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Magere Zahlen, große Umbaupläne

Hierarchieebenen werden gestrafft, Geschäftsfelder neu ausgerichtet, Bereiche ausgegliedert - Siemens-Chef Joe Kaeser erläuterte im Rahmen der Halbjahresbilanz die geplante Neuausrichtung des Unternehmens. Die Gewerkschaft zeigt sich angesichts des bevorstehenden Umbaus bereits alarmiert.

Von Dieter Nürnberger | 07.05.2014
    Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, vor der Siemens Halbjahres-Pressekonferenz am 07.05.2014 in Berlin.
    Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, vor der Siemens Halbjahres-Pressekonferenz. (Rainer Jensen /dpa)
    Mit den aktuellen Geschäftszahlen wollte sich die Siemens-Spitze erst gar nicht lange aufhalten. Ein durchwachsenes Ergebnis - zwar stieg der Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent deutlich an, doch drücken Projektbelastungen und vor allem Währungseinflüsse das operative Ergebnis. Ohne diese Effekte liegt der Gesamtumsatz um ein Prozent höher als im Vorjahr, doch sank der Auftragseingang um zehn Prozent. Für Konzernchef Joe Kaeser ist die aktuelle Geschäftsentwicklung der Beweis, dass noch viel zu tun ist. Und das heißt vor allem Konzernumbau. Wobei Kaeser an jene Traditionen anknüpfen will, die Siemens stets groß gemacht haben:
    "Siemens steht - wie kein anderes Unternehmen - für Innovation bei der Elektrifizierung der Welt. Das wird in Zukunft auch so bleiben."
    Die Siemens AG will sich somit künftig konsequent entlang der Wertschöpfungsketten Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung aufstellen. Hier sieht Joe Kaeser langfristig die größten Potenziale. Dazu gehört beispielsweise der Kauf der überwiegenden Teile der Energiesparte von Rolls-Royce, dies betrifft vor allem das Gasturbinengeschäft. Zudem wird der Börsengang der Hörgeräte-Sparte vorbereitet. Analysten erwarten hier ein durchschnittliches Wachstum von rund vier Prozent pro Jahr.
    Keine neue Informationen zum Alstom-Übernahmepoker
    Die von Kaesers Vorgänger Peter Löscher eingeführte Sektoreneinteilung des Konzerns wird aufgelöst und die Zahl der strukturellen Einheiten von 16 auf 9 reduziert. Diese "Vision 2020" soll eine Konzernorganisation mit flachen Strukturen hervorbringen.
    "Wir stärken die Konzernleitung und Querschnittsfunktionen. Wir nehmen Komplexität aus dem Unternehmen heraus und senken bis Ende 2016 die Kosten nachhaltig um eine Milliarde Euro. Wir bringen die Geschäfte in Ordnung, die ihr Potential noch nicht voll ausschöpfen. Dabei legen wir den Focus auf die Geschäfte, die den größten Nachholbedarf haben."
    Wachstumsfelder sieht der Konzernchef vor allem im Markt für kleine Gasturbinen, Offshore-Windanlagen, aber auch bei der Förderung von unkonventionellem Öl und Gas. Die zunehmende Digitalisierung will Kaeser voll ausschöpfen - vor allem durch schnellere und effizientere Produktentwicklungen.
    Was die geplante Kostensenkung von einer Milliarde Euro bis 2016 konkret für die Entwicklung der Arbeitsplätze bedeutet, ließ der Konzernchef heute erst einmal offen. Nur so viel: Weitere Details würden nach Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern mitgeteilt. Der Konzern hatte bereits im Zuge des Sparprogramms "Siemens 2014" rund 15.000 Stellen gestrichen. Nun befürchten Gewerkschaften eine Fortschreibung der Arbeitsplatzverluste.
    Übrigens auch keine neuen Informationen zum Übernahmepoker zwischen Siemens und dem US-Rivalen Generel Electric um das französische Unternehmen Alstom.
    Den Mitarbeitern Rede und Antwort stehen
    Der Ausblick für das weitere Geschäftsjahr bleibt herausfordernd, wie Kaeser sagt. Hoffnung mache derzeit aber das sich deutlich belebende Geschäft auf dem amerikanischen Markt.
    Am Nachmittag will Siemens-Chef Joe Kaeser dann in Berlin auch direkt 250 Mitarbeitern Rede und Antwort stehen. Der 56-Jährige arbeitet seit 34 Jahren für das Unternehmen. Und er wird wohl ein Versprechen wiederholen, welches er bereits am Vormittag den Journalisten und Analysten gab.
    "Ich persönlich stehe dann dafür gerade, dass die nachfolgende Generation ein besseres Unternehmen weiterführen kann. Das ist meine Vision, das ist meine Verantwortung und das ist mein Versprechen."

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