1910 schrieb der Komponist Arnold Schönberg in seinen "Aphorismen" über die Kunst: "Kunst ist der Notschrei jener, die an sich das Schicksal der Menschheit erleben. Die nicht mit ihm sich abfinden, sondern sich mit ihm auseinandersetzen. Die nicht stumpf den Motor dunkler Mächte bedienen, sondern sich ins laufende Rad stürzen, um die Konstruktion zu begreifen. Die nicht die Augen abwenden, um sich vor Emotionen zu behüten, sondern sie aufreißen, um anzugehen, was angegangen werden muß. Und innen, in ihnen, ist die Bewegung der Welt; nach außen dringt nur der Widerhall: das Kunstwerk!"
Zu diesem Zeitpunkt ahnte Schönberg nicht, dass er, getreu seiner Zeilen, nach dem Zweiten Weltkrieg mit "Ein Überlebender aus Warschau" eine klingende Anklage gegen den nationalsozialistischen Völkermord schreiben sollte. Doch Schönbergs Sätze gelten auf ähnliche Weise ebenso für viele Werke Gustav Mahlers, der einige Sinfonien Beethovens retuschiert hat, als auch für Beethoven selbst, der trotz seiner fast völligen Ertaubung ein so lebensbejahendes und richtungweisendes Werk wie die 9. Sinfonie schrieb.
Mit dem traditionellen Sylvesterkonzert des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin unter seinem neuen Chefdirigenten Vladimir Jurowski läßt der Deutschlandfunk sein Programm am letzten Tag des Jahres ausklingen.
Arnold Schönberg
"A Survivor from Warshaw" für Sprecher, Männerchor und Orchester op. 46
"A Survivor from Warshaw" für Sprecher, Männerchor und Orchester op. 46
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll, op. 125 (mit Orchesterretuschen von Gustav Mahler)
Sinfonie Nr. 9 d-Moll, op. 125 (mit Orchesterretuschen von Gustav Mahler)
Christina Landshamer, Sopran
Maria Gortsevskaya, Alt
Torsten Kerl, Tenor
Dietrich Henschel, Sprecher/Bass
Rundfunkckor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski
Maria Gortsevskaya, Alt
Torsten Kerl, Tenor
Dietrich Henschel, Sprecher/Bass
Rundfunkckor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski
Mitschnitt vom 30.12.2017 aus dem Konzerthaus Berlin