Der Israelische Goldskorpion (Scorpio maurus palmatus) ist ein typischer Einzelgänger. In der Negev Wüste in Israel sieht man die giftigen Gliedertiere meist nur nachts. Tagsüber verstecken sie sich in ihren Bauten, die sie in den Wüstenboden graben. Für die Architektur dieser Höhlen interessiert sich Amanda Adams von den Jacob Blaustein Instituten für Wüstenforschung der Ben-Gurion-Universität des Negev.
"Wir haben uns diese Skorpionart ausgesucht, weil sie bekannt für ihre unterirdischen Bauten ist und wollten herausfinden, wie sie ihre Höhlen ausbauen."
Zwar war bereits bekannt, dass sich diese Tiere tagsüber einbuddeln, über die Form und Größe der Bauten war bislang kaum etwas bekannt. Um die Erdhöhlen zu studieren, mussten die israelischen Forscher die Tiere zunächst fangen. Das sei sehr einfach gewesen.
"Die Skorpione verlassen ihre Bauten jede Nacht immer in derselben Richtung, die sind da nicht sehr kreativ. Von daher mussten wir nur vor dem Eingang ein kleines Loch graben und eine Tasse hineinstellen. Wenn die Tiere nachts zur Jagd aufbrechen, fallen sie dort rein und kommen nicht mehr heraus."
Wärmen auf der Eingangsplattform
Nachdem die Hausherren ihre Bauten verlassen hatten, konnten die Forscher sich die unterirdischen Bauwerke genauer ansehen. Um sie detailliert untersuchen zu können, haben sich Amanda Adams und ihre Kollegen für eine ungewöhnliche Methode entschieden.
"Wir nutzen dafür geschmolzenes Aluminium, was sehr spannend ist. Wir haben einen selbst gebauten Kocher, den wir mit in die Wüste nehmen. Darin können wir das Aluminium auf rund 1.000 Grad Celsius erhitzen, das ist unglaublich heiß. Das schütten wir dann in den Bau, wo es direkt erstarrt. Danach kann man den Bau ausgraben und alles im Detail studieren."
Die Bauten sind nicht sehr tief, maximal 30 Zentimeter. Im Labor vermaßen die Forscher die mit Aluminium ausgegossenen Röhrensysteme mit einem 3D-Laserscanner. Mithilfe von Computersoftware konnten sie dann verschiedene Messungen durchführen. Dabei sahen sie, dass die Höhlen stets nach demselben Prinzip gebaut werden. Im Eingang gibt es immer eine horizontale Plattform relativ nah unterhalb der Erdoberfläche. Erst danach geht es in einem Kamin nach unten, wo sich die eigentliche Höhle befindet. Dort ruhen sich die Skorpione tagsüber in feuchtkühler Umgebung bei drei Grad Celsius aus. Der lang gestreckte Eingang ist jedoch der Clou der Bauten.
"Die horizontale Eingangsplattform liegt nur zwei Zentimeter unterhalb der Oberfläche. Damit ist sie der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Wir überprüfen gerade, ob und wie sich die Skorpione sich dort aufwärmen, bevor sie nachts auf die Jagd gehen."
In der Eingangshöhle könnten sich die wechselwarmen Jäger am Anfang der Nacht bei etwa 27 Grad Celsius aufheizen. Dadurch sind sie vermutlich ihrer Beute, die schon deutlich ausgekühlt ist, in Agilität und Schnelligkeit um einiges voraus. Allerdings funktioniert diese Methode nur einmal pro Nacht. Da die Eingangsplattform auch wieder schnell auskühlt, können sich die Tiere nicht erneut aufheizen. Aber dieser Jagdvorteil sei vermutlich so gewaltig, so Amanda Adams, dass ein zweiter Anlauf kaum notwendig ist.