Archiv

Shell kauft BG Group
"Eine fantastische Verbindung"

Lange habe man über eine Übernahme von BG nachgedacht, heißt es vonseiten des Ölmultis Shell: Für umgerechnet 64 Milliarden Euro geht die British Gas Group nun an den britisch-niederländischen Ölkonzern. Eine Mega-Fusion, die auch durch den Zusammenbruch des Ölpreises bedingt ist.

Von Jochen Spengler |
    Das Logo von Shell, eine stilisierte gelbe Muschel auf rotem Grund.
    Der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern Shell will die britische BG Group übernehmen. (picture alliance / dpa / Andy Rain)
    Umgerechnet 64 Milliarden Euro in bar und in Aktien will der Ölmulti Shell, größter Gasproduzent Großbritanniens, für den drittgrößten zahlen, die BG Group – und damit rund 20 Milliarden mehr, als die British Gas Group auf dem Markt vor Bekanntgabe des Deals wert war. Mit der Übernahme entstünde nach ExxonMobil der zweitgrößte Energiekonzern der Welt mit einem Unternehmenswert von 230 Milliarden Euro. Das ist mehr als das Doppelte, was BP auf die Waagschale bringt.
    Der Schiefergas-Boom in den USA und die hohen Öl-Fördermengen haben dazu geführt, dass sich der Rohölpreis seit Sommer letzten Jahres halbiert hat. Das zwingt die Ölkonzerne zu noch stärkerer Kosteneffizienz, dem entscheidenden Grund für die erste Mega-Fusion in der Energiebranche seit über einem Jahrzehnt. In den Worten des Vorstandschefs der Royal Dutch Shell Ben van Beurden:
    "Der Zusammenbruch des Ölpreises hat erheblich dazu beigetragen. Wenn der Preis sinkt, dann muss es immer zur Konsolidierung und Neubewertung kommen. Und als wir erkannten, wie wir die fantastischen Anlagen von BG nutzen und mit unseren Fähigkeiten kombinieren können, sahen wir einfach einen erheblich größeren Wert in einem Zusammengehen als die Märkte selbst. Und diese Bewertung hat die Logik des Geschäfts befördert. Die Gelegenheit schien zu gut, als sie verstreichen zu lassen."
    Stellenstreichungen befürchtet
    Der britisch-niederländische Shell-Konzern erwartet Synergieeffekte von jährlich 3,4 Milliarden Euro vor Steuern. Beide Unternehmen dürften ihr Nordseeölgeschäft zusammenführen. Was Analysten begrüßen, besorgt Arbeitnehmervertreter: Nicht alle der derzeit 6.000 Arbeitsplätze beider Konzerne im schottischen Aberdeen werden bleiben.
    Insbesondere die British Gas Group stand seit Monaten unter Druck. Im vierten Quartal letzten Jahres musste die BG Group fünf Milliarden US-Dollar abschreiben; wegen des Verfalls der Rohstoffpreise hatte Anlagevermögen in Australien deutlich an Wert verloren. Auch tat sich das Unternehmen zunehmend schwer in Schwellenländern wie Ägypten und Brasilien.
    Shell hofft nun mit der Übernahme dort besser Fuß zu fassen und sich zum führenden Anbieter von Flüssiggas zu entwickeln.
    "Wir haben schon seit Langem über eine Übernahme von BG nachgedacht, da das Unternehmen unserer Meinung nach sehr gut zu uns passt. Wenn man integrierte Gas- und Energieversorgung kombiniert mit Tiefseeförderung und dann noch die Möglichkeiten hinzufügt, über die wir als führendes Unternehmen in beiden Bereichen verfügen, dann was schon immer klar, dass es eine fantastische Verbindung sein würde. "
    Mit dem Zukauf steigert Shell seine Öl- und Gasreserven um ein Viertel. Die Fusion soll im kommenden Jahr vollzogen werden. Shell zahlt den BG-Aktionären für den Kauf eine Prämie von 52 Prozent auf den BG-Aktienkurs der letzten drei Monate. Außerdem sollen sie am neuen Unternehmen einen Anteil von 19 Prozent halten. Bis 2018 will sich der Ölmulti von einer Anzahl von Beteiligungen im Wert von 28 Milliarden Euro trennen.