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Skisprung-Teammanager Horst Hüttel
"Den Prozess weiter vorantreiben"

In Planica geht die Skisprung-Saison zu Ende. Die deutschen Springer haben wohl keine Chance mehr auf den Gesamtweltcup. Am Ende habe die Konstanz gefehlt, sagte DSV-Teammanager Horst Hüttel im Dlf. Um das Skispringen an sich populärer zu machen, müsse auch über Springen im Sommer nachgedacht werden.

Horst Hüttel im Gespräch mit Matthias Friebe |
Horst Hüttel
Horst Hüttel (IMAGO / Ulrich Wagner)
Mit dem Skiflug-Wettbewerb im slowenischen Planica geht an diesem Wochenende die Skisprung-Saison zu Ende. Den Gesamtweltcup wird wohl der Japaner Ryoyu Kobayashi gewinnen. Auf einen Gesamtsieg vom Deutschen Karl Geiger sei "eigentlich keine Hoffnung mehr da", sagte Horst Hüttel, Teammanager Skispringen im Deutschen Ski-Verband (DSV), im Deutschlandfunk.
Insgesamt sei es eine erfolgreiche Saison gewesen, so Hüttel, mit guten Ergebnissen bei der Vierschanzentournee, den Olympischen Winterspielen und der Skiflug-Weltmeisterschaft. Am Ende habe jedoch die mentale Frische gefehlt. "Das ist dann der lange Winter, die lange Saison, die ein Stück weit ihren Tribut zollt." Um den Gesamtweltcup zu gewinnen, fehle den deutschen Springern noch die Konstanz. "Da muss man unter dem Strich sagen, da waren andere besser."

"Gute Leute wieder auf ihr Level führen"

In der kommenden Saison stehen mit der Vierschanzentournee und der Weltmeisterschaft in Planica zwei Highlights auf dem Programm. Hüttel sei aber nicht so "Event-fixiert", sagte er. "Es geht mehr darum den Prozess weiter voranzutreiben, junge Athleten von hinten zu integrieren." An guten Springern mangele es zwar nicht, "aber wir bewegen uns hier eben im Hochleistungssport. Und hier ist natürlich eine extrem hohe Dichte da. Und da sollte es jetzt gelingen, zum einen die guten Leute wieder auf ihr Level zu führen, was sie im ersten Saisondrittel hatten, und dann auch noch den ein oder anderen jungen Athleten nachzuführen. Das ist die Challenge für die kommende Saison."
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Mit dabei sein wird auch Bundestrainer Stefan Horngacher, dessen Vertrag höchstwahrscheinlich verlängert wird. "Sehr zufrieden" sei Hüttel mit Horngachers Arbeit. Von den zuletzt negativen Entwicklungen "sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Er führt die Athleten mit einer sehr ruhigen und klaren Art. Die Athleten stehen hinter ihm. Sicherlich würde man ein paar Dinge methodisch mal überlegen, wie man dann ab Mai weitermacht. Aber im Grund sind wir mit ihm sehr, sehr zufrieden."

"Es gibt Ideen für eine Sommer-Vierschanzentournee"

Um das Skispringen international weiterzuentwickeln, müsste eine noch höhere Leistungsdichte her, indem Nationen wie Frankreich, Italien oder Tschechien stärker integriert werden. "Das ist sicherlich ein Ziel des Sports", so Hüttel. Ein anderer Punkt sei das Thema Sommer auch vor dem Hintergrund des Klimawandels. "Es gibt Ideen für eine Sommer-Vierschanzentournee. Wir können im Sommer springen, alle großen Schanzen sind ausgestattet und es gibt große Werbeagenturen, die sagen. 'Ihr bietet den Winter über vier Monate tollen Sport mit grandiosen Quoten und seid dann acht Monate weg von der Bildfläche.' Das glaube ich wäre ein Schritt, das Skispringen noch populärer zu machen."