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Skispringen
Diskussion um Bundestrainer Werner Schuster

Während in Japan der Sieg von Ryoyu Kobayashi bei der Vierschanzentournee bejubelt wird, diskutiert man in Deutschland über die Zukunft von Bundestrainer Werner Schuster. Eine Option könnte eine Rückkehr nach Österreich sein.

Von Matthias Friebe |
    Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster
    Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster (imago sportfotodienst)
    Der große Star der Vierschanzentournee fand nur wenige Worte nach seinem großen Triumph. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Ryoyu Kobayashi im ZDF-Interview unmittelbar nach seinem Sieg in Bischofshofen. Der vor der Saison höchstens Experten bekannte 22-Jährige Japaner ist nicht nur die Überraschung des Winters, sondern direkt zum Dominator im Weltcup aufgestiegen.
    Die Krönung: der komplette Triumph bei allen vier Tournee-Springen als erst Dritter in der Geschichte nach Sven Hannawald und Kamil Stoch. "Ich werde mit meinen Teamkollegen den Champagner trinken, den ich gewonnen habe", so Kobayashi. In seiner Heimat Japan haben trotzdem nur wenige Menschen Notiz von seinem Triumph genommen. Das Springen in Bischofshofen fand mitten in der Nacht japanischer Zeit statt und war außerdem nur im Pay-TV zu sehen - nicht zu vergleichen mit der Aufmerksamkeit in den Ausrichterländern Österreich und Deutschland.
    Geht Schuster zurück nach Österreich?
    Hier wird nach der Tournee diskutiert, vor allem überden deutschen Bundestrainer Werner Schuster. "Jetzt kann ich nichts dazu sagen in der Richtung. Aber wenn es etwas Neues gibt, dann sage ich es euch. Ich verspreche es", sagte Schuster nach dem letzten Springen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, die Gerüchteküche brodelt. Das neueste Gerücht? Der Österreicher könnte in seine Heimat wechseln und sich um den Nachwuchs beim kriselnden Nachbarn kümmern.
    Mario Stecher, Sportdirektor beim ÖSV, versteckt das Interesse an Schuster in jedem Fall nicht: "Ich glaube, mit seinen Erfolgen, darf man ihn nicht aus den Augen verlieren. Werner Schuster ist immer eine interessante Persönlichkeit."
    Olympisches Mannschaftsgold 2014 als Höhepunkt
    "Wir stehen in sehr positiven Gesprächen und im Dialog mit ihm", entgegnete aber schon vor der Tournee Stechers deutscher Sportdirektoren-Kollege Horst Hüttel im Deutschlandfunk. Er glaubt nicht, dass die Ergebnisse bei der Vierschanzentournee die Entscheidung in die eine oder andere Richtung beeinflussen könnten: "Da spielen bei ihm auf jeden Fall andere Faktoren mit rein, wo sein Weg weitergehen wird."
    Zum Beispiel die Frage, soll er weiter als Bundestrainer arbeiten und im Winter Woche für Woche unterwegs sein, weit weg von zu Hause? "Der Zwölfjährige, der schaltet den Fernseher ein und sagt: Mein Vater ist im Winter im Fernsehen, der kennt gar nichts anderes. Ich kann nur sagen, dass ich gewissenhaft überlege." Ein Wechsel des Bundestrainers ist genauso möglich wie eine Fortsetzung der erfolgreichen Jahre im Deutschen Ski-Verband. Nachdem Schuster zunächst viel Aufbauarbeit leisten musste, hat er die deutsche Mannschaft zu einem Topteam geformt, gekrönt vor allem vom olympischen Mannschaftsgold in Sotschi 2014.
    Weitere Medaillen könnten auch in diesem Winter noch dazu kommen. Ab Mitte Februar steht die WM an. Gesprungen wird auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck. Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe als Zweite und Dritte der Tournee haben in dieser Saison gemeinsam mit dem Sieger des Weltcups in Engelberg, Karl Geiger den arrivierten Andreas Wellinger und Richard Freitag etwas den Rang abgelaufen.
    "Der Stephan, der Karl, der Markus. Ich hoffe, dass sie ihre Form halten und dass speziell Andy und Richi wieder in Form kommen. Da gehen noch ein paar Tage ins Land." Ein paar Tage, in denen sich auch entscheiden wird, ob Werner Schuster als deutscher Bundestrainer weitermacht oder nicht.