Lautes Gelächter auf dem ZANUZ-PF-Parteitag letzte Woche, als Robert Mugabe witzelt, die nicht anwesenden Parteikameraden hätten jetzt mehr Zeit, sich um ihre Farmen zu kümmern. Gemeint war damit vor allem seine Vize-Präsidentin Joyce Mujuru. Die hatte es nach einer wochenlangen Hetzjagd auf sie vorgezogen, nicht zum Parteitag zu erscheinen. Mugabes Ehefrau Grace hatte ihr vorgeworfen, Mujuru sei korrupt und wolle ihren Mann ermorden lassen, um selbst Präsidentin zu werden.
"Eine Gruppe in unserer Mitte hat eine zerstörerische Operation geplant, sagt Robert Mugabe. Wir haben uns dieses Problems angenommen und es erledigt. Die Partei ist sicher, die Anführer sind sicher."
Nach dem Parteitag hat Joyce Mujuru die Vorwürfe in einer schriftlichen Erklärung zurückgewiesen. Ihre Loyalität zu Präsident Mugabe und zu Simbabwe sei unstrittig. Gebracht hat es nichts: Drei Tage später hat Mugabe sie und acht weitere Minister entlassen. Angeblich wegen Korruption und Fehlverhaltens im Amt. Joy Mabhenge von der zivilgesellschaftlichen Gruppe "Crisis in Zimbabwe Coalition" hält diese Begründung für vorgeschoben:
"Da ging es mehr um Flügelkämpfe in der ZANU-PF. Mugabe versucht so, wieder die Kontrolle über seine Nachfolge zu übernehmen. Ihm ging es darum, die Fraktion von Emmerson Mnangagwa zu stärken."
Emmerson Mnangagwa ist neuer Vize-Präsident und damit der neue starke Mann an Mugabes Seite; Spitzname: "Das Krokodil". Der 68-jährige Hardliner ist gefürchtet für seine Geheimniskrämerei und Rücksichtslosigkeit. Mnagagwa ist Mugabe seit fast 50 Jahren treu ergeben, hat ihn durch Gefängnis, Guerilla-Krieg und sämtliche Regierungen nach der Unabhängigkeit begleitet.
Er galt neben Joyce Mujuru schon lange als potenzieller Nachfolger von Robert Mugabe. Der Machtkampf zwischen den beiden Fraktionen hat die Partei gelähmt. Jetzt ist Mnagagwa alleine in der Pole-Position. Aber zu früh sollte man sich auf diese Lesart nicht einlassen, meint Joy Mabhenge von der "Crisis in Zimbabwe Coalition":
"Es sieht so aus, als sei Mnangagwa jetzt ein Stückchen näher an der Macht. Aber es ist nicht gesagt, dass das schon der letzte Zug von Mugabe ist. Es kann sein, dass wir eine ganz andere Lösung präsentiert bekommen, wenn Mugabe irgendwann abtritt. Das ist nur ein Indikator, dass er sich mit Mnagagwa an seiner Seite wohler fühlt als mit Mujuru."
Kometenhafter Aufstieg von Mugabes Frau Grace
Denn Mugabe treibt laut Joy Mabhenge vor allem eines an: die Zukunft seiner Familie und seines Besitzes. Und zwar sowohl zu seinen Lebzeiten, als auch danach.
"Die Menschen, die der First Family nahestehen, sollen diejenigen sein, die auch nah an der Macht sind. Sie sollen sicherstellen, dass die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Familie geschützt werden."
Das dürfte auch der Grund für den kometenhaften Aufstieg von Mugabes Frau Grace in der simbabwischen Politik sein: Die First Lady ist bis vor kurzem wegen ihrer Vorliebe für exklusive Einkaufstouren als "First Shopper" verhöhnt worden. Jetzt ist die ehemalige Schreibkraft Mugabes ohne jede politische Erfahrung auf den Chefposten der einflussreichen ZANU-PF-Frauenliga gehievt worden.
Dass sie Ambitionen hat, die sie auch knallhart verfolgt, hat sie mit ihrer erfolgreichen Hetzkampagne gegen Joyce Mujuru nachgewiesen. In einem Interview hat sie außerdem deutlich gemacht, dass sie sich das Präsidentenamt durchaus zutrauen würde. Viele in Simbabwe fürchten schon eine Mugabe-Dynastie auf sich zukommen. Das hält Joy Mabhenge von der "Crisis in Zimbabwe Coalition" für eher unwahrscheinlich.
"So weit oben wird sie nicht sein – aber vielleicht doch nah dran. Ich denke, ihre Aufgabe ist es, die Familien-Interessen durch politische Teilhabe zu wahren. Ich glaube nicht, dass sie sich mit dem Posten der Frauenliga-Chefin zufrieden geben wird. Sie zielt definitiv höher. Vielleicht wird sie Vize-Präsidentin."
Wenn es nach Robert Mugabe geht, werden solche Nachfolge-Debatten aber sowieso nicht geführt. Schließlich ist er gerade zum Spitzenkandidaten für die Präsidentenwahl 2018 gekürt worden. Dann wäre er 94 Jahre alt
Allerdings hat man beim Parteitag deutlich gesehen, dass er gesundheitliche Probleme hat. Seine Reden waren deutlich kürzer als sonst. Immer wieder wirkte er konfus. Einmal hat er sogar "pasi neZANU-PF" gerufen – was so viel heißt wie "Nieder mit ZANU-PF!". Aber auf der Bühne gibt Mugabe weiter den ewigen Befreier und Herrscher.
"Ich bleibe hier, solange ich die Kraft dafür habe. Ich werde so hart arbeiten wie ich kann. So lange ich gesund bin und einen klaren Kopf habe, werde ich mein Bestes für Simbabwe geben."
Millionen von Simbabwern fürchten, dass der greise Diktator es damit ernst meinen könnte.