Deutsche Markenbutter, 250 Gramm, sollen künftig 79 statt wie bisher 85 Cent kosten. Auch "dauerhaft billiger", so betont es Aldi Süd mit einer Art Prädikat, werden das Frischkäse-Fass und der "Französische Käse". Den Butterpreis ebenfalls bereits gesenkt hat Norma. Andere Mitbewerber werden schon bald folgen. So funktioniert die Welt der großen Lebensmittelhändler heute: Preise fallen und steigen wieder. Letzteres meist weniger öffentlichkeitswirksam.
Der Preismonitor des Statistischen Bundesamts zeigt die Entwicklung verschiedener Produkte auf. Die Kurven von H-Milch und Butter ähneln sich sehr. Und sie zeigen: Die Preise nähern sich dem historischen Tiefstand im Jahr 2009. Damals schütteten Bauern in ganz Deutschland ihre Milch weg. Tausende Liter. Auf ihre Felder, Straßen oder Plätze in Städten. Sie protestierten damit gegen den niedrigen Preis, den sie für ihr Produkt auf dem Markt erhielten: Nur noch etwa 20 Cent waren es damals zwischenzeitlich.
28 Cent war nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes ein Liter Milch im gerade zu Ende gegangenen Juli wert. 40 Cent waren es noch im Januar 2014 gewesen. Also 12 Cent Verlust in nur anderthalb Jahren. Eine Ursache für den Preisverfall: Derzeit übersteigt das Angebot von Milch die Nachfrage. Im März war das System der Milchquote abgeschafft worden. Sie war im Jahr 1984 eingeführt worden, um auf die Überproduktion von Milchprodukten zu reagieren.
Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands ist die Menge aber seit April weder in Deutschland noch in Europa nennenswert gestiegen. Gründe für den Preisverfall seien vor allem das Russland-Embargo, die schwächelnde Konjunktur in asiatischen Märkten wie China sowie die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels.
Minister Schmidt appelliert an den Handel
"Die Milchbauern sind die Schwächsten in der Produktionskette", bestätigt Jule Reimer, die im Deutschlandfunk als Redakteurin die Sendung "Umwelt und Verbraucher" betreut. Den Landwirten stünden die Molkereien gegenüber und am Ende der Kette der Lebensmitteleinzelhandel. "Da gibt es mittlerweile nur noch wenige Anbieter und die haben eine entsprechend große Marktmacht - so können Lidl und Aldi sich ganz gut einen Wettlauf um den niedrigsten Milchpreis liefern und das auch länger durchhalten. Der einzelne Milchbauer, zumal die kleineren, nicht. Die sitzen am kürzeren Hebel."
Die Milchbauern sollten sich zu größeren Anbietergemeinschaften zusammenzuschließen, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Molkereien zu haben, schlägt Bundesagrarminister Christian Schmidt vor. Diese müssten mit dem Einzelhandel entsprechend höhere Preise vereinbaren. An den Handel appellierte der CSU-Politiker in der "Welt am Sonntag", bei Grundnahrungsmittel auf einen ruinösen Preiskampf zu verzichten. Er selbst will den Export deutscher Milchprodukte fördern, beispielsweise in den Nahen Osten oder nach China.
Export als Weg aus der Krise?
Aber ist Milch grundsätzlich das richtige Produkt für eine internationale Vermarktungsstrategie? Deutschlandfunk-Fachredakteurin Jule Reimer bezweifelt das: "Wenn es den USA gelingt, mit vielen Pazifik-Anrainern das Freihandelsabkommen TPP ins Leben zu rufen, werden im asiatischen Raum erst einmal die neuseeländischen Milchbauern Geschäfte machen." Die kleineren europäischen Milchbauern könnten bei dieser Politik und auf einem liberalisierten Markt nicht mithalten.
In den Entwicklungsländern habe die Exportpolitik die altbekannten Folgen, so Reimer: "Da die großen Agrarbetriebe in Europa immer noch die Vorteile allgemeiner Subventionen genießen, sind die Milchprodukte billiger als auf den Märkten in Afrika und Asien, die europäischen Exporte verdrängen die meist kleineren lokalen Milchbauern dort."
Nach 2009 hätten die Preise tatsächlich angezogen, weil unter anderem der Export recht gut lief. Zum Beispiel nach China.
(bor/tzi)