"Eine kurze Bitte an alle Skilehrer: Fahrt's heute eine erste kurze Runde, damit wir auch alle Zuspätkommer noch einsammeln können."
Sogar ein Lautsprecher muss her für die Einteilung der vielen Kurse. Ostern wird es noch mal voll in den Skischulen. Die Kinder - alle mit Skihelmen ausgestattet - stellen sich in Reihen auf, im Rücken die Hohen Tauern und der Großglockner.
"Alle Schneehasen treffen sich bei der roten Stange. Das ist der erste Treffpunkt am Sammelplatz, genau. Gleich links daneben, da geht es einfach nach dem Fahrkönnen, da steht schon der Jochen bereit. Der kümmert sich um alle Eichkätzchen. Dann haben wir den Dujan mit den Füchsen und ganz hinten der Otto mit den Steinböcken und Adlern."
Unten im Tal grünt und blüht schon alles. Oben am Berg liegt noch mehr als ein Meter Schnee. Rund um den Kreuzkogel pfeift aber ein kalter Wind.
"Auch wenn heute die Sonne nicht großartig heraußen ist, ist es bei jedem Wetter gut, wenn wir uns ordentlich eincremen. Weil: Die Sonnencreme ist ja nicht nur ein Schutz gegen die Sonne, sondern auch gegen die Kälte. Noch einmal gut eincremen, dann sind wir auch gegen Wind und Wetter bestens geschützt."
Die Eltern liefern ihre Kinder ab und fahren dann selbst ein paar Runden Ski. Ab 11 Uhr vormittags bevölkern sie dann die Hütten. Rino Aita aus Mainz ist Snowboarder. Deshalb lernt auch sein zehnjähriger Sohn in einem der selten gewordenen Snowboard-Kurse:
"Bis zur Mittelstation kann er fahren. Aber dann muss er quasi den Lehrhang lehrreich nach oben stampfen. Runter schweben. Hoch stampfen, runter schweben, das mehrfach. Macht aber gar nichts. Dann hat er heut Abend Hunger und ist auch müde."
Tauwetter: Weiße Bänder auf grünen Wiesen
Es ist Aprilwetter. Sobald die schon kräftig wärmende Sonne herauskommt, werden die Liegestühle belegt:
"Ja ist echt witzig: Weil es ist ja schon relatives Tauwetter. Es ist auch warm hier oben. Ich hab mir grade meine Unterschichten unter Jacke ausgezogen, weil es mir viel zu warm war. Aber dennoch ist Schnee da. Es ist ein bisschen pampig an der einen oder andern Stelle, aber das muss man wohl in Kauf nehmen um die Jahreszeit."
Viele Familien aus den Bundesländern, die keine Winterferien haben, verreisen erstmals über Ostern in die Alpen in den Schnee. Der Leverkusenerin Rike Zass war gar nicht mehr in Winterstimmung. Aber auch sie nimmt die Gondel in den Sulzschnee, ihrer Ski fahrenden Familie zu liebe:
"Ja, weil leider die Osterferien so spät liegen, dass wir keine andere Wahl hatten. Wie fahren in einer großen Gruppe hier immer in den Urlaub und alle haben schulpflichtige Kinder und deshalb sind wir dieses Jahr alle so spät dran."
Jenseits der Schattenhänge schlängeln sich weiße Bänder über grüne Wiesen. Für den österlichen Skibetrieb betreiben die Bergbahnen einen enormen Aufwand. 500.000 Kubikmeter Kunstschnee hat allein der Großarler Pistenchef Josef Hetteger diesen Winter produzieren lassen.
Jetzt misst er mit einer langen Bohrmaschine, wie viel davon noch übrig ist.
"Wie ich da steh, da haben wir noch über einen Meter. Einen Meter hat mein Bohrer. Und da erkenn ich's, dass es noch über einen Meter hat. Jetzt ist es grad die Zeit wieder, wo es für mich wichtig ist, dass wir wissen: Wo haben wir wie viel Schnee. Ein paar Kuppen, da sind wir schwach mit dem Schnee. Da müssen wir ein bissel was aufschieben in der Nacht. Wir wollen auf Ostern noch eine gute Schneelage."
Schnee wird umverteilt
Also markiert Josef Hetteger die Stellen, von wo aus die Pistenraupen den Schnee auf die dünnen Stellen umverteilen können. Im Frühjahr Ski fahren heißt: Es wird mittags warm, man hat danach tiefen Firnschnee oder noch schwerer zu fahrenden Sulz. Am nächsten Morgen aber sind die Pisten auf wundersame Weise wieder hart und durchgefroren. Josef Hetteger sagt: Dafür braucht es nicht mal Minusgrade.
"Nein, die Kälte kommt nicht so von unten. Von unten ist eher schon ein bisschen die Erwärmung, die man merkt, wenn man irgendwo den Schnee wegschiebt. Wichtig für uns ist einfach in der Nacht, dass halbwegs trockene Luft ist. Da spielt die Temperatur nicht mal so eine große Rolle. Wenn es annähernd null Grad hat oder drei, vier plus ist kein Problem – wenn die Luft halbwegs trocken ist: Dann trocknet der Schnee so gut aus, dass man den nächsten Tag wieder harte Pisten vorfindet."
Auch dem Mainzer Rino Aita reicht der Vormittag für ein paar Fahrten auf dem Snowboard. Dann ist Apres Ski angesagt im Liegestuhl. Weil die Sonne so schön wärmt, wird er erst um Viertel vor fünf wird er ins Tal zurückkehren:
"Ist ja nur bis zur Mittelstation geöffnet. Und dann ist da drunter ja nur noch Matsch oder grün. Aber das ist in Ordnung so."
Die meisten Wege sind schon schneefrei, im Großarltal haben schon die ersten Almen geöffnet. Sehr früh dieses Jahr, meint Josef Hetteger. Er legt den Bohrer in den Schnee und blickt auf die gegenüberliegende Talseite:
"Ich hab in der Sonnenseiten einen Betrieb. Das ist eine kleine Landwirtschaft. Die liegt auf 1300 Meter. Da haben wir heuer auch schon ein bisschen gedüngt. Das Grün ist heuer extrem früh für uns, wir wissen da noch nicht, wie es weiter geht, die Witterung. Ich hab die ersten Blumen schon drüben. Ich hab die Gänseblümchen, ich hab die Schlüsselblume und den kleinen Enzian schon entdeckt. Wohl, da blüht und gedeiht schon alles gut in der Sonnenseiten."
Seine Kühe lässt er aber noch im Stall. Sie jetzt schon auf die Weide zu führen, wäre dann doch übertrieben. Weil es dafür dann doch noch an frischem Gras fehlt. Und außerdem ist ja auch noch eine Woche lang Skisaison.