[* Anmerkung der Redaktion Im ursprünglichen Titel haben wir uns missverständlich ausgedrückt und nicht im Sinne des vorliegenden Beitrags.]
Der Journalist Tasos Kostopoulos beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der griechischen Region Makedonien und der slawisch sprechenden Bevölkerung dort. Der 54-jährige Jurist und Historiker hat mehrere Bücher und seine Doktorarbeit zum Thema verfasst. Dass es Personen in der nordgriechischen Provinz gibt, die einen slawischen Dialekt sprechen, sei eine Tatsache, die keiner leugnen kann, konstatiert er.
"Dabei gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Haltungen und Selbstdefinitionen: Die einen sehen sich als reine Griechen; die anderen sagen, dass sie lediglich besondere kulturelle Eigenschaften haben, ohne einem anderen Volk anzugehören. Sie wollen auf gar keinen Fall eine Minderheit sein, sie sind der Auffassung, dass ihnen das nur schaden würde, dass sie sich dadurch ausgrenzen würden. "
Der kleine Teil der slawischen Griechen, der sich tatsächlich als Minderheit definiert, werde politisch von der Partei "Ouranio Toxo" vertreten, zu Deutsch "Regenbogen"- mit Sitz im nordgriechischen Florina. Mit den wenigen tausend Stimmen, die sie bekommt, spielt diese Partei aber kaum eine Rolle in der Region.
Um die Bevölkerungsgruppe der slawischen Griechen besser zu verstehen, müsse man die Geschichte der Region kennen, erläutert der Historiker:
"Diese Bevölkerungsgruppe geriet 1913 unter griechische Herrschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg fand ein Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und Bulgarien statt. Tausende Slawen verließen dadurch das Land. Bulgarien galt zu der Zeit noch als DIE Gefahr im Norden, der Feind, der das frisch gewonnene Territorium, die Region Makedonien, noch als sein Territorium sah."
Die slawo-mazedonische Identität
Die, die in Griechenland blieben, entwickelten im Laufe der Jahre eine neue Identität, die slawo-mazedonische – auch mit Hilfe des griechischen Staates, der dadurch die latente bulgarische Bedrohung eindämmen wollte. In der Vergangenheit hat ein anderes Nachbarland, die heutige Republik Nordmazedonien, die slawischstämmigen Griechen oft als eigene – mazedonische - Minderheit bezeichnet. Durch das Abkommen mit Griechenland zur Namensänderung hat sich aber Nordmazedonien verpflichtet, alles zu unterlassen, was als territorialer Anspruch verstanden werden kann. In einem Interview im griechischen Fernsehen, anlässlich des BBC-Berichts über die vermeintliche mazedonische Minderheit in Griechenland, sagte der nordmazedonische Außenminister Nikola Dimitrov:
"Es ist ein Thema für den innergriechischen Dialog, vielleicht auch eine Frage internationaler Verpflichtungen, aber es ist nicht hilfreich für das, was wir erreichen wollen, wenn wir uns da einmischen. Wir haben eine neue Seite in unseren Beziehungen aufgeschlagen, und haben ein enormes Potential der Freundschaft und Kooperation frei gemacht."
Ohne das Abkommen hätte Dimitrov eventuell andere Töne angeschlagen, meint der Hochschulprofessor Konstantinos Filis vom griechischen Institut für Internationale Beziehungen.
"Das Abkommen mit Nordmazedonien ist da besonders konkret. Es beschützt Griechenland vor solchen Ansprüchen. Nationalismus und Gebietsansprüche können zwar nicht von einem Tag auf den anderen aus der Welt geschafft werden, aber das Abkommen mit Nordmazedonien schafft gute Voraussetzungen dafür."
Ob es eine Minderheit gibt oder nicht, sei vor allem eine Frage der Selbstdefinition, sagt der Journalist und Historiker Tasos Kostopoulos. Und so wie Bulgarien mittlerweile als Freund und Partner gesehen wird, werde das Abkommen mit Nordmazedonien auch die Bedenken gegenüber diesem Nachbarland abschaffen.