimmt Verantwortung für Taten
Für den Deutschen Olympischen Sportbund, DOSB, war Vizepräsidentin Petra Tzschoppe nach Berlin gekommen. Sichtlich bewegt sagte sie gleich zu Beginn ihres ersten Redebeitrags: "Ich möchte an dieser Stelle und zwar nicht nur persönlich, sondern im Namen des organisierten Sports, alle Betroffenen, auch diejenigen, von denen wir bisher noch nicht wissen, für das Leid, das ihnen wiederfahren ist, um Entschuldigung bitten."
Damit hat erstmals eine Führungsperson im organisierten Sport in Deutschland Verantwortung übernommen für die Taten, die innerhalb der Organisation geschehen konnten. Sie glaube ihr das, so eine Betroffene, die die Entschuldigung als wichtiges Signal wertete.
Damit hat erstmals eine Führungsperson im organisierten Sport in Deutschland Verantwortung übernommen für die Taten, die innerhalb der Organisation geschehen konnten. Sie glaube ihr das, so eine Betroffene, die die Entschuldigung als wichtiges Signal wertete.
Darüberhinaus kündigte Petra Tzschoppe auch eine weitere Unterstützung Betroffener an, über den Fonds sexueller Missbrauch. Dorthin können sich Betroffene wenden, um Sachleistungen finanziert zu bekommen, wie etwa Therapien. Bis 2016 hatte der Sport 170.000 Euro in den Fonds gezahlt, die Zahlungen dann aber eingestellt. Jetzt soll es eine Neuauflage geben:
"Und wir werden uns als organisierter Sport an diesem Fonds auch beteiligen. Die nächsten Schritte sind jetzt von der Politik zu fixieren, also wann das startet mit welchen Höhen dort für Folgeschäden noch eingestanden wird, kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht beantworten."
Ein enormes Zugeständnis, nachdem der Sport über Jahre alle Fragen nach einer Fortsetzung der Zahlungen abgeblockt hatte. Und ein Zeichen, dass die Berichte der Betroffenen etwas bewirken können.