Das Stück erzählt von einer um sich greifenden Verheerung von Menschen durch den Krieg. Und das zumindest wird durch die Inszenierung und zumal das Bühnenbild recht deutlich.
1934/35 schrieb Karl Amadeus Hartmann ahnungsvoll diese Szenen einer Jugend, der des arglos in die Welt stolpernden Simplicius Simplicissimus. Hermann Scherchen, der Dirigent und Mentor des vor den Nazis in die "innere Emigration" abgetauchten Münchner Komponisten, regte ihn dazu an.
Hartmann war berührt von Grimmelshausens Roman über den 30-jährigen Krieg und über dies "verwahrloste, unmündige Kind", das durch "mühsames Lernen selbstverständlicher Dinge zum Wissen von sich selbst und von der Welt gelangt."
Holzschnittartig sind die Figuren angelegt, die Hartmann in den drei Bildern zeigt:
Wie Simplicius die Tötung seiner Eltern durch marodierende Soldaten erlebt; wie er zu einem Einsiedler in den Wald flüchtet und auch dessen Tod verkraften muss; wie er am Hof des Gouverneurs vom baldigen Untergang der Oberen traumdeutend erzählt und tatsächlich aufständische Bauern eindringen und das Oberste zu unters kehren.
Holzschnittartig sind auch Hartmanns Theater-Mittel. Ein Sprecher nach Art des epischen Theaters tritt immer wieder auf, und zieht gleichsam predigerhaft die Lehren aus dem Gezeigten. In der Hannoveraner Neuinszenierung des selten gespielten Stücks ist dies die schwächste Position.
Ein älterer Darsteller in Hartmann-Maske zählt da mit pathetischer Stimme die Totenstatistik auf: zwölf Millionen Lebende in Deutschland vor dem Krieg, nur mehr ein Drittel danach.
Wie schon in einer der wenigen früheren Inszenierungen lässt der junge Frank Hilbrich in seiner Hannoveraner Deutung das Stück in einem Innen-Einheitsraum spielen.
Volker Thiele hat dafür ein gutbürgerliches Zimmer gebaut, anfangs mit zugezogenem Vorhang, hinter dem sich dann ein Spiegelkabinett öffnet. Durch dies stürmt im dritten Bild das aufständische Volk, während die Tapeten und die Decke immer weiter herunter reißen.
Simplicius im weißen Strampelanzug spielt anfangs mit seinen Stofftieren auf einem Spielzeug-Bauernhof. In den dringt eine mit Wolfsköpfen maskierte Prügel-Truppe ein. In dem verwüsteten Zimmer sucht ein Penner, der Einsiedler, Zuflucht und stemmt bald schon die Holzplatten auf, um sich darunter zur ewigen Ruhe zu betten.
Das dritte Bild wird dominiert von überfetteten Militärs mit frei hängendem Gemächte und einer stöckelnden stummen Dame in Strapsen, die sich mit Luftballons gepanzert hat. Mit orgasmischem Bumsen werden die dann zum Platzen gebracht.
Hartmann hat das kaum neunzigminütige Kammerstück nach dem Krieg überarbeitet, das Orchester erweitert auf symphonische Stärke und mit einem versöhnlichen Schluss versehen. In Hannover spielt man unter Lutz de Veer eine Mischfassung: ursprüngliche Dramaturgie bei vollem Orchester.
Das nimmt dem Stück mehr als es ihm gibt. Die Bilder geraten allzu grob und auch das Spiel verliert an pointierter Feinzeichnung. Olivia Stahn in der Titelpartie wirkt eher outriert. Das Hannoveraner Publikum im nicht gefüllten Haus schien es gleichwohl zufrieden, reagierte mit etwas künstlichen Bravos, aber auch Buhs.
Die Chance, das so aktuelle Stück heimischer zu machen in den Spielplänen, wurde mit dieser Inszenierung vertan. Man schaut eher ungerührt den allzu geläufigen Bildern zu. Und Hartmanns zitatenreiche, assoziative Musik wirkt fremd zu dieser Szene.
