Es erinnert ein an längst vergangene Zeiten, als etwa der DFB den Fußballerinnen für den EM-Sieg 1989 ein Kaffeeservice gab. Das Thema der finanziellen Ungleichbehandlung von Frauen und Männern im Spitzensport gibt es noch immer, wie ein aktueller Fall zeigt.
Worum geht es beim aktuellen Fall?
Die deutsche Top-Skispringerin Selina Freitag hat an Silvester öffentlich über die Prämie für ihren Sieg in der Qualifikation beim Springen der Two-Nights-Tour in Garmisch-Partenkirchen gesprochen. Während die Herren 3000 Franken, umgerechnet 3200 Euro, für einen Sieg in der Qualifikation erhielten, sagte Freitag, sie habe eine Tasche mit Shampoo, Duschgel und vier Handtüchern erhalten.
Es sei ein wenig so, als seien keine 500 Euro übrig gewesen als Prämie, so Freitag. Die Sportlerin ergänzte: „Ich möchte da nicht groß drüber meckern, aber da sieht man die Unterschiede.“
Wie hoch sind die Prämien bei Männern und Frauen im Skispringen?
Bei einem Weltcupspringen erhalten die Frauen zwar Preisgeld - aber deutlich weniger als die Männer. Ein Weltcupsieg bringt ihnen 4300 Franken (4550 Euro), die Männer stecken 13000 Franken (13800 Euro) pro Erfolg ein.
Bei der Two-Nights-Tour gibt es für die Gesamtsiegerin nach zwei Springen 10.000 Euro. Dagegen erhält der Sieger der Vierschanzentournee der Männer 100.000 Franken (106.000 Euro).
Wie sind die Reaktionen auf Selina Freitags Kritik?
Horst Hüttel, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, äußerte Verständnis:„Definitiv müssen wir uns da Gedanken machen", sagt der Funktionär. Bisher gebe es für eine Qualifikation kein Preisgeld. "Handtuch und Duschgel ist ein bisschen unglücklich gewählt. Da ist es gescheiter, man gibt gar nichts“, meinte Hüttel gegenüber der ARD. Man wolle dieses Thema mit den Organisationskomitees angehen, kündigte er an.
Der ehemalige Skispringer Sven Hannawald sagte scherzhaft: „Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich morgens schon mit einem Klingelbeutel zur Bahnschranke gegangen und hätte gespendet oder spenden lassen." Auch er nannte es "ein bisschen unglücklich" und schlug ein Preisgeld für Frauen in Höhe von 500 oder 1000 Euro vor.
Die Journalistin Nora Hespers, die den Podcast „Sport inside“ moderiert, sagte im WDR: „Frauen trainieren so hart wie die Männer. On top müssen sie sich das Recht auf den Sport bis heute erkämpfen", so Hespers. Frauen hätten zudem "mehr Arbeit, um in diesem Sport zu bestehen, werden dafür aber weniger bis gar nicht entlohnt".
Wie ist die Stellung von Frauen im Skispringen?
In den vergangenen Jahren gab es viele Fortschritte. So gibt es mit der Two-Nights-Tour bereits zum zweiten Mal eine aus zwei Wettkämpfen bestehende Tournee in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf.
Die Skispringerinnen sind mit der Entwicklung ihrer Sportart noch nicht zufrieden. Der Wunsch vieler Athletinnen, wie die Männer eine Vierschanzentournee zu absolvieren, wurde bisher nicht erfüllt, auch weil dazu der Wille in Deutschland und Österreich fehlte.
Das hat sich geändert. Die Tournee der Frauen soll nach aktuellem Plan in der Saison 2026/27 eingeführt werden, in der gleichen Reihenfolge wie das Springen der Männer. Der Frauenwettbewerb könnte am selben Tag wie die Qualifikation der Männer stattfinden.
Der Plan war bisher unter anderem daran gescheitert, dass es in Innsbruck, der dritten Station, kein Flutlicht gibt. Das bräuchte man aber wegen des frühen Sonnenuntergangs am Nachmittag.
Hat es Fortschritte bei der finanziellen Gleichberechtigung gegeben?
Das Skispringen wird in diesem Jahr noch einen großen Fortschritt bei Equal Pay erleben. Die Veranstalter der Nordischen Ski-WM im norwegischen Trondheim haben angekündigt, dass die Preisgelder für Männer und Frauen gleich seien sollen. Bei der Großveranstaltung werden neben Skispringen die Sportarten Nordische Kombination und Langlauf ausgetragen.
vic