Die 32-jährige Eleni ist erleichtert: Sie erfüllt die Kriterien für das Extra-Geld zum Jahresende. Die vierfache Mutter, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, ist alleinerziehend und verdient gerade mal 550 Euro im Monat. Die 700 Euro Einmalzahlung sind für sie eine große Hilfe:
"Mit einem Teil des Geldes werde ich die offene Stromrechnung bezahlen, mit dem Rest werde ich Kleidung für meine Kinder kaufen, das kann ich mir sonst nicht leisten. Vier Paar preiswerte Kinderschuhe, vier Pullover, vier Hosen und vier Jacken - schon sind die 700 Euro weg."
Viele Bedürftige gehen leer aus
Doch nicht jeder, der bedürftig ist, bekommt diesmal etwas. Während letztes Jahr – unter der linken Syriza-Regierung - ausschließliches Kriterium das niedrige Einkommen war und über 1,3 Millionen Menschen zwischen 200 und 1.200 Euro bekamen, profitieren dieses Jahr vom fixen 700-Euro-Zuschlag, nur drei Gruppen: Menschen mit Behinderung, kinderreiche Familien und Arbeitslose mit mindestens einem Kind. Das Ergebnis: Acht von zehn Geringverdienern, die letztes Jahr dabei waren, bleiben dieses Jahr auf der Strecke.
So auch der Rentner Savvas Stringos. Im Haus der Armen-Initiative "Der andere Mensch" füllt er sein Einkaufswägelchen mit gespendeten Lebensmitteln: Nudeln, Linsen, H-Milch. Der 64-Jährige ist verbittert:
"Ich habe fest damit gerechnet, dass ich auch diesmal Geld bekomme. Letztes Jahr waren es noch 300 Euro. Ich habe dieses Geld wirklich nötig. Das, was unser Premierminister Mitsotakis dieses Jahr gemacht hat, ist unglaublich..."
"Syriza hat das Geld schon vor den Wahlen verteilt"
Die Enttäuschung von Leuten wie Stringos könne er gut nachvollziehen, sagt Tasos Gaitanis, Pressesprecher der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia. Doch das Geld reiche einfach nicht für alle. Und daran sei vor allem die linke Vorgängerregierung schuld. Sie habe einen Teil des Geldes, das der Staatshaushalt für sozial Schwache vorsah, vor der Europawahl im Mai ausgegeben:
"Wir reden von 830 Millionen Euro, die Syriza kurz vor den Wahlen als so genannte 13. Rente bezeichnete und an die griechischen Rentner verteilte, um sie in Wahrheit damit zu bestechen. Hätte die alte Regierung das nicht gemacht, hätten wir jetzt weitaus mehr Geld zur Verfügung."
Außerdem sei die Einmalzahlung nur einer von vielen Schritten. Ziel sei es schließlich, die griechische Bevölkerung langfristig zu entlasten und nicht mit einmaligen Geldhilfen gnädig zu stimmen, so der Sprecher der Konservativen:
"Wir haben ein anderes Regierungsprogramm als unsere Vorgänger: Wir sind seit fünf Monaten an der Macht, und in dieser Zeit haben wir schon die Immobiliensteuer und die Einkommenssteuer gesenkt und unterstützen die Unternehmen, damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, Maßnahmen, die den Menschen in Griechenland insgesamt helfen."
Politik für die Wohlhabenden?
Die linke Syriza wiederum, mittlerweile in der Opposition, sieht das anders. Mit ihrer Politik wolle die konservative Nea Demokratia vor allem die eigenen Anhänger unterstützen, sagt Giorgos Chondros vom Syriza-Vorstand:
"Es wird klar, welche Prioritäten sich diese Regierung setzt und welche Klassenpolitik sie betreibt. Es sind Gelder da, um die Steuer von den Großunternehmen zu senken. Für eine Bevölkerung und ein Land, das so eine große soziale Krise - fast schon Katastrophe - durchgemacht hat, ist das eine enorme Provokation."