Dieser Bieterwettstreit war ein Fest für alle, die Spaß an einem guten Krimi haben: Ein zugespitzter Bieterwettbewerb; zwei Konzerne, die bereit waren, knallhart zu zocken. Comcast hat bekommen, was in diesen Zeiten Gold wert sein könnte: Die Chance, auf einen Schlag ein Riesenpaket neuer Kunden zu bekommen.
Aber Comcast wird 30 Milliarden Pfund berappen müssen, umgerechnet mehr als 33 Milliarden Euro. 21st Century Fox war deutlich drunter geblieben. Rupert Murdoch hatte auch wegen Einwänden der britischen Regulierungsbehörden Zeit verloren. Der Abhörskandal bei einer seiner Zeitungen ließ ihn ungeeignet erscheinen, Sky und damit auch den Nachrichtenkanal Sky News alleine zu besitzen.
Kronjuwel in Europas Fernsehlandschaft
Die Medienanalystin Alice Enders erklärt, für den Sieger der Auktion, Comcast, sei Sky ein Kronjuwel in der europäischen Fernsehlandschaft, weil der Bezahlsender in Europa 23 Millionen Abonnenten hat. "Das ist ein Tribut an den Wert, den viele Sky beimessen. Es ist ein Premium-Produkt, ein echtes Pay-TV-Schwergewicht. Wir wissen alle, dass Europa da noch Potenzial hat."
Denn: Sky produziert nicht nur eigenen Content und besitzt wertvolle Fußballrechte; es hat auch die Lizenz für erfolgreiche Serien wie "Game of Thrones". Und Sky wächst: Der Sender hat im vergangenen Jahr ein Plus von fünf Prozent gemacht. Der Medienjournalist Matthew Garrahan von der Financial Times:
"Die Medienindustrie wurde von Netflix, Amazon, von anderen Streaming-Dienstleistern auf den Kopf gestellt. Comcast ist derzeit komplett auf die USA beschränkt. Sie müssen aber expandieren, sie müssen jetzt einen Weg finden, Geld zu verdienen über den Vertrieb von Kabel- und Satellitenfernsehen-Abos hinaus. Sky hilft ihnen dabei, denn 23 Millionen Kunden in Europa bedeuten ein großes Geschäft, sie kriegen dadurch einen wirklich wichtigen Zugang zu diesem globalen Markt."
"Das ist ein Kracher-Angebot"
Das Geschäft wäre die dritte große Übernahme in der Fernsehbranche innerhalb weniger Monate. Im Juni hat der Telekommunikationskonzern At&T aus den USA Time Warner gekauft. Einen Monat später gelang Disney eine Vereinbarung, 21st Century Fox zu kaufen - und damit auch die 39 Prozent an Sky, die Murdoch gehören. Comcast wollte 21st Century Fox damals auch haben, ging aber leer aus. Insofern können die Comcast-Manager jetzt, wenn sie Fox und damit letztlich Disney Sky wegschnappen, vermutlich auch ein wenig Genugtuung nicht verhehlen.
Jetzt liegt es nur noch an den Sky-Aktionären, ob sie den Deal akzeptieren. Ian King, der bei SkyNews die Wirtschaftredaktion leitet und erstaunlich offen über den Deal spricht, hat wenig Zweifel, dass sie akzeptieren werden: "Das ist so ein Kracher-Angebot von Comcast, ich wäre wirklich sehr überrascht, wenn der Sky-Vorstand den Aktionären jetzt nicht vorgeschlagen hätte, das Angebot anzunehmen. Nichts wird Disney davon abhalten, wenn es erst mal die 39 Prozent von 21st Century Fox unter Kontrolle hat, da als Minderheiten-Anteilseigner drinzubleiben. Trotzdem ist das so ein verlockendes Angebot, was Comcast da auf den Tisch legt, dass die Manager früher oder später sagen könnten: Komm, jetzt machen wir Kasse."
Murdoch auch als Gewinner
Und hier klingt schon an, dass Rupert Murdoch, der Mann hinter 21st Century Fox, keineswegs der große Verlierer ist, als der er jetzt dasteht. Er hält nach wie vor 39 Prozent an Sky, kann also erheblich mitbestimmen. Oder er kann Kasse machen. Denn durch dieses Hochjazzen des Preises haben auch die Sky-Anteile von 21st Century Fox enorm an Wert gewonnen. Murdoch kann sie behalten und weiter mitreden - oder er, oder später Disney - kann sie zu Geld machen.
Eins jedenfalls scheint Marktbeobachtern so gut wie sicher: Sky-Abonnenten werden bald höhere Preise bezahlen. Schließlich muss Comcast die enorme Summe, die es auf den Tisch legt, auch irgendwie wieder reinkriegen.