Vom Wendepunkt im Sport könne man nicht sprechen: "Am Ende hat sich immer wieder die Haltung von Sportverbänden und Regierungen durchgesetzt, die auf die Anziehungskraft von Medaillen gesetzt haben und bereit waren, Medaillen um jeden Preis in Kauf zu nehmen."
Die jüngst verabschiedete Spitzensportreform werde daran nichts ändern, kritisiert der Sportjournalist. "Ich halte sie für alles andere als überzeugend". Sie sei vor dem Hintergrund entstanden, dass die Politik dafür auch mehr herausbekommen wolle. Es gehe dabei nicht um die Verbreitung populärer Sportarten und nicht darum, die Freude und den Spaß an Bewegung und Sport zu fördern. "Es geht nur um Medaillen und das kann nicht zu einem guten Ziel führen."
Einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Doping sieht Fischer-Solms nicht. "Ich fürchte, nach den vielen Erfahrungen, die wir schon sammeln mussten, ist das nicht der Fall." Die Verbände würden zu sehr von sportlichen Erfolgen und den daraus resultierenden Fördergeldern profitieren. So auch die Funktionäre und die Sportartikelindustrie.
Mehr Einsatz für die Allgemeinheit
Fischer-Solms fordert in diesem Zusammenhang mehr Einsatz der Medien: "Sie könnten eine kritischere Rolle spielen, indem sie das Verhalten von Führungskräften bewerten und keine Angst haben."
Der Sportjournalist sieht nur wenig Chancen, dass sich das System langfristig ändert. "Man müsste den Wettkampfcharakter in dem Sinne stärken, dass es nicht immer nur um Titel und Prämien geht". Fischer-Solms wünscht sich deshalb mehr Aktivitäten, die der Allgemeinheit zu Gute kommen. Diese Initiativen müssten von der Politik und auch von den Medien mehr gefördert werden.
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