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Sicher geplant

Verkehrssicherheit. - Eine konsequente Sicherheitspolitik, um die Verkehrssicherheit der Straßen zu erhöhen, wurde in Deutschland bislang eher halbherzig verfolgt. Künftig sollen die Strassen im Land aber standardmäßig einem so genannten Sicherheitsaudit unterzogen werden, bei dem unabhängige Experten vor dem Bau oder Umbau einer Straße die Planungen auf ausreichende Sicherheit überprüfen. In vielen europäischen Nachbarländern ist das zum Teil schon seit Jahrzehnten gängige Praxis.

    Petra Butterwegge vom Verkehrstechnischen Institut der Deutschen Versicherer, das eng mit dem Bundesamt für Straßenwesen zusammenarbeitet, erklärt: "Die Engländer, Franzosen und Holländer machen das schon sehr viel länger als wir. Man hat sich nun nach einigen Jahren Forschung auch in Deutschland dazu entschieden zu sagen: Bevor eine Strasse umgebaut oder neu gebaut wird, also bevor die Bagger anrollen, ist es sinnvoll, bereits in der Planung die Sicherheitsaspekte mehr zu berücksichtigen, als es bislang in Deutschland passiert ist."

    So genannte Sicherheitsauditoren sollen dabei die Planer beraten. Diese speziell ausgebildeten Ingenieure oder Forscher sollen von der Straßenbaubehörde unabhängig sein, um nicht in Interessenkonflikte zu geraten. Bei der Beurteilung, an welchen Straßentypen besonders viele Unfälle vorkommen, helfen Statistiken der Polizei. Dort hat man im Laufe der Jahrzehnte alle Unfälle auf speziellen Landkarten festgehalten. Unfälle passieren danach häufig auf drei Typen von Streckenabschnitten, erläutet Petra Butterwegge: "Der Klassiker ist die Kurve, dann Unfälle am Knotenpunkt, also an einer Kreuzung oder Einmündung. Was es auch gibt, sind linienhafte Unfallhäufungen, also über etwas längere Ausdehnungen im Landstrassennetz hin gehäuft und vorher und nachher bricht diese Auffälligkeit ab."

    Das Risiko Kurve ließe sich nach den Erkenntnissen Butterwegges relativ leicht entschärfen, etwa durch Warnschilder oder ein Tempolimit. Die beste Höchstgeschwindigkeit müsse man durch Messungen herausfinden, so Butterwegge, und dann aber auch durchsetzen: "Dazu gehört die ortsfeste Geschwindigkeitsüberwachungsanlage." Also eine stets aktive Radaranlage.

    An Einmündungen und Kreuzungen sind Linksabbieger meist Ursache von Unfällen. Sie müssen die Spur des Gegenverkehrs passieren und unterschätzen dabei oft dessen Geschwindigkeit. Zwei Maßnahmen können solche Risiken abmindern: Ampeln mit einer speziellen Linksabbiegerspur oder der Kreisverkehr. "Der Kreisel ist eigentlich grundsätzlich, wenn er richtig gebaut und an der richtigen Stelle ist, eine der oder die beste Gestaltung bei Knotenpunkten", sagt Butterwegge. In einem Kreisel gibt es keine Linksabbieger, und außerdem dient er als natürliche Geschwindigkeitsbegrenzung. Allerdings lässt sich der Kreisverkehr auch nicht überall sinnvoll anlegen, erklärt die Verkehrsexpertin: "Außerorts sollte ein Kreisel einen Durchmesser von 30 bis 45 Metern haben. Man muss auch auf die Verkehrsstärke achten. Da gibt es Richtwerte, etwa, dass dort, wo etwa 20.000 oder 25.000 Fahrzeuge pro 24 Stunden überschritten werden, der Kreisel eigentlich nicht mehr leistungsfähig ist. Aber bis zu dieser Grenze ist er ein sinnvolles und vor allem ein hochsicheres Element." Ansonsten muss der Verkehrsfluss doch mit einer Ampel geregelt werden. Die Maßnahmen selbst sind seit langem bekannt und erprobt. Im Rahmen von Sicherheitsaudits sollen sie nun endlich auch in Deutschland konsequent und gezielt umgesetzt. In den Nachbarstaaten geschieht das zum Teil bereits seit Jahrzehnten - mit großem Erfolg.

    [Quelle: Sönke Gäthke]