1934/35 schrieb Karl Amadeus Hartmann ahnungsvoll diese Szenen einer Jugend, der des arglos in die Welt stolpernden Simplicius Simplicissimus. Hermann Scherchen, der Dirigent und Mentor des vor den Nazis in die "innere Emigration" abgetauchten Münchner Komponisten, regte ihn dazu an.
Hartmann war berührt von Grimmelshausens Roman über den 30-jährigen Krieg und über dies "verwahrloste, unmündige Kind", das durch "mühsames Lernen selbstverständlicher Dinge zum Wissen von sich selbst und von der Welt gelangt."
Holzschnittartig sind die Figuren angelegt, die Hartmann in den drei Bildern zeigt:
Wie Simplicius die Tötung seiner Eltern durch marodierende Soldaten erlebt; wie er zu einem Einsiedler in den Wald flüchtet und auch dessen Tod verkraften muss; wie er am Hof des Gouverneurs vom baldigen Untergang der Oberen traumdeutend erzählt und tatsächlich aufständische Bauern eindringen und das Oberste zu unters kehren.
Holzschnittartig sind auch Hartmanns Theater-Mittel. Ein Sprecher nach Art des epischen Theaters tritt immer wieder auf, und zieht gleichsam predigerhaft die Lehren aus dem Gezeigten. In der Hannoveraner Neuinszenierung des selten gespielten Stücks ist dies die schwächste Position.
Ein älterer Darsteller in Hartmann-Maske zählt da mit pathetischer Stimme die Totenstatistik auf: zwölf Millionen Lebende in Deutschland vor dem Krieg, nur mehr ein Drittel danach.
Wie schon in einer der wenigen früheren Inszenierungen lässt der junge Frank Hilbrich in seiner Hannoveraner Deutung das Stück in einem Innen-Einheitsraum spielen.
Volker Thiele hat dafür ein gutbürgerliches Zimmer gebaut, anfangs mit zugezogenem Vorhang, hinter dem sich dann ein Spiegelkabinett öffnet. Durch dies stürmt im dritten Bild das aufständische Volk, während die Tapeten und die Decke immer weiter herunter reißen.
Simplicius im weißen Strampelanzug spielt anfangs mit seinen Stofftieren auf einem Spielzeug-Bauernhof. In den dringt eine mit Wolfsköpfen maskierte Prügel-Truppe ein. In dem verwüsteten Zimmer sucht ein Penner, der Einsiedler, Zuflucht und stemmt bald schon die Holzplatten auf, um sich darunter zur ewigen Ruhe zu betten.
Das dritte Bild wird dominiert von überfetteten Militärs mit frei hängendem Gemächte und einer stöckelnden stummen Dame in Strapsen, die sich mit Luftballons gepanzert hat. Mit orgasmischem Bumsen werden die dann zum Platzen gebracht.
Hartmann hat das kaum neunzigminütige Kammerstück nach dem Krieg überarbeitet, das Orchester erweitert auf symphonische Stärke und mit einem versöhnlichen Schluss versehen. In Hannover spielt man unter Lutz de Veer eine Mischfassung: ursprüngliche Dramaturgie bei vollem Orchester.
Das nimmt dem Stück mehr als es ihm gibt. Die Bilder geraten allzu grob und auch das Spiel verliert an pointierter Feinzeichnung. Olivia Stahn in der Titelpartie wirkt eher outriert. Das Hannoveraner Publikum im nicht gefüllten Haus schien es gleichwohl zufrieden, reagierte mit etwas künstlichen Bravos, aber auch Buhs.
Die Chance, das so aktuelle Stück heimischer zu machen in den Spielplänen, wurde mit dieser Inszenierung vertan. Man schaut eher ungerührt den allzu geläufigen Bildern zu. Und Hartmanns zitatenreiche, assoziative Musik wirkt fremd zu dieser Szene.