Sie fragen - wir antworten
Wer sind Funke-Mediengruppe und Redaktionsnetzwerk Deutschland?

Ob "Tagesschau", "heute" oder DLF-Nachrichten - die "Funke Mediengruppe" und das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" werden immer öfter zitiert. Doch wer verbirgt sich eigentlich hinter den neuen Namen im Nachrichtengeschäft? Das haben Sie uns gefragt - und wir antworten.

Von Marco Bertolaso |
    Blick auf die Zentrale der Funke-Mediengruppe
    Zur Funke-Mediengruppe gehören u.a. die Zeitungen WAZ, NRZ, "Westfalenpost" und "Westfälische Rundschau" (picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd)
    Medienwandel und Auflagenkrise hin, Marktkonzentration her - Deutschland hat nach wie vor einen der vielfältigsten Zeitungsmärkte der Welt. Doch wo früher fast nur die bundesweiten Qualitätsblätter, einige Regionalzeitungen und die Zeitung mit den vier großen Buchstaben in den Nachrichten vorkamen, da drängen heute neue Namen nach vorne. Zum Beispiel die "Funke Mediengruppe" und das "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
    Wer sind diese Medienkonzerne und wo kommen sie auf einmal her? Und warum schaffen sie es in die "Tagesschau" oder in die Deutschlandfunk-Nachrichten, obwohl keine einzige Zeitung so heißt? Diese Fragen stellen uns Hörerinnen und Hörer, Nutzerinnen und Nutzer. Hier unsere Antwort.
    Das Wichtigste in Kürze
    Sowohl die "Funke Mediengruppe" als auch das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" haben etwas mit alteingesessenen Zeitungshäusern zu tun und sind das Ergebnis von Restrukturierungen, aber auch von Sparmaßnahmen. "Funke" ist der neue Name des WAZ-Konzerns. Das "Redaktionsnetzwerk" ist die Zentralredaktion der Hannoveraner Madsack-Verlagsgruppe. In beiden Fällen haben sich die Unternehmen entschlossen, mit einem Dachnamen für die Interview- und Rechercheinhalte ihrer zahlreichen Zeitungen zu werben. Sie setzen jeweils nur noch auf eine Marke und hoffen, diese immer bekannter zu machen. Politiker und andere Interviewpartner sprechen gerne mit diesen Zentralredaktionen. So können sie mit einem Gespräch, einem Zitat oder einer Information Millionen Menschen erreichen. Außerdem ist die Verbreitung über die Nachrichtenagenturen so gut wie sicher.
    Nun der etwas ausführlichere Teil, wenn Sie noch ein wenig Zeit haben.
    Tief im Westen – von WAZ zu Funke
    Die Funke Mediengruppe klingt für viele noch ungewohnt, obwohl es sich um ein Traditionsunternehmen handelt. Es hat seine Wurzeln tief im Westen, im Ruhrgebiet. 1948 wurde in Bochum die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" gegründet. Nach Aufkäufen anderer Titel nannte sich der Konzern ab Mitte der 1970er Jahre "Zeitungsgruppe WAZ", seinen Hauptsitz hatte er mittlerweile in Essen.
    1997 wurde daraus die "WAZ Mediengruppe", deren Geschäftsführer lange Jahre der ehemalige Kanzleramtsminister Bodo Hombach war. 2012 schied die Eigentümerfamilie Brost aus, für die verbliebenen Besitzer der Familie Funke war der Weg frei, dem Haus den eigenen Namen zu geben. Seitdem musste die Funke Mediengruppe eine Reihe von umstrittenen Einspar- und Kürzungswellen bewältigen. 2014 machte sie nach Angaben von de.statista.com einen Umsatz von gut 1,18 Milliarden Euro.
    Mitteleuropa - und viele Tageszeitungen in Deutschland
    Funke hat Beteiligungen in Österreich, Kroatien und Ungarn. Weit über 100 Publikums- und Fachzeitschriften, über 70 Anzeigenblätter sowie 400 Kundenzeitschriften gehören zum Konzern, genau wie Lokalradios und Internet-Angebote. Vor allem sind da aber zwölf Tageszeitungstitel in Deutschland: die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung und die Westfälische Rundschau, die Westfalenpost, die Thüringer Allgemeine, die Ostthüringer Zeitung, die Thüringische Landeszeitung, die Braunschweiger Zeitung, der Harz Kurier in Osterode, das Hamburger Abendblatt und die Bergedorfer Zeitung in Hamburg sowie die Berliner Morgenpost. Ein guter Teil der Inhalte dieser Blätter wird gemeinsam hergestellt oder ausgetauscht.
