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Sinkendes Zuschauerinteresse
Olympia wird für NBC zum Problem

Seit 1988 überträgt NBC die Olympischen Spiele in den USA. Aber jetzt scheint eine Erfolgsgeschichte zu Ende zu gehen, die Quoten fallen auf das niedrigste Niveau aller Zeiten. Verärgerte Werbekunden, Veränderungen der Fernsehwelt und ein milliardenschwerer Vertrag mit dem Internationalen Olympischen Komitee - NBC muss einige Probleme lösen.

Von Piet Kreuzer |
Das NBC-Logo und die Olympischen Ringe an der National Mall in Washington, D.C. im Juli 2021.
Das NBC-Logo und die Olympischen Ringe an der National Mall in Washington, D.C. im Juli 2021. (www.imago-images.de)
Von Ergebnissen wie bei den Spielen von Rio oder London kann Comcast, das Mutterunternehmen von NBC nur träumen. 40 Prozent weniger Zuschauer. Dabei hatten die Werbekunden 1,25 Milliarden US-Dollar für garantierte Quoten gezahlt, die jetzt aber deutlich unterschritten wurden.
"Offensichtlich gibt es einen Rückgang der Reichweiten beim traditionellen Fernsehen im Vergleich zu den Spielen 2016. Das sind die niedrigsten in den vergangenen 33 Jahren. Die US-Werbewirtschaft schreit nach Blut", erklärt Claire Atkinson von CNN Business.

NBC muss Werbekunden entschädigen

Deshalb muss NBC die Kunden entschädigen. Entweder durch zusätzliche Spots im Streaming oder auf den digitalen Plattformen oder durch kostenfreie Spots bei anderen Sportübertragungen, beispielsweise bei der NFL. Trotz der schlechten Entwicklungen hat NBC mit Olympia immer noch höhere Quoten als die Konkurrenz zur Primetime. 13,5 Millionen im Schnitt.
"Aus dieser Perspektive sind die Zahlen also gar nicht so schlecht. Der Rückgang entspricht dem aller anderen Sendungen, aber im Gegensatz dazu sind die Olympischen Spiele angeblich immun, wenn auch nicht völlig immun, aber doch teilweise immun", erklärte Jon Lewis alias Paulsen, der Gründer des Branchendiensts "sports media watch" in einem Podcast:
"Das ist der Vorteil, den der Sport haben soll, denn die Einschaltquoten relevanter Live-Programme sollen weniger zurückgehen als die von Unterhaltungssendungen, die man sich auf Netflix ansehen kann und die man einen Monat später ohne Einbußen sieht."

Leere Stadien, Spiele ohne Biles, Zeitunterschied

Die Gründe für die Erosion der Olympia-Quoten sind vielschichtig. Wegen der Pandemie leere Stadien waren aus Sicht des Fernsehens nicht hilfreich, die bringen nämlich auch den Zuschauern zu Hause mehr Spaß. Dazu der weitgehende Rückzug von Superstar Simone Biles. Vor allem aber auch das Überangebot an Olympia. NBC zeigte 7.000 Stunden auf zwei Fernsehsendern in sechs Kabelnetzwerken mit zahlreichen digitalen Plattformen und dem Streamingdienst Peacock.
"Es gibt viele Möglichkeiten, Olympia zu schauen, das verwirrt viele Leute. Und bei einem Zeitunterschied von 13 Stunden schauen sich viele Leute die Höhepunkte und Zusammenfassungen ein", so Claire Atkinson. Peacock ist der einzige Lichtblick im Universum von NBC. "Es ist ein großer Erfolg für den Streamingdienst Peacock, der vor einem Jahr auf Sendung ging. Ursprünglich waren die Spiele im Jahr 2020 als Anschub für den Streamingdienst geplant."

Medienexperte: Olympia muffige alte Marke aus dem Jahr 1896

Viele Experten glauben, die Olympischen Spiele insgesamt werden im Laufe der Jahre generell an Bedeutung verlieren. Denn junge Leute sind nicht wirklich interessiert, vor allem jetzt, wo sie alles sehen können. Olympia ist für den Medienexperten Jon Lewis eine muffige alte Marke aus dem Jahr 1896, die sich gerne so darstellt, als wäre es noch 1896.
"Ich denke, dass der Trend bei den Olympischen Spielen letztendlich nach unten geht, und Corona hat das beschleunigt." Junge Leute haben laut Lewis Interesse an der NBA, der NFL und auch an der MLB. Das würde aber nicht auf Baseball und die Olympischen Spiele zutreffen.
"Ich würde mir langfristig Sorgen um die Einschaltquoten machen, weil die jungen Leute nicht mehr da sind. Die jüngeren Leute haben weniger Bindung zu all diesen Top-Events." NBC muss jetzt sein Konzept für die Zukunft überdenken. Zwölf Milliarden US-Dollar hat der Sender für den Medien-Vertrag bis 2032 bezahlt.