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Shortlist des Deutschen Buchpreises
Im Wahn nach Japan

Sechs Autoren sind noch im Rennen für den Deutschen Buchpreis am 9. Oktober. Büchermarkt-Redakteur Hubert Winkels lobte im Dlf besonders die poetische Kraft von Marion Poschmann, die weit über das Buch selbst hinausreiche: In "Die Kieferninsel" vermag sie die äußere in eine innere Reise zu übertragen.

Hubert Winkels im Gespräch mit Katharina Teutsch und Tobias Lehmkuhl |
    Japans Hauptstadt Tokio: Blick auf die Skyline.
    Marion Poschmann schickt ihren Protagonisten in Japans Hauptstadt Tokio. Es reist im Wahn dorthin, da er einen Traum hatte, in dem ihn seine Frau betrügt. Ein Suizidwillliger wird sein Reisebegleiter. (imago / View Stock)
    Die Frankfurter Buchmesse 2017 rückt immer näher und damit auch die Vergabe des Preises der Frankfurter Buchmesse. In unserem Kritikergespräch geht es im Zuge dessen um zwei der sechs Titel, die auf der Shortlist stehen und damit noch Aussichten auf die Auszeichnung haben. Moderator Hubert Winkels spricht mit den Literaturkritikern Katharina Teutsch und Tobias Lehmkuhl über "Romeo oder Julia" von Gerhard Falkner und "Die Kieferninsel" von Marion Poschmann.
    Preisvergabe am 9. Oktober
    Beide Autoren, sind bereits zum wiederholten Male für den Buchpreis nominiert, der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestiftet wird und der dieses Jahr am 9. Oktober bekannt gegeben wird.
    Der Lyriker Gerhard Falkner, der seit zwei Jahren auch als Romancier in Erscheinung tritt, hat mit "Romeo oder Julia" einen sehr verspielten Roman vorgelegt, in dem ein Schriftsteller von einer großen abwesenden Anwesenden auf einer Reise begleitet wird. Der Protagonist findet lange schwarze Haare in seinem Hotelzimmer und keine Antworten auf die Fragen, die sich im dadurch stellen. In Falkners Roman erkennen die Kritiker ein Referenzsystem das nicht nur auf die Literatur und Philosophie des 19. Jahrhunderts verweist, sondern auch auf den Film, die Kunst und die Popkultur des 20. Jahrhunderts.
    So verwoben die Ebenen des Romans und die kulturellen Verweise so gemischt fällt das Urteil der Kritiker aus.
    "Gespaltenheit zwischen Willen und ständiger Unmöglichkeit"
    Vom Umfang her ist Marion Poschmanns "Die Kieferninsel" bei weitem der schmalste Roman auf der Shortlist, doch erkennen die Kritiker im Gespräch eine poetische Kraft, die weit über das Buch selbst hinausreicht.
    In dieser größeren Miniatur schafft es Marion Poschmann, die Gespaltenheit darzustellen, zwischen dem Willen, sich selbst zu erkennen und der ständigen Unmöglichkeit dies zu tun. Dafür schickt Poschmann ihren Protagonisten nach Japan. Er reist im Wahn dorthin, da er einen Traum hatte, indem ihn seine Frau betrügt. In Japan angekommen findet er in einem Suizidwilligem einen Reisebegleiter. Die poetische Kraft Poschmanns scheint darin zu bestehen, die äußere in einer innere Reise zu übertragen.
    Gerhard Falkner: "Romeo oder Julia"
    Piper Verlag, München, 272 Seiten, 22,00 Euro
    Marion Poschmann: "Die Kieferninsel"
    Suhrkamp, Berlin, 168 Seiten, 20,00 Euro