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Sisi-Ausstellung in Köln
Fotoalben einer faszinierenden Kaiserin

Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, war begeistert von der Fotografie. Mit 31 Jahren beschloss sie allerdings, sich nicht mehr fotografieren zu lassen. Dafür sammelte sie Fotos von anderen schönen Frauen. Das Kölner Museum Ludwig gewährt jetzt einen Einblick in die privaten Fotoalben der Monarchin.

Von Beatrix Novy |
Ausschnitt aus Ludwig Angerers Fotoporträt von Elisabeth von Österreich-Ungarn mit ihrem Irischen Wolfshund "Horseguard", 1864. Das Foto ist in der Ausstellung "Sisi privat. Die Fotoalben der Kaiserin" im Museum Ludwig ausgestellt.
Sisi schrieb sich nicht nur anders, sie sah auch anders aus als Romy Schneiders Sissi (Museum Ludwig, Köln / Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln / Ludwig Angerer)
Zur Fotografie hatte die österreichische Kaiserin Elisabeth ein ganz besonderes Verhältnis. Zum einen ließ sie sich nach ihrem 31. Geburtstag nicht mehr fotografieren. Die vielen Ablichtungen, die von ihr weiterhin im Umlauf waren, veränderten sich verdächtig wenig bis gar nicht: Immer, selbst im Kreis ihrer alternden Lieben, dieselbe jugendfrische Sisi. Manchmal sah sie jünger aus als ihre Schwiegertochter. In der Frühzeit der scheinbar unbestechlichen Fotografie benutzte die Kaiserin bereits Montagetechniken, um die Wirklichkeit ein bisschen zu korrigieren.
Was Elisabeth außerdem mit der Fotografie verband, war eine damals in höheren Kreisen verbreitete Beschäftigung: das Anlegen von Fotoalben. In den Vitrinen des Ludwig Museums in Köln liegen die kaiserlichen Exemplare in prächtigen Ledereinbänden, einige davon aufgeschlagen.
Suche nach hübschen Gesichtern
Diese kleine Auswahl aus den Beständen folgt einem Sammlungsprinzip Sisis, das wie die Spiegelung ihres auf sich selbst gerichteten Körper- und Schönheitsinteresses erscheint.
"Ich lege mir ein Schönheiten-Album an und sammele nun Photographien, nur weibliche dazu", schrieb sie ihrem Schwager von einer ihrer zahllosen Reisen. "Was Du für hübsche Gesichter auftreiben kannst beim Angerer und anderen Photographen, bitte ich Dich, mir zu schicken."
Diese Bitte - oder vielmehr Aufforderung - kam sogar auf den Amtsweg. Der österreichische Außenminister gab sie an diverse Botschaften weiter - unter anderem an die in Konstantinopel, wo man einem Brief zufolge ziemlich verzweifelt nach türkischen Frauen zu suchen begann, die sich fotografieren lassen wollten. Nicht ganz umsonst, wie die Ausstellung beweist: Einige Damen der türkischen Gesellschaft saßen Modell, eine davon im westlichen Reifrock.
Sportliche Sisi hasste Reifröcke
Dieses modische Folterinstrument vor allem der 1860er-Jahre fällt besonders bei einer Gruppenaufnahme ins Auge, die mehrere Schönheiten - wie einem Modemagazin entstiegen - zu einer gewaltigen Woge aus Stoffmassen verschmelzen lässt. Und man wundert sich nicht, dass die sportliche Elisabeth diese Kluft als atem- und bewegungsraubendes Zaumzeug, als "Geschirr" fürchtete. Eine Abteilung ihrer Schönheitengalerie bildeten Künstlerinnen und Artistinnen - in teilweise grotesken Posen abgelichtet. Kuratorin Miriam Szwast sieht in ihnen Sisis Wunschpartnerinnen.
"Sisi hat als Kuratorin der Alben ein Stück weit eine Gesellschaft entworfen, die nach ihrem Geschmack war, sich mit Menschen auf diesen Bildern umgeben, die sie interessiert haben."
Es war eine Gesellschaft, deren vermeintliche Freiheit Elisabeth der geisttötenden höfischen Disziplin entgegensetzte, obwohl sie sie aus ihrer Splendid Isolation heraus gar nicht kennenlernen konnte. Mit den Jahren immer mehr auf Figur, Diät und Bewegung fixiert erreichte Sisi die Leistungen einer Zirkusreiterin vielleicht tatsächlich.
Ihre Schönheit verlieh ihr Macht und Freiheit
Aber, was am wichtigsten war, das war doch immer: "Das große Thema Schönheit, was für sie im Leben sehr wichtig sein sollte. Und ich glaube, nicht aus purer Eitelkeit, sondern aus der Erkenntnis heraus, dass ihr diese Schönheit eine gewisse Macht verleiht und sie diese Macht nutzen kann, um ihre persönliche Freiheit zu gewährleisten."
Diese Unabhängigkeit hatte sich Sisi 1865 von ihrem Mann schriftlich geben lassen. Wie sehr sie unter Wiener "Kerkerburg" gelitten hatte, erklärt die Ausstellung auch anhand ihres dichterischen Nachlasses.
"Seufzend von dem müden Haupte nehme die Krone ich herab. Wieviel gute Stunden raubte heut' der Zeremonienstab."
Gedichte von dokumentarischem Wert also, die ohne ihren kaiserlichen Ursprung ganz sicher nicht auf die Nachwelt gekommen wären.
Die Auswahl des Ludwig-Museums ist nicht groß, aber sie spannt den Bogen: Porträts adliger Frauen bis zurück ins 16. Jahrhundert, so genannte intime Frauenporträts aus dem 19. Jahrhundert, wie sie noch heute als Kitschpostkarten beliebt sind. Elisabeths Schwester als ihr Double verkleidet, Sisi selbst in klassisch gewordener Pose, wie sie der Öffentlichkeit zum Begriff wurde, während die reale Sisi ihr Leben als Phantom führte. Ihre sagenhaft schmale Taille behielt sie bis zu ihrem Lebensende.