Drei, zwo, eins, null. (lauter Knall) Auf dem Innenhof ihres Betriebsgeländes in Berlin-Mitte lässt es die Feuerwehr tüchtig krachen.
"Das knallt zwar jetzt ein bisschen mehr, aber dafür ist die Hand auch weg."
"Finger weg von den 'Polenböllern'"
Landesbranddirektor Wilfried Gräfling demonstriert einer Gruppe von Medienvertretern, wie gefährlich der Umgang mit Feuerwerkskörpern sein kann, vor allem mit den sogenannten ‚Polenböllern’:
"Also, da ist nicht Schwarzpulver drin als Sprengstoff, sondern teilweise industrieller Sprengstoff, die Menge ist dann teilweise unbekannt, und die Sprengwirkung ist dann um ein Wesentliches höher als das, was wir im legalen Feuerwerk finden. Also deswegen: Finger weg von den ‚Polenböllern’, lieber zum legalen Feuerwerk greifen, da ist man sicherer."
Dennoch werden auch in diesem Jahr wieder Verletzungen, Unfälle und Brände, die durch den falschen Umgang mit Feuerwerk entstehen, zur traurigen Realität der Silvesternacht gehören. Im vergangenen Jahr mussten allein 50 Menschen im Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn behandelt werden. Die Berliner Feuerwehr ist auf den Großeinsatz in der Silvesternacht vorbereitet: 1.500 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte stehen bereit, dazu 391 Einsatzfahrzeuge. Das entspricht dem Aufgebot der Vorjahre.
Keine zusätzliche Feuerwehr am Brandenburger Tor
Auch auf der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor werden zwei temporäre Feuerwachen eingerichtet. Gerade will Landesbranddirektor Wilfried Gräfling erklären, warum er sein Personal trotz der verstärkten Sicherheitslage dort nicht aufstocken wird:
"Wir haben das geprüft, wir haben das diskutiert, aber es macht keinen Sinn, jetzt vor Ort an dieser Stelle zusätzliches Personal ..."
Plötzlich kippt eine 16-Schuss-Batterie Knallkörper um und entlädt sich unkontrolliert über den Platz. Gefährlich zischen die Querschläger durch die Beine der Kameraleute und durch die Luft. Der Feuerwehrchef ist erkennbar konsterniert und beendet den Spuk kurzerhand.
"Das war schon nicht übel, ne? Die Kameras haben es ja aufgenommen, also: Feuerwerk ist kein Kinderspielzeug."
"Das war schon nicht übel, ne? Die Kameras haben es ja aufgenommen, also: Feuerwerk ist kein Kinderspielzeug."
"Wir sind gut vorbereitet, es soll eine fröhliche Silvesterparty geben"
Ortswechsel. Auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gedenkt Berlins Innensenator Andreas Geisel der Toten vom Anschlag am 19. Dezember. In den vergangenen Tagen hat er das Sicherheitskonzept für die Silvesterfeiern den neuen Anforderungen angepasst. Insgesamt 2.400 Polizisten werden in der Stadt zugegen sein, die Mehrzahl der Beamten auf der großen Silvesterparty auf der Straße des 17. Juni.
"Wir haben jetzt dann am 31.12. 1.700 Einsatzkräfte am Brandenburger Tor am Einsatz, dazu kommen viele Hunderte Helfer des DRK, private Sicherheitsdienste, Technisches Hilfswerk, die alle vor Ort sein werden, es sind entsprechende Betonpoller aufgestellt worden, wir sind gut vorbereitet, und ich denke, dass es ne fröhliche Silvesterparty geben soll, und niemand soll sich den Spaß nehmen lassen."
Die Einlasskontrollen werden noch gründlicher ausfallen als schon in den vergangenen Jahren. Polizisten mit Maschinenpistolen werden dabei stehen. Eine konkrete Gefährdungslage sieht Berlins Innensenator dennoch nicht. Sie sei "abstrakt hoch", wie schon vor dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz:
"Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, aber jetzt auf die Silvesterparty zu verzichten, hieße, den Terroristen an dieser Stelle noch die Befriedigung geben, dass sie erreicht haben, die Menschen in Angst zu versetzen, und gerade aus diesem Grund dürfen wir diese Angst nicht zeigen und dürfen unseren Alltag nicht ändern. Ich werde auch bei der Silvesterparty präsent sein."
"Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, aber jetzt auf die Silvesterparty zu verzichten, hieße, den Terroristen an dieser Stelle noch die Befriedigung geben, dass sie erreicht haben, die Menschen in Angst zu versetzen, und gerade aus diesem Grund dürfen wir diese Angst nicht zeigen und dürfen unseren Alltag nicht ändern. Ich werde auch bei der Silvesterparty präsent sein."
"Die Ausgelassenheit wird einer Nachdenklichkeit Platz geben"
Doch es geht auch etwas ruhiger in Berlin. Am Breitscheidplatz dudelt seit dem Anschlag keine Weihnachtsmusik mehr aus den Boxen. Anselm Lange, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates der Gedächtniskirche, steht an einem Tisch und isst in aller Ruhe eine Waffel. Er ist beeindruckt vom Innehalten der Berliner, von ihrem, wie er sagt, "dezenten" Umgang mit dem Anschlag. Und hofft, dass das einen Moment lang auch noch so bleibt:
"Ich glaube, das wird uns auch in das nächste Jahr begleiten, insofern wird es, so wie Weihnachten auch schon ganz besonders gewesen ist, so wird es auch zu Silvester sein: Die Ausgelassenheit wird Platz geben zu einer Nachdenklichkeit, und ich glaube, das ist ein angemessener Weg, darauf zu reagieren."