Die Coronakrise habe auch die Außendiplomatie Chinas verändert, sagte die Sinologin Mareike Ohlberg. Sie war bis Ende April 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin.
Normalerweise versuche die chinesische Regierung mit der überwältigenden Mehrheit an Staaten und Regierungen gemeinsame Sache zu machen und dann nur einige wenige als "internationalen Buhmann" zu isolieren. Das habe China in Europa zum Beispiel mit Schweden gemacht, wo es sehr aggressive Diplomatie gegeben habe. Aber nun schieße man gegen zu viele Länder auf einmal.
Große Teile Europas seien verärgert, denn einerseits hätten viele Regierungen China still Hilfe geleistet. Gespendete Waren müssten nun zurückgekauft werden, oft in schlechter Qualität.
Sinologin Ohlberg hält es für möglich, dass Deutschland seine Abhängigkeit von China reduzieren kann. Viel zu häufig nehme man jedoch noch Aussagen aus China für bare Münze. Man müsse viel mehr schauen, was die grundsätzlichen Interessen Chinas seien.
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