Vorurteile gegenüber Roma und Sinti sind vielfältig und haben eine lange Tradition. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fasste 2014 die Ergebnisse ihrer Expertise über "Bevölkerungseinstellungen zu Sinti und Roma" so zusammen:
"Bei keiner anderen Gruppe zeigt sich ein so durchgängig deutliches Bild der Ablehnung."
Die Bilder von Nomadentum, Kriminalität, Bettelei, Promiskuität und schlechter Mutterschaft haben sich über Jahrhunderte aufgebaut und sind in gängigen Vorurteilen immer noch präsent. Bei der Frage: Wen wollen sie auf keinen Fall in ihrer Nachbarschaft wohnen haben, landeten in der Umfrage der Antidiskriminierungsstelle auf dem Spitzenplatz, noch vor Asylbewerbern, Muslimen, Schwarzen und Juden: die Roma und Sinti. In den Bundesländern haben die Behörden gezielt Integrationsprogramme für dort ansässige Roma und Sinti beschlossen und umgesetzt. In Schleswig-Holstein bemüht sich die Politik seit drei Jahrzehnten mit besonderem Einsatz, die soziale Lage der alteingesessenen Sinti Familien zu verbessern. So hat sich in der Landeshauptstadt Kiel ein erfolgreiches Schulprogramm etabliert.
"Ich bin Sylvia Weiss-Herrmann, Bildungsberaterin, und bin an der Grundschule in Mettenhof tätig."
Der Arbeitstag der Sinteza Sylvia Lucia Weiss-Hermann beginnt um 7:30 Uhr. Sie kümmert sich um schulpflichtige Kinder aus Sinti und Roma Familien.
"Dann hole ich vier bis fünf Kinder von zu Hause ab, die bringe ich dann zur Schule, das ist freiwillig, muss nicht. Das klappt auch wunderbar, wenn ich es nicht mache, aber die Kinder freuen sich auch, die haben dann Lust, die stehen auf und sagen: Ah, Frau Weiss holt uns ab. Das ist auch eine Motivation für die Kinder. Die verteile ich dann in die Klassen, gucke, ob sich jemand krank gemeldet hat. Und dann gehe ich von Klasse zu Klasse. Dann habe ich mal eine Stunde Deutsch, die ich begleite."
"Die Mutter, die Mutter kocht, kocht die Suppe."
Misstrauen gegenüber Schule - auch historisch bedingt
Sinti und Roma standen dem öffentlichen Schulwesen immer skeptisch bis ablehnend gegenüber. Dies hat auch historische Gründe, die weit zurück bis in die Jahre der NS-Diktatur reichen, erläutert der bald 70-jährige Ewald Weiss.
"Ich war nie in der Schule, weil meine Eltern Angst gehabt haben, weil meine Mutter zum Beispiel aus der Schule raus, rein ins KZ. Unsere Eltern haben nicht mal gewusst, wo sie abgeblieben. Und dann natürlich Angst gehabt, dass uns das auch passiert. Ich bin fünf Jahre nach dem Krieg geboren und da war das noch alles drin."
Die Schulpflicht galt im Prinzip auch immer für die Roma und Sinti. Aber sie kamen selten und unregelmäßig zur Schule, weil sie dem Unterricht nicht folgen konnten und auch, weil sie sich im Schulalltag zahlreichen Diskriminierungen von Mitschülern - manchmal sogar von Lehrkräften - ausgesetzt sahen. Noch in den 1980er Jahren landeten vier Fünftel der Kinder aus Roma- und Sinti-Familien auf Förderschulen.
"Das war ja gang und gäbe, da konnte man einen IQ von 120 haben und trotzdem musste man in die Förderschule oder Sonderschule."
Mediatorinnen helfen bei Sprachproblemen
Sagt die Sinteza Wanda Kreuz, die seit 20 Jahren als Schul-Mediatorin arbeitet. Ihre Aufgabe besteht darin, Sinti-Kinder so zu fördern, dass eine von Sprache und Herkunft unabhängige Chancengleichheit hergestellt wird. Dazu gehört, den noch immer verbreiteten Analphabetismus durch spezielle Frühförderung zu bekämpfen. Die Mediatorinnen sind in den regulären Schulvormittag voll integriert. So können sie bereits im Unterricht konkrete Hilfestellungen leisten, wenn Kindern in einem Unterrichtsfach bestimmte Grundlagen fehlen. Ein häufiges Problem: die jungen Sinti sprechen in ihren Familien Romanes - eine alte Kultursprache, die ohne Schriftform auskommt.
