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Siemens Gesundheitssparte
Abspaltung sorgt für positive Entwicklung

Seit der Abspaltung der Gesundheitssparte Healthineers von Siemens im Frühjahr hat sich die Aktie erfolgreich entwickelt: Sie ist um mehr als ein Viertel gestiegen. Doch sind solche Abspaltungen nicht immer automatisch erfolgreich.

Von Mischa Ehrhardt |
    Der Magnetresonanztomograph (MRT) Magnetom Verio von Siemens, aufgenommen am 29.11.2015 im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden (Sachsen
    Der Magnetresonanztomograph (MRT) Magnetom Verio von Siemens (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Mitte März war es, als Siemens seine Gesundheitssparte Healthineers in die Selbständigkeit entließ und an die Börse brachte.
    "Siemens Healthineers AG, erster Preis: 29,10 Euro."
    29,10 Euro – wer auf den Verlauf des Aktienkurse schaut, kann nicht anders als von einem Erfolg sprechen. Heute ist die Aktie über 37 Euro Wert – eine Steigerung von mehr als einem Viertel. Hendrik Leber vom Vermögensverwalter Acatis wundert der Erfolg der herausgelösten Siemens-Gesundheitssparte nicht.
    "Der Konzern war jahrelang verängstigt durch die vielen Korruptionsskandale. Durch die Befreiung der Tochter-Einheiten in die Selbstständigkeit kommt wieder eine Dynamik herein. Der Kaeser sagte einmal, unsere Leute haben wieder Mut, vorwärts zu planen und vorwärts zu denken; und das gibt man ihnen, wenn sie in einer eigenen Einheit losgelöst vom Konzern unternehmerisch tätig sein können. Das setzt Kräfte frei, und das finde ich bei Siemens bemerkenswert, was da passiert ist!"
    Autonome Entscheidungen bei Healthineers möglich
    Eigenständige Unternehmen wie Healthineers können autonome Entscheidungen treffen; sie müssen nicht mehr mit anderen Sparten eines Großkonzerns um Gelder für Investitionen buhlen; sondern sie können sich als eigenständige Börsenunternehmen vergleichsweise leicht Geld am Kapitalmarkt beschaffen, indem sie beispielsweise neue Aktien an Investoren verkaufen. Ein Vorteil gerade im Gesundheitsbereich, meint Hendrik Leber.
    "Da wird in den nächsten Jahren sehr viel Geld ausgegeben werden müssen für die mechanisierte Medizin; für das Scanning und für die Tomografen. Durch das Selbstständig-machen kann ich am Kapitalmarkt das Geld dafür aufnehmen und kann vorwärts agieren. Also: Das war eine sehr gute Entscheidung".
    Insgesamt, so das Hauptargument, sind eigenständige Unternehmen im Unterschied zu Abteilungen in einem Großkonzern in der Konkurrenz mit anderen ihrer jeweiligen Branchen schlagkräftiger. Das ist übrigens auch das ausgesprochene Ziel der geplanten Fusion der Siemens-Zugtechniksparte mit der Zugtechnik des französischen Alstom-Konzerns. So warb Siemens-Chef Joe Kaeser auf der diesjährigen Hauptversammlung für die geplante Fusion:
    "In China haben sich die beiden führenden Anbieter der Zugindustrie zusammengeschlossen. Dadurch ist ein weltweit dominanter Wettbewerber in diesem Wachstumsmarkt entstanden. Er hat seine globalen Ansprüche bereits deutlich gemacht. Unsere Antwort darauf ist Siemens Alstom. Ein moderner und innovativer europäischer Mobilitätsanbieter mit globaler Reichweite."
    Abspaltungen nicht immer erfolgreich
    Allerdings sind solche Abspaltungen nicht automatisch auch gleich erfolgreich in ihrer Selbstständigkeit. Die vor gut einem Jahr ebenfalls aus Siemens herausgelöste und mit der spanischen Gamesa fusionierte Windtechniksparte hatte mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen: Die Umsätze sanken, der Aktienkurs hat sich halbiert. In den nächsten drei Jahren sollen rund 6.000 Arbeitsplätze weltweit abgebaut werden – rund jede fünfte Stelle fällt damit weg. Solche Entwicklungen sind einer der Hauptgründe, weswegen es auch viele Kritiker an dem Filetieren der Großkonzerne gibt. Vor allem auf Gewerkschafts- und Arbeitnehmerseite.