"Es hat schon bei den Männern toll funktioniert", urteilte Hüttel im Deutschlandfunk-Gespräch über das neue Format, das nun in Ramsau am Dachstein (Österreich) eingeführt wurde. "Bei den Damen: Wir haben einen sehr, sehr engen Wettkampf gesehen mit einer Premierensiegerin, der Ida Marie Hagen [Norwegen, d. Red.]. Sie ist auch die stärkste Läuferin im Feld. Und dahinter haben wir zwischen Platz drei und acht permanente Positionskämpfe gesehen."
In diese Positionskämpfe war am Samstag als beste Deutsche auch Nathalie Armbruster verwickelt. Sie belegte am Ende Rang sechs, etwas dahinter kam Jenny Nowak auf Platz neun ins Ziel. "Es war sicher eine der spannendsten Weltcups in der Nordischen Kombination der Damen, den wir gesehen haben", sagte Hüttel.
Hüttel betont "andere Qualitäten", die in den Fokus rücken
Das neue Format sei "eine sehr gelungene Bereicherung, so wird das von allen Verantwortlichen, Athleten, Trainern und so, wahrgenommen". Und es hatte am Samstag auch zur Folge, dass die Dauer-Siegerin Gyda Westvold Hansen sich nach zuvor über 21 Monaten der Dominanz erstmals wieder geschlagen geben musste und nur Rang zwei hinter ihrer Landsfrau Hagen landete. Den Wettbewerb wieder spannender zu gestalten, war eine der Hauptmotivationen des internationalen Skiverbandes FIS, das Compact Race einzuführen.
Der DSV-Funktionär räumte ein, dass das neue Format "ein Stück weit andere Qualitäten in den Mittelpunkt rückt". So sei die "läuferische und diese Finish-Qualität auf den letzten 500 oder 1.000 Metern" nun wichtiger. Hüttel erklärte: "Es ist ein bisschen ein anderes Profil. Wo natürlich auch davon auszugehen ist, dass auch hier und da mal andere Athletinnen und Athleten im vorderen Bereich sind."
Norweger Riiber kann sich mit Compact Race nicht anfreunden
Allerdings gab es auch kritische Stimmen im Vorfeld der Premiere. Der beste Skispringer unter den Kombinieren, Jarl Magnus Riiber, der am Samstag den zweiten Platz hinter Johannes Lamparter belegte, sprach zuvor von einer Art Wettbewerbsverzerrung. In dem Sinne, dass nun nicht mehr gewährleistet sei, dass der beste Skispringer oder Langläufer gewinnt.
Vollkommen nachvollziehen kann Hüttel die Kritik nicht. Aber: "Also seine Argumentation, dass dem Top-Springer ein Stück weit wieder was weggenommen wird, das ist so. Aber es gibt so viele Beispiele aus zig anderen Sportarten: Wenn ich bei der Formel 1 das Qualifying mit einer Hundertstel Abstand gewinne, habe ich den gleichen Abstand mit diesen sechs Metern, was zum Beispiel bei der Formel 1 der Fall ist, wie wenn ich das eine Woche drauf mit einer Sekunde Abstand gewinne. Also da wird auch rein nach Platzierung der Wettkampfstart herausgegeben – was anderes machen wir auch nicht."
Format könnte Zukunft bei Olympischen Spielen sichern
Die Neuausrichtung der Nordischen Kombination mit diesem neuen Format könnte auch eine Rolle für die Zukunft des Sports spielen. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) will nach den Winterspielen 2026 entscheiden, ob der Traditions-Wintersport im Olympischen Programm noch eine Zukunft hat oder nicht. Die Bereitschaft für Reformen hat die Nordische Kombination jedenfalls mit dem neuen Wettbewerb unter Beweis gestellt.
Hüttel bilanziert dazu: "Ich glaube, wir sollten uns nicht bei jeder Veränderung immer ausschließlich nach der Thematik IOC richten. Wir müssen attraktiv bleiben und in Facetten auch attraktiver werden. Natürlich, wenn dadurch eine größe Universalität, weil andere Nationen vielleicht auch mal vorne sind, gewährleistet ist, dann wird sicherlich auch das IOC das wohlwollend aufnehmen."
Hüttel hat "Restzweifel" bei FIS-Präsident Eliasch
Er würde sich natürlich wünschen, dass FIS-Präsident Johan Eliasch nun ein gutes Wort beim IOC für die Nordische Kombination einlegen würde. Aber Hüttel verteilt auch eine Spitze gegen den Chef im Skizirkus: "Bei ihm gibt es eine gewisse Rest-Skepsis, inwiefern er gewisse nordische Ideen weiter pusht. Weil wenn der Präsident eines Weltverbandes zu einer Weltmeisterschaft kommt, wie letztes Jahr in Planica, einen Tag bleibt und dann wieder fliegt, dann weiß ich nicht, ob dann bei allen Beteiligten die Hoffnung so groß ist."