Ryoyu Kobayashi hat zum dritten Mal die Vierschanzentournee gewonnen. Für Andreas Wellinger reichte es nur für den zweiten Platz. Damit geht das Warten auf den nächsten deutschen Tournee-Sieger seit Sven Hannawald im Jahr 2002 weiter.
Toni Innauer, ehemaliger Skispringer und TV-Experte aus Österreich, ist überzeugt, dass Wellinger gegen Kobayashi auch den Kürzeren zog, weil er als Deutscher bei der in Deutschland und Österreich ausgetragenen Tournee mehr unter Druck stand.
"Es ist erwiesen aus den Mediendaten, dass Österreicher und Deutsche bei dieser Veranstaltung den größeren Workload haben und den größeren Druck auf das gesamte Team und den einzelnen Wettkämpfer", sagte Innauer im Deutschlandfunk. Kobayashi dagegen gebe nicht gerne Interviews und habe sich so viel Energie gespart.
Wellinger hat "eigentlich kaum Schwächen"
Für Wellinger war der zweite Platz bei der Vierschanzentournee derweil auch so etwas wie ein Comeback. Denn 2019 zog sich der gebürtige Traunsteiner eine schwere Knieverletzung inklusive Kreuzbandriss zu und war danach erst einmal raus aus der Weltspitze.
"Nach der Knieverletzung hat er sich ein bisschen verlaufen. Er hat nicht auf die richtigen Schwerpunkte gesetzt und war dann wirklich weit weg von seinem Potenzial", sagte Innauer. "Das ist jetzt wieder richtig aufgetaucht. Was für ein riesiger Skispringer dieser Andreas Wellinger sein kann, wenn er an seine Bestleistung herankommt. Er hat eigentlich kaum Schwächen. Da hat er offensichtlich im Trainingsaufbau und in der Materialabstimmung einiges richtig gemacht."
Kobayashi und Wellinger "herausragend in Form"
So kam es, dass das Tournee-Finale in Bischofshofen das erste Finale seit 2017 war, das nicht schon vorher entschieden war. "Beide waren herausragend in Form", sagte Innauer. "Sie haben keine Schwäche auf keiner Schanze." Wellinger habe zwar keine Fehler gemacht, "aber es ist dieser Schuss Spontaneität, Grandiosität, Virtuosität, den man braucht. Den hat er nicht so ganz geliefert. Aber den kann man auch nicht willentlich liefern, der muss ein bisschen passieren."
Kurios ist derweil, dass Kobayashi keines der vier Springen gewonnen hat. Am Ende reichten ihm vier zweite Plätze zum Gesamtsieg. "Er war immer auf Schlagdistanz mit dem Ersten", sagte Innauer. "Dadurch hatte er eine hohe Gesamtpunktzahl und die anderen haben dann irgendwo doch Federn gelassen und das hat letztlich den Ausschlag gegeben, dass er die Tournee gewinnen kann."
Die deutschen Skispringer hätten generell nicht viel falsch gemacht, sagte Innauer. "Es gibt aber diesen Faktor Glück. Und was ich nicht steuern kann, ist die Leistungsfähigkeit meiner Gegner. Und da war Kobayashi einfach stärker."