    Mit der Gründung der Zentralredaktion in Berlin kam 2015 der nächste Schritt: Sie beliefert die Print- und Digitalmedien der Gruppe mit überregionalen Themen. Ihre Recherchen und Interviews für alle Titel werden zentral mit dem Label "Funke Mediengruppe" vermarktet, etwa über Nachrichtenagenturen.
    Redaktionsnetzwerk Deutschland – Marke aus Hannover
    Ähnlich, aber doch etwas anders liegt der Fall beim "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND), das sich übrigens selbst mit modischer Binnenmajuskel als "RedaktionsNetzwerk" bezeichnet. Hier gibt es noch mehr Tradition als bei den Funkes: das RND gehört nämlich zur Madsack-Mediengruppe mit Sitz in Hannover. Der Name geht zurück auf August Madsack, der 1893 erstmals den "Hannoverschen Anzeiger" herausgab.
    Die Madsack-Gruppe gehört zu 23 Prozent der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft DDVG, die die Medienbeteiligungsunternehmen der SPD verwaltet. Für 2015 meldete der Konzern einen Gesamtumsatz von 669,4 Millionen Euro.
    Blaues Licht scheint (18.11.2014) im Madsack-Newsroom "RND Redaktionsnetzwerk Deutschland GmbH" in Hannover.
    Blaues Licht scheint (18.11.2014) im Madsack-Newsroom "RND Redaktionsnetzwerk Deutschland GmbH" in Hannover. (dpa picture alliance / Ole Spata)
    Auch bei Madsack geht es um Anzeigenblätter, Onlinegeschäft, TV-Produktionen und Radio. Zu der Gruppe gehören aber vor allem fünfzehn Tageszeitungen: Die Aller-Zeitung (Gifhorn), die Dresdner Neuesten Nachrichten, die Gelnhäuser Zeitung, das Göttinger Tageblatt/Eichsfelder Tageblatt, die Hannoversche Allgemeine, die Leipziger Volkszeitung, die Lübecker Nachrichten, die Märkische Allgemeine, das Naumburger Tageblatt, die Neue Presse, die Ostsee-Zeitung, die Peiner Allgemeine, die Schaumburger Nachrichten und die Wolfsburger Allgemeine Zeitung.
    Der Konzernname ist geblieben
    "Redaktionsnetzwerk Deutschland", kurz RND, ist - anders als bei der "Funke Mediengruppe" - nicht der neue Name des Konzerns. Madsack heißt weiter Madsack, hat aber eine Zentralredaktion in Hannover gegründet. Sie beliefert die eigenen Zeitungen, aber auch Partner wie die Kieler Nachrichten oder die Hildesheimer Allgemeine mit Inhalten. Seit dem 1.1.2017 leitet Wolfgang Büchner, früherer Chefredakteur von "Spiegel" und "Deutscher Presse-Agentur", das RND.
    Auf der eigenen Webseite heißt es: "Das RND schreibt und produziert vom Textmodul bis zur kompletten Seite individuell konfektionierte Pakete: Der Inhalt: gut recherchierte Nachrichten, exklusive Korrespondentenberichte, Reportagen, anspruchsvolle Layouts in drei Zeitungsformaten, ein Wochenend-Journal und maßgeschneiderter Content für Online-Portale."
    Und das soll jetzt noch sichtbarer werden: Madsack hat Ende Dezember 2016 entschieden, dass alle eigenen Blätter im so genannten Zeitungskopf, also auf der Titelseite, die Unterzeile "Partner im Redaktionsnetzwerk Deutschland" führen.
    Der Zeitungsmarkt bleibt in Bewegung
    Die Funke Mediengruppe und Madsack mit seinem Redaktionsnetzwerk scheinen derzeit gute Chancen zu haben, die neuen Namen am Markt durchzusetzen, auch wenn sie recht sperrig wirken. Und was macht die Konkurrenz?
    Auf eine zentrale Hauptstadtredaktion setzt auch die DuMont-Mediengruppe. Zu DuMont gehören Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnische Rundschau, der Express, die Mitteldeutsche Zeitung, die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier und die Hamburger Morgenpost. Anders als bei Funke oder Madsack wird die Arbeit der Zentralredaktion dezentral vermarktet, das heißt, die Produkte der DuMont Redaktionsgemeinschaft firmieren unter den einzelnen Zeitungstiteln. Die Kölner fahren also eine andere Strategie als Funke und Madsack.
    Es wird sich auch weiter einiges tun auf dem Markt der Mediennamen und Nachrichtenmarken. Wir versuchen, für Sie den Überblick zu behalten. Wenn Sie Fragen haben, auch zu anderen Themen, schreiben Sie uns gerne an dienachrichten@deutschlandfunk.de