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Vierschanzentournee der Frauen
"Ein großer Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung"

Die Vierschanzentournee der Frauen kommt. Das haben der Deutsche und der Österreichische Skiverband bekanntgegeben. Die Norwegerin Silje Opseth sei darüber "sehr glücklich", sagte sie im Dlf. Für die Zukunft wünscht sie sich aber eine komplette Gleichberechtigung im Skispringen.

Silje Opseth im Gespräch mit Matthias Friebe |
Skispringerin Silje Opseth aus Norwegen bei der Weltmeisterschaft in Lillehammer.
Skispringerin Silje Opseth aus Norwegen bei der Weltmeisterschaft in Lillehammer. (IMAGO / GEPA pictures)
Am vergangenen Donnerstag teilten der Deutsche und der Österreichische Skiverband mit, dass es bald auch eine Vierschanzentournee für Frauen geben wird. Noch ist jedoch nicht final bestätigt, ob Innsbruck und Bischofshofen Austragungsorte sein werden.
Nichtsdestotrotz ist die Freude bei den Skispringerinnen groß. Auch bei Silje Opseth. Die 22-jährige Norwegerin gehört seit zwei Jahren zu den besten Skispringerinnen der Welt und ist Mannschaft-Vizeweltmeisterin.
Matthias Friebe: Die Vierschanzentournee gibt es jetzt auch für die Frauen. Was sind Ihre Gedanken? Endlich?
Silje Opseth: Ja, endlich! Ich habe immer davon geträumt, bei der Vierschanzentournee zu springen, weil es der größte Wettkampf ist, den wir im Skispringen haben. Und ich bin sehr glücklich, dass wir jetzt endlich Teil davon sein können. Ich denke, es wird so viel Spaß machen.
Friebe: Was bedeutet das für das Skispringen der Frauen?
Opseth: Ich denke, es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung auf dem Weg zur kompletten Gleichberechtigung. Mein großer Traum für das Skispringen bei den Frauen ist, dass wir zusammen mit den Männern um die ganze Welt reisen und mit ihnen am gleichen Termin auf den gleichen Schanzen springen. Und, dass wir jetzt auch eine Vierschanzentournee bekommen, ist ein großer Schritt auf dem Weg dorthin.
Friebe: Warum kommt das erst jetzt, warum so spät?
Opseth: Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass es viel früher gekommen wäre. Aber manche wollten das nicht. Und das ist etwas, mit dem wir klar kommen mussten. Und deshalb bin ich jetzt sehr glücklich.
Friebe: Die Tournee ist der wichtigste Wettbewerb, haben Sie gerade schon gesagt. Welchen Stellenwert hat die Vierschanzentournee für Sie persönlich?
Opseth: Sie ist wirklich wichtig. Die Vierschanzentournee hab ich schon als kleines Kind am Fernseher verfolgt, auch als ich selbst noch gar nicht gesprungen bin. Jetzt bei der Tournee selbst antreten zu dürfen, wird mich noch einmal extra motivieren. Es ist wie ein Traum, da jetzt mitzumachen.
Friebe: Was erhoffen Sie sich davon? Wie stellen Sie sich vor, dass das abläuft?
Opseth: In meiner Wunschvorstellung sind wir am selben Ort wie die Männer and springen die Tournee genauso wie sie auch. Beginn in Oberstdorf, dann Garmisch-Partenkirchen. Ich weiß aber nicht, ob das möglich sein wird. Man hört verschiedene Meinungen und Gedanken dazu. Deshalb hoffe ich erst einmal, dass wir auf den gleichen Schanzen wie die Männer springen können und dass wir auch so viele Fans haben werden wie sie.
Friebe: Deutschland hat jetzt mitgeteilt, dass es in Garmisch startet und Oberstdorf dann das Neujahrsspringen sein wird.
Opseth: Das ist viel besser als nichts. Ich bin erst einmal sehr zufrieden, dass sie überhaupt eine Lösung gefunden haben. Aber ich hoffe, dass wir in der Zukunft auch in Oberstdorf starten können und dann nach Garmisch kommen, weil wir dann mehr Fans haben werden und es für die Entwicklung des Frauen-Skispringens gut sein wird.
Friebe: Österreich hat noch nicht bestätigt, dass auch Innsbruck und Bischofshofen dabei sind. Wäre das dann überhaupt die Tournee, wenn es stattdessen in Villach, Seefeld und Hinzenbach stattfindet?
Opseth: Das ist etwas schwer zu sagen, aber ich hoffe, dass wir auch in Innsbruck und Bischofshofen springen dürfen. Das sind große Schanzen. Wenn ich an die Vierschanzentournee denke, dann denke ich an große Schanzen und viel Spaß. Es wäre für mich sicher nicht dasselbe, wenn wir in Villach oder Seefeld oder anderen kleinen Schanzen springen würden.
Friebe: Der Sieger der Tournee bei den Männern bekommt 100.000 Schweizer Franken. Erwarten Sie das auch für Ihre Tournee?
Opseth: Oh, ich denke nicht über Preisgeld nach. Für mich ist es viel wichtiger zu springen und Spaß zu haben. Das Preisgeld ist ein Bonus. Ich habe keine Ahnung, in ein paar Jahren können wir solche Preisgelder vielleicht auch bekommen. Aber es geht dabei vor allem um Popularität unseres Sports. Die muss besser werden und wir müssen uns entwickeln, bevor wir an größere Preisgelder denken können.
Friebe: Vor wenigen Tagen hat der Weltskiverband sich auch für das Skifliegen ausgesprochen. Ist das die Gleichberechtigung oder sind sie immerhin auf dem Weg dahin?
Opseth: Es ist immerhin auf dem Weg. Das war an der Zeit. Wir haben da wirklich drauf gewartet, das war ein großes Ziel für uns in den letzten Jahren. Das ist definitiv ein großer Schritt in die richtige Richtung.