"Die Probleme liegen in der Sprache, weil die Verständigung zwischen Deutsch und Romanes ist nicht identisch. Die Kinder verstehen ganz viele Dinge nicht, die es in Romanes gibt. Gerade wenn sie eingeschult werden, ist es ein Problem, dass sie vieles nicht verstehen. Und dann ist man in dem Projekt da mit drin und erklärt ihnen, was das ist. Und dann knallt das ganz schön in den Kopf rein und dann wissen sie es auch."
Die Mediatorinnen nehmen auch an den Zeugniskonferenzen und an den regulären Lehrerfortbildungen teil, stehen als Ansprechpartner für Lehrkräfte und Eltern zur Verfügung. Fernziel: die Roma- und Sinti-Schüler sollen vergleichbare Bildungsabschlüsse mit denen ihrer Mitschüler erreichen.
Umgangssprachlich wurden und werden Roma und Sinti häufig als "Zigeuner" bezeichnet. Der Begriff Zigeuner ist eine bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt, weil er Klischees und Vorurteile transportiert.
Ausgegrenzt und verfolgt - lange Leidensgeschichte
Sinti und Roma ist die politisch korrekte Bezeichnung. Wobei Sinti die in West- und Mitteleuropa beheimateten Angehörigen der Minderheit sind und Roma diejenigen mit ost- und südosteuropäischen Wurzeln bezeichnet. In Schleswig-Holstein leben schätzungsweise rund 7.000 Roma und Sinti. Als deren Interessenvertretung gründete sich in den späten 1980er Jahren der Landesverband der Roma und Sinti. Matthäus Weiss gehörte zu den Gründern und ist seitdem auch der Vorsitzende. Gefragt nach den Erfolgen der Verbandsarbeit, nennt er den jahrelangen Kampf um eine Ergänzung der Landesverfassung durch einen Passus, durch den die Roma und Sinti einen Schutzstatus bekommen wollten. Matthäus Weiss:
"Wenn die FDP zugesagt hat, dann hat die CDU abgesagt. Es war immer so ein Wechselspiel zwischen den beiden. Und 2012 war natürlich Thorsten Ministerpräsident…"
Die Rede ist von Thorsten Albig, Ministerpräsident von der SPD.
Die Rede ist von Thorsten Albig, Ministerpräsident von der SPD.
"….und der hat sich dann durchgesetzt. Erstaunlicherweise, es hat keiner widersprochen. Es war einstimmig. Das war für Schleswig-Holstein sehr erstaunlich."
Nach sehr langen Kontroversen und sechs fruchtlosen Anläufen sind die deutschen Roma und Sinti nun als anerkannte Minderheit in der Landesverfassung erwähnt. Damit garantiert ihnen das Bundesland einen Status genau wie der dänischen und der friesischen Minderheit.
"Die Landesverfassung ist natürlich die Garantie für unsere Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder, dass sie mit Schutz und Förderung hier in der Bundesrepublik Deutschland leben dürfen. Schauen Sie, wenn ich betrachte, was mit unseren Eltern und deren Eltern passiert ist, ist die Landesverfassung um 70 Jahre zu spät gekommen. Denn die hätten diese Landesverfassung gebraucht. Dann wären die wahrscheinlich auch nicht in die Konzentrationslager gekommen. Und deshalb bin ich froh, dass ich nach 24 Jahren letztendlich dort aufgenommen worden bin."
Völkermord durch die Nationalsozialisten
Matthäus Weiss gibt gern Auskunft über die Geschichte seiner Community. Bei Gesprächen vor Schulklassen oder bei Podiumsdiskussionen taucht immer wieder die Frage auf: Wo kommt ihr her, welcher Nationalität seid ihr eigentlich, ihr Roma und Sinti? Matthäus Weiss zückt dann mit schöner Regelmäßigkeit seinen Personalausweis, der ihn als gebürtigen Deutschen, wohnhaft in Kiel, ausweist. Während des Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma zunächst systematisch aus der deutschen Gesellschaft ausgeschlossen, nach rassistischen Kriterien erfasst und in verschiedene Lager verschleppt. Dem Völkermord während des Zweiten Weltkriegs fielen europaweit ungefähr 500.000 Sinti und Roma zum Opfer. Trotzdem wurde ihnen nach dem Krieg von deutschen Behörden fast immer der Status als Opfer des NS-Systems verweigert. Auch von der Justiz. Noch 1956 schrieb der Bundesgerichtshof - also eins der höchsten Gerichte der Bundesrepublik - in einem Urteil über "Zigeuner":
"Sie neigen, wie die Erfahrung zeigt, zur Kriminalität, besonders zu Diebstählen und Betrügereien, es fehlen ihnen vielfach die sittlichen Antriebe der Achtung vor fremdem Eigentum, weil ihnen wie primitiven Urmenschen ein ungehemmter Okkupationstrieb eigen ist."
Es brauchte rund sechs Jahrzehnte, bis sich vor einigen Jahren die amtierende BGH-Präsidentin Bettina Limberg für diese diskriminierenden Zuschreibungen entschuldigte.
Die Zigeuner wären nicht sesshaft, deshalb müsse man sich um deren Wohnraumversorgung nicht kümmern - lange sind die deutschen Roma und Sinti durch dieses Vorurteil vom Wohnungsmarkt verdrängt worden. Ewald Weiss erinnert sich an seine Kindheit in notdürftigen Unterkünften in der Landeshauptstadt Kiel.
"Vor dem Krieg waren das Pferdeställe. Da hatten wir nicht mal Türen drin gehabt. Da sind die Ratten über uns gelaufen. Im Winter war das so kalt, das war ja unmöglich da. Und dann sind wir nachher, 1965, sind wir in die Bahnwaggons reingezogen. Da war das im Sommer so heiß, da konntest du nicht drin sein. Und im Winter war das so kalt, dass die Bettdecke gegen die Wand festgeklebt ist vor Frost."
Dass ortsansässigen Roma und Sinti der gleiche Zugang zum sozialen Wohnungsmarkt zusteht wie anderen bedürftigen Bewohnern, ist ein Gleichheitsgrundsatz, der von kommunalen Wohnungsgesellschaften lange missachtet wurde. Weil die Sinti-Familien meist recht groß sind, weil sie gerne Musik machen und weil sie gern auch zu später Stunde feiern, galten sie als Störenfriede, die den Nachbarn nicht zuzumuten wären.
"Unsere Kinder sind sehr wild, ja, und das steckt einfach mal da drin, ja, und was wir da ausleben können, das könnten wir nie irgendwo in einem Block ausleben. Und ich wünsche jedem Sinto, dass sie auch so leben können, dass sie aus den Blocks rauskommen."
Siedlung in Kiel mit Vorbildcharakter
Für Roma und Sinti wie auch deren Nachbarn erwies sich die Unterbringung im Geschosswohnungsbau und in geschlossenen Wohnblocks als unvorteilhaft. So entstand die Idee, mitten in der Landeshauptstadt eine Sinti-Siedlung nach traditionellen Vorgaben zu errichten. Ein Komplex aus ebenerdigen, flachen Reihenhäusern mit großen Gemeinschaftsflächen und Platz für allerlei Gewerbe. Gefördert von der damaligen Ministerpräsidentin Heide Simonis, finanziert von der öffentlichen Hand und organisiert von einer selbstverwalteten Genossenschaft der Roma und Sinti. Ein Erfolgsmodell - dazu Matthäus Weiss:
"Wir haben sie selber gerodet, und jetzt mittlerweile wohnen die Menschen da seit zehn Jahren. Sie fühlen sich wohl. Die Siedlung ist ständig belegt von unseren Leuten. Dort haben sie ihre Sprache, Kultur und Tradition, die sie ausleben können, ohne dass der Nachbar sich aufregt, und es ist trotz alledem eine offene Siedlung geworden. Es kann und darf jeder kommen."
Seit einigen Jahren spüren viele größere Städte einen verstärkten Zuzug von Roma aus süd- und osteuropäischen Ländern, darunter viele aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien. Roma - wenn sie denn aus EU-Staaten kommen - dürfen unter bestimmten Bedingungen in Deutschland arbeiten und leben, sagt Stefan Karrenbauer, der bei der Hamburger Obdachlosenzeitung "Hint und Kunzt" als Sozialarbeiter beschäftigt ist.
"Jeder EU-Bürger hat die Möglichkeit sich in einem anderen Land aufzuhalten, um nach Arbeit Ausschau zu halten. Das ist so."
Roma suchen Arbeit, doch ihre Chancen, einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Job zu bekommen, sind äußerst gering. Durch die bloße Arbeitssuche entsteht kein Anspruch auf Sozialleistungen und Kindergeld und auch kein Anspruch auf Wohnraumversorgung. Sie schlagen sich häufig mit Gelegenheitsjobs oder Schwarzarbeit durch. Selbst das Sammeln von Pfandflaschen scheint ertragreicher als die Perspektiven im Heimatland. Stefan Karrenbauer:
"Die Rumänen kommen in der Regel mit Mann und Frau. Man sieht also auch viele Frauen auf der Straße sitzen, bettelnd, überwiegend aus Rumänien und Bulgarien. Und das ist, glaube ich, das neue Bild, das es in der Größenordnung in Hamburg oder anderen großen Städten so nicht gegeben hat. Eigentlich ist das gut, denn die stützen sich gegenseitig. Also das Schlimme ist ja, dass es plötzlich heißt, weil die sich gegenseitig stützen, ist es eine Bande, die kommen so massiv und es ist so eine große Gruppe. Ja, die kommen in einer größeren Gruppe, in einem Familienverbund, stützen sich gegenseitig, schützen sich gegenseitig."
Neuer Roma-Zuzug aus Südosteuropa
Roma, die aus den so genannten "Sicheren Herkunftsländern" wie Kosovo, Mazedonien und Montenegro fliehen, besitzen generell keinen Schutzstatus - und erhalten auch kaum Unterstützung. Beratungsangebote zielen darauf ab, sie zur freiwilligen Rückkehr zu bewegen.
"Die Beratung kann aber nicht so sein, das man sagt: Wir haben keine Perspektive für dich, du kriegst eine Fahrkarte und kannst wieder nach Hause fahren. Ich weiß nicht, wie man das hundertprozentig besser machen kann. Aber ich weiß, dass diese Fahrkarte nach Hause zu fahren vielleicht ein Anreiz ist, seine Familie, seine Kinder wieder zu sehen - aber in der Regel kommen sie alle wieder zurück und sagen, ich muss aber doch irgendwie Geld auftreiben."
Für viele Roma besteht der Aufenthalt in Deutschland aus einer Kette von Unsicherheiten. Sie finden keine akzeptabel bezahlte Dauerbeschäftigung. Es fehlt ihnen der Schutz einer Krankenversicherung und sie wohnen in prekären Unterkünften oder auf der Straße.
"Kein Obdachloser kann es über einen längeren Zeitraum schaffen, von der Straße aus einen ganz normalen Arbeitsplatz zu bedienen. Deshalb sind sie natürlich immer in der Not und wollen auch nicht auf der Straße schlafen und nehmen dann solche prekären Wohnverhältnisse für sich als eine Selbstverständlichkeit hin, dass sie mit mehreren Leuten sich ein Zimmer teilen, dass sie für eine Matratze 150 Euro zu zahlen haben."
Auch in Kiel ist der Zuzug von Roma aus Südosteuropa unübersehbar. Mit diesen Menschen muss anders umgegangen werden als mit den hier schon lange ansässigen Roma und Sinti, sagt Johannes Callsen, der Minderheitenbeauftragte der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung.
"Man muss an der Stelle darauf hinweisen, dass unsere Landesverfassung sich konkret auf die Minderheit der deutschen Sinti und Roma bezieht. Also derjenigen, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten hier in Schleswig-Holstein leben, Heimat haben, hier auch traditionell ansässig sind. Ich glaube, wir sollten schon trennen zwischen unserer minderheitenpolitischen Aufgabe in Schleswig-Holstein und dem, was unter der Überschrift 'Zuwanderung' deutschlandweit, europaweit diskutiert wird."
Der Landesverband der Sinti und Roma hat alle Hände voll zu tun, die Probleme seiner eigenen Mitglieder zu lösen, sieht sich aber auch in der Verantwortung, den teils unter erbärmlichen Umständen lebenden Zuwanderern hilfreich zur Seite zu stehen. Matthäus Weiss:
"Wenn bei uns die Leute kommen, sie werden nicht der Tür verwiesen, wir werden versuchen, denen zu helfen, natürlich auf legalem Wege. Es gibt auch für uns keinen rechtsfreien Raum. Also es gibt kein Ausschlussverfahren bei uns. Es spielt keine Rolle, woher er kommt und was er ist. Wir haben hier eine Familie aus Rumänien, die habe ich im Wald gefunden, die ist jetzt seit drei Jahren hier. Die Menschen arbeiten, den zwei Kindern geht es hervorragend, wir haben Kontakt zu denen. Zwischenzeitlich lebte dessen gesamte Familie hier. Aber auch zu den Bulgaren haben wir Kontakt."
Roma aus so genannten sicheren Herkunftsländern wie Serbien, Kosovo oder Mazedonien werden daheim nicht vom jeweiligen Staat verfolgt - so die offizielle Linie der Bundesregierung. Deshalb gebe es keinen Anspruch auf Asyl und kein Bleiberecht. Eine Sichtweise, die Matthäus Weiss erbost.
"Es ist einfach nicht wahr. Das habe ich letztens erst wieder in der Landesregierung gesagt. Ich bin sehr oft in Rumänien, Bulgarien, in der Tschechei, in Ungarn. Die Menschen werden dort nach wie vor verfolgt. Und jede Institution, die hier behauptet, dass das sichere Herkunftsländer sind, die haben es nicht überprüft in dem Sinne, weil sie nicht vor Ort waren. Wenn man einmal vor Ort war, wir waren jetzt vor einem Jahr in Rumänien, wir haben dort Sachen erlebt, die kann sich hier niemand vorstellen, dass man Menschen gruppenweise mit Kindern zwingt auf einer Müllhalde zu leben. Und die Kinder ihr Essen dort suchen müssen, mit Einverständnis des Staates und der Behörden."
Die Kinder aus neu eingereisten Roma-Familien aus Rumänien und Bulgarien sind im öffentlichen Schulsystem angekommen. Hier treffen sie auf die Bildungsberaterinnen aus der Sinti-Community. Sylvia Weiss-Hermann:
"Bei den Roma, die sind ein bisschen auf Abstand, die müssen sich ran tasten, gucken wer ist das, will sie uns Gutes, will sie uns Böses? Und ich habe da bisher auch noch keine Hausbesuche gemacht, da treffen wir uns meistens in der Schule, weil, die brauchen noch ein bisschen länger Zeit. Für mich ist das mit den Sinti leichter als mit den Roma, weil das Urvertrauen schon da ist."
Weil die meisten Roma-Kinder kein Wort Deutsch sprechen oder verstehen, gibt es ein Vorschulprogramm "Deutsch als Zweitsprache". Bildungsberaterin Tatjana Wiegand:
"Also, wir haben jetzt insgesamt 17 Kinder. Ja, es ist halt anstrengend, auch die Verständigung untereinander. Die Kinder von Bulgarien, Rumänien, von Kroatien, Serbien, die verstehen ja überhaupt kein Deutsch. Und dafür ist diese Klasse da, damit die erst mal vorbereitet werden, was alles nachher in der ersten und zweiten Klasse auf sie zukommt. Vor allem erstmal die Sprache. Das ist ganz wichtig. Ja, also es gibt immer einen Weg, sich da zu verständigen."
Häufig endet der Schulaufenthalt der Roma allerdings abrupt. Die Eltern werden zur Ausreise aufgefordert oder abgeschoben.
"Ja, die Kinder werden dann halt abgemeldet, von der Schule, was ganz normal ist, wie bei Umzug wie bei anderen Familien auch, dann wissen wir Bescheid, dass die Kinder nicht mehr kommen, aber wir kriegen immer wieder neue Kinder."