In Philippsburg wurde die Leistung im Block zwei um bis zu zehn Prozent reduziert. Dem AKW Neckarwestheim könnte ähnliches bevorstehen. Auch das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein oder das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen haben die Leistung reduziert. Andere Kraftwerke könnten folgen. Denn wenn die Wassertemperatur in den Flüssen einen bestimmten Punkt erreicht, dürfen die Kraftwerke kein Kühlwasser mehr entnehmen und müssen dementsprechend den Betrieb reduzieren oder ganz einstellen.
Es geht also weniger darum, dass die Atomkraftwerke durch die Hitze in Mitleidenschaft gezogen werden; es geht eher darum, die Gewässer zu schonen, aus denen die Kraftwerke ihr Kühlwasser beziehen. In diesen Flüssen steigt durch die Hitze die Wassertemperatur kräftig an. Und wenn jetzt noch die Atomanlagen Wasser zur Kühlung entnehmen und dann aufgeheizt wieder zurückfließen lassen, wird es vor allem für die Fische in den Flüssen gefährlich. Deswegen dürfen die Kraftwerke ab einer bestimmten Wassertemperatur kein Wasser mehr aus dem Fluss ziehen – und dann folglich auch ihre Leistung zurückfahren.
Hitze könnte auch zum Sicherheitsrisiko bei Atomkraftwerken werden
Im Extremfall dürfen die betroffenen Atomkraftwerke gar kein Kühlwasser mehr aus den Flüssen ziehen. Wenn dann der interne Kühlkreislauf nicht ausreicht, müssen sie notfalls abgeschaltet werden. Es sei denn, sie erhalten eine Ausnahmegenehmigung. EnBW zum Beispiel hat für sein Kraftwerk Philippsburg eine solche Genehmigung erhalten, aber nur unter Auflagen, sagt Joachim Eberlein vom Umweltministerium in Baden-Württtemberg.
"Die Ausnahmegenehmigung wird eben nur unter der Bedingung und auch insoweit erteilt, als sie zur Sicherstellung der Bevölkerung mit Strom zwingend erforderlich ist. Und auch wenn ein Kraftwerk dann eine Ausnahmegenehmigung hat, darf es diese nur in Anspruch nehmen, soweit es für die Versorgungssicherheit erforderlich ist."
Allerdings darf die Höchsttemperatur auch dann nur bei 28,5 Grad liegen. Außerdem wird der Zustand des Wassers genau kontrolliert, also etwa der Sauerstoffgehalt oder wie viele Fische sterben. Die Umweltschutzorganisation BUND hat auber auch unter diesen Bedingungen die Ausnahmegenehmigung kritisiert. Dadurch seien die Fische akut bedroht.
Versorgungssicherheit - längerfristig Strom-Engpässe möglich
Wird das die Stromversorgung beeinträchtigen? Nur im Extremfall, sagen die Experten. Die Bundesnetzagentur gibt bisher Entwarnung.
Zunächst einmal gibt es auch Kraftwerke, die eigene Kühlsysteme haben und nicht von Flusswasser abhängig sind. Die können in der Regel weiterlaufen. Sollten doch Kraftwerke ausfallen, könnten notfalls Gaskraftwerke zugeschaltet werden. Da geht es dann auch darum, die nötige Spannung in den Netzen aufrechtzuerhalten. Joachim Eberlein vom baden-württembergischen Umweltministerium geht davon aus, dass – wie üblich – ab Mitte August mit weniger Sonneneinstrahlung zu rechnen sei und sich die Lage dann entspanne. Demnach stünden also noch rund ein, zwei kritische Wochen bevor.
Auch Kohlekraftwerke betroffen
Doch nicht nur Atomkraftwerke leiden unter der Hitze. Auch Kohlekraftwerke sind betroffen. EnBW hat wegen der hohen Wassertemperaturen auch einen Block seines Steinkohle-Dampfkraftwerks im Karlsruher Rheinhafen abgestellt. Die Kohlekraftwerke haben noch ein anderes Problem: Wegen des niedrigen Wasserpegels können die Binnenschiffe auf dem Rhein zurzeit nicht voll beladen werden. Noch kommt aber genug an. Wasserkraftwerke laufen nach Angaben von Versorgern normal für die Jahreszeit. Und Solarkraftwerke beschweren sich auch nicht über die viele Sonne, im Gegenteil.