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Sieg im ersten Wahlgang
Erdogan wird Präsident der Türkei

Recep Tayyip Erdogan wird neues Staatsoberhaupt der Türkei. Nach Auszählung nahezu aller Stimmen erhielt der bisherige Regierungschef bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Damit dürfte die Türkei vor der Einführung des Präsidialsystems stehen.

    Direktwahlsieger Recep Tayip Erdogan am Wahlabend auf dem Balkon AKP-Sitzes in Istanbul.
    Triumph bei der Präsidentenwahl: Recep Tayyip Erdogan zeigt sich am Wahlabend an der Seite seiner Frau seinen Anhängern (picture alliance / dpa / str)
    Im Einzelnen liegt Erdogan bei rund 52 Prozent. Der Kandidat der beiden größten Oppositionsparteien, Ihsanoglu, kommt auf annähernd 39 Prozent. Der zur kurdischen Minderheit gehörende Politiker Demirtas erhält fast neun Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug über 70 Prozent. Ein offizielles Endergebnis liegt noch nicht vor.
    Erstmals wurde das türkische Staatsoberhaupt direkt vom Volk gewählt und nicht vom Parlament. Erdogans Kontrahent Ihsanoglu hatte den Wahlkampf zuvor als "unfair" und "unausgewogen" kritisiert. Eine Begründung für diesen Vorwurf lieferte er zwar nicht, doch ist bekannt, dass Erdogan viele Millionen in seine Kampagne investieren konnte. Im Fernsehen galt dem starken Mann der Türkei die meiste Aufmerksamkeit, sein Gesicht prangte auf riesigen Plakaten an nahezu jeder Straßenecke in Istanbul. Ihsanoglus Wahlkampfteam musste dagegen mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln auskommen.
    Umbau auf Präsidialsystem erwartet
    Erdogan regiert seit 2003 und hätte nach den Statuten seiner islamisch-konservativen AKP-Partei nicht ein viertes Mal Ministerpräsident werden dürfen. Kritiker befürchten, dass der 60-Jährige als Präsident seine Macht weiter ausbauen und die Islamisierung der Türkei vorantreiben könnte. Mit einem Wahlsieg Erdogans dürften die Weichen für die Einführung eines Präsidialsystems gestellt werden.
    (tön/fi)