Kommentar zu Shein und Temu
Billigkonsum mit verheerender Ökobilanz

Die chinesischen Online-Händler Shein und Temu fördern den Billigkonsum, meint Sandra Pfister. Der Schritt vom Wohlstand zur Verschwendung sei klein und wir seien bereits einige Schritte zu weit gegangen.

Ein Kommentar von Sandra Pfister |
Die Webseite von Shein zeigt Bademode für Frauen. Die von Temu grelle Schnäppchen.
Mit modischen Schnäppchen auf Kundenjagd. Die Händler Shein und Temu sind verspielt, penetrant und sie verführen uns, kommentiert Sandra Pfister (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Richard Drew)
Egal, ob das Christkind sie bringt oder der Weihnachtsmann: Beide haben dieses Jahr sehr oft die Pakete ohne Umwege direkt aus China herbeigekarrt. Über zwei Ultra-Billig-Unternehmen aus China: Temu und Shein.
Shein ist ein virtueller Riesenkleiderschrank, bis an den Rand voll mit Billigangeboten. Kinderjacken gibt es hier schon für 13 Euro. 6000 neue Designs kommen täglich dazu.
Temu ist noch wilder, eine Art virtuelle Einkaufsstraße. Es gibt hier wirklich alles, was man sich vorstellen kann, Spielzeug, Wasserkocher, Winterjacken, für ein paar Euro.
Und ständig blinken neue Rabatte auf. „Shoppe wie ein Milliardär“, lautet das Motto. Und bezahl so wenig, dass sich oft nicht mal die Retoure lohnt.

Jeden Tag eine halbe Million Päckchen nach Deutschland

Die beiden chinesischen Billiganbieter sind verspielt, sie sind penetrant, sie verführen. Der Sog ist so stark, dass vielen offenbar völlig egal ist, dass sie die Umwelt noch mehr schädigen als andere Billigimporte. Beide Onlinehändler bemühen sich erst gar nicht, umweltfreundlich zu erscheinen.
Weil die Ware erst direkt nach Bestellung angefertigt wird, muss jedes Päckchen mit dem Flugzeug verschickt werden. Das macht die Ökobilanz jedes T-Shirts und jedes Toasters noch mal um einiges schlimmer.
Allein nach Deutschland, schätzt man, gehen jeden Tag 100.000 Päckchen von Shein und 400.000 von Temu. Alle per Flieger.
Indem Shein und Temu die vorwiegend jungen Käufer lange, oft wohl bis zu einer Stunde auf den Plattformen halten, verführen sie sich zum Kauf von schnelldrehender Wegwerfware, die sie ursprünglich gar nicht haben wollten.

Shein und Temu agieren besonders perfide

Und: In den USA warnen Behörden, dass ein extrem hohes Risiko bestehe, dass auch Zwangsarbeit in der Lieferkette vorkomme.
Shein und Temu natürlich sind nicht die Einzigen, die Billigkonsum fördern. Sie tun es nur besonders perfide.
Beschämende Arbeitsbedingungen und schamlose Umweltverschmutzung sind gerade in der Textilindustrie seit Langem bekannt. Und Verbraucherinnen und Verbraucher sagen deshalb, oft zurecht: Die Klamotten und Spielzeuge kommen doch fast alle aus Billiglohnländern. 
Das Lieferkettengesetz haben sich die Unternehmen deshalb selbst eingebrockt.
Jetzt aber ist es Zeit, dass auch wir, als Konsumenten, mitschneiden, wie „schnelle Mode“ den Klimawandel vorantreibt.
Heute wird mehr als doppelt so viel Mode produziert wie vor 20 Jahren. Weil wir sie kaufen. Der Schritt vom Wohlstand zur Verschwendung ist klein. Und wir sind hier längst zwei, drei Schritte zu weit gegangen.