Im Büro einer Polizei-Kaserne bei Paris sitzt der muslimische Militärgeistliche Mohamed-Ali Bouharb hinter seinem Schreibtisch und empfängt einen jungen Gendarm. Er informiert ihn über die Möglichkeit in der Polizeikantine "Halal"-Fleisch zu bestellen, das den muslimischen Reinheitsregeln entspricht.
Der Gendarm kommt nicht zum ersten Mal ins Büro des 32-jährigen Imam.
"Bei allen möglichen Problemen kann ich zu ihm gehen, in beruflichen und privaten Angelegenheiten. Ob es jetzt die Halal-Ernährung in der Kaserne betrifft oder private Probleme in der Familie Ich wende mich auch an ihn, wenn ich Fragen zu bestimmten Glaubenspraktiken habe, oder einen Vers im Koran nicht verstehe. Er hat immer eine Antwort."
Der geistliche Beistand sei besonders hilfreich, weil er von einem in Frankreich geborenen und ausgebildeten Imam kommt. – Einem Imam, dem die französische Gesellschaft nicht fremd ist.
"Das hat Vorteile. Es erleichtert den Austausch. Und ich kann ihm auch alle Fragen auf Französisch stellen, anders als bei den Imamen, die aus dem Ausland kommen und oft nur Arabisch sprechen. Ich fühle mich insgesamt wohler mit einem französischen Imam wie Herrn Bouharb."
Seine theologische Ausbildung hat Mohamed-Ali Bouharb an muslimischen Privatinstituten in Frankreich gemacht. Doch bevor er seinen Posten bei der Gendarmerie übernahm, belegte der Imam den 12-monatigen Abendkurs für muslimische Geistliche am Katholischen Institut Paris. Eine lehrreiche Ausbildung lobt der muslimische Militär-Seelsorger. Er habe dort sein Wissen über die Geschichte des laizistischen Frankreichs vertiefen können.
"Wir haben auch über Themen wie Euthanasie oder Abtreibung diskutiert und natürlich viel über französische Staatskunde. All das haben wir den muslimischen Lehren und den Texten des Koran gegenübergestellt."
Die säkulare Weiterbildung ist für die Imame eine wahre Entdeckungsreise, meint Olivier Bobineau, Dozent an der Katholischen Fakultät und dort zuständig für die Lehrinhalte der Weiterbildung. Besonders für Imame aus muslimischen Ländern, die oft nur sehr wenig mit der nichtmuslimischen Gesellschaft Frankreichs in Berührung kommen.
"Sie haben einen enormen Wissensdurst. Sie hören zu, sie stellen sich Fragen, sie begreifen, stellen den Dozenten Fragen ohne Unterlass, dass berichten auch meine Kollegen einhellig."
Der muslimische Rat Frankreichs, der eine säkulare Weiterbildung der Imame seinerzeit begrüßt hat, zieht jedoch eine gemischte Bilanz. Der Ratsvorsitzende Mohamed Moussaoui:
"Das Problem sind die fehlenden Kapazitäten. Die Studienplätze am katholischen Institut reichen nicht aus. Außerdem ist das Angebot nicht für Imame aus ganz Frankreich zugänglich. Ein Imam aus Marseille zum Beispiel kann sich nicht um seine Gemeinde kümmern und gleichzeitig abends in Paris studieren. Deshalb fordern wir ein Angebot für muslimische Geistliche in allen Regionen Frankreichs."
Langfristig wäre auch denkbar, dass die Muslime Frankreichs die Aufgabe selbst übernehmen. Denn dass die Katholische Fakultät sich um die Zusatzausbildung der Imame kümmert, stört viele Muslime nach wie vor, weiß der Vorsitzende des muslimischen Rat in Frankreich.
"Wenn wir Muslime es schaffen könnten, die Weiterbildung selbst in unseren eigenen Instituten anzubieten, wäre das noch besser."
Doch gibt es ein weiteres Problem mit der französischen Aus- und Weiterbildung der muslimischen Geistlichen: die mangelnde Akzeptanz der Imame in den muslimischen Gemeinden. Schon jetzt beschweren sich Absolventen der Ausbildung am katholischen Institut, dass sie als Imame mit französischer Ausbildung keine Gemeinde finden. Auch Militärseelsorger Mohamed-Ali Bouharb - der die Ausbildung am Katholischen Institut Anfang 2009 abgeschlossen hat - glaubt nicht, dass er als Imam eine Anstellung in einer französischen Moschee gefunden hätte.
"Nein, ganz ehrlich. Da muss sich die Mentalität in den Moscheen erst noch gründlich ändern. Die Entscheidungsträger dort gehören noch der alten Generation an und sind sehr konservativ. Sie haben keine Ahnung von den heutigen sozialen Bedürfnissen der Gläubigen, vor allem der jungen Muslime, die in Frankreich geboren sind. Sie verschließen sich in ihren Moscheen und wollen nicht sehen, was draußen geschieht. Deswegen importieren sie lieber weiterhin Imame aus dem Ausland, die kein Französisch sprechen."
Der Gendarm kommt nicht zum ersten Mal ins Büro des 32-jährigen Imam.
"Bei allen möglichen Problemen kann ich zu ihm gehen, in beruflichen und privaten Angelegenheiten. Ob es jetzt die Halal-Ernährung in der Kaserne betrifft oder private Probleme in der Familie Ich wende mich auch an ihn, wenn ich Fragen zu bestimmten Glaubenspraktiken habe, oder einen Vers im Koran nicht verstehe. Er hat immer eine Antwort."
Der geistliche Beistand sei besonders hilfreich, weil er von einem in Frankreich geborenen und ausgebildeten Imam kommt. – Einem Imam, dem die französische Gesellschaft nicht fremd ist.
"Das hat Vorteile. Es erleichtert den Austausch. Und ich kann ihm auch alle Fragen auf Französisch stellen, anders als bei den Imamen, die aus dem Ausland kommen und oft nur Arabisch sprechen. Ich fühle mich insgesamt wohler mit einem französischen Imam wie Herrn Bouharb."
Seine theologische Ausbildung hat Mohamed-Ali Bouharb an muslimischen Privatinstituten in Frankreich gemacht. Doch bevor er seinen Posten bei der Gendarmerie übernahm, belegte der Imam den 12-monatigen Abendkurs für muslimische Geistliche am Katholischen Institut Paris. Eine lehrreiche Ausbildung lobt der muslimische Militär-Seelsorger. Er habe dort sein Wissen über die Geschichte des laizistischen Frankreichs vertiefen können.
"Wir haben auch über Themen wie Euthanasie oder Abtreibung diskutiert und natürlich viel über französische Staatskunde. All das haben wir den muslimischen Lehren und den Texten des Koran gegenübergestellt."
Die säkulare Weiterbildung ist für die Imame eine wahre Entdeckungsreise, meint Olivier Bobineau, Dozent an der Katholischen Fakultät und dort zuständig für die Lehrinhalte der Weiterbildung. Besonders für Imame aus muslimischen Ländern, die oft nur sehr wenig mit der nichtmuslimischen Gesellschaft Frankreichs in Berührung kommen.
"Sie haben einen enormen Wissensdurst. Sie hören zu, sie stellen sich Fragen, sie begreifen, stellen den Dozenten Fragen ohne Unterlass, dass berichten auch meine Kollegen einhellig."
Der muslimische Rat Frankreichs, der eine säkulare Weiterbildung der Imame seinerzeit begrüßt hat, zieht jedoch eine gemischte Bilanz. Der Ratsvorsitzende Mohamed Moussaoui:
"Das Problem sind die fehlenden Kapazitäten. Die Studienplätze am katholischen Institut reichen nicht aus. Außerdem ist das Angebot nicht für Imame aus ganz Frankreich zugänglich. Ein Imam aus Marseille zum Beispiel kann sich nicht um seine Gemeinde kümmern und gleichzeitig abends in Paris studieren. Deshalb fordern wir ein Angebot für muslimische Geistliche in allen Regionen Frankreichs."
Langfristig wäre auch denkbar, dass die Muslime Frankreichs die Aufgabe selbst übernehmen. Denn dass die Katholische Fakultät sich um die Zusatzausbildung der Imame kümmert, stört viele Muslime nach wie vor, weiß der Vorsitzende des muslimischen Rat in Frankreich.
"Wenn wir Muslime es schaffen könnten, die Weiterbildung selbst in unseren eigenen Instituten anzubieten, wäre das noch besser."
Doch gibt es ein weiteres Problem mit der französischen Aus- und Weiterbildung der muslimischen Geistlichen: die mangelnde Akzeptanz der Imame in den muslimischen Gemeinden. Schon jetzt beschweren sich Absolventen der Ausbildung am katholischen Institut, dass sie als Imame mit französischer Ausbildung keine Gemeinde finden. Auch Militärseelsorger Mohamed-Ali Bouharb - der die Ausbildung am Katholischen Institut Anfang 2009 abgeschlossen hat - glaubt nicht, dass er als Imam eine Anstellung in einer französischen Moschee gefunden hätte.
"Nein, ganz ehrlich. Da muss sich die Mentalität in den Moscheen erst noch gründlich ändern. Die Entscheidungsträger dort gehören noch der alten Generation an und sind sehr konservativ. Sie haben keine Ahnung von den heutigen sozialen Bedürfnissen der Gläubigen, vor allem der jungen Muslime, die in Frankreich geboren sind. Sie verschließen sich in ihren Moscheen und wollen nicht sehen, was draußen geschieht. Deswegen importieren sie lieber weiterhin Imame aus dem Ausland, die kein Französisch sprechen."