Mit einem Video geht es los. Es begrüßt die Besucher im ersten der lang gestreckten Gebäude, die einmal Kaserne waren und dann ein Konzentrationslager, das gefürchtetste auf dem Gebiet der heutigen Slowakei. Um die Rolle der Slowaken beim Holocaust geht es in diesem ersten Gebäude des Museums. Matej Beranek ist Programmmanager.
"Wir Slowaken hatten uns ohne Zwang entschieden, die Juden loszuwerden. Die slowakische Regierung einigte sich mit der deutschen Regierung darauf, dass sie für jeden ausgelieferten Juden 500 Reichsmark bezahlte."
Im Jahr 1942 war das, noch war die Slowakei nicht von Deutschen besetzt. Ein Regime mit dem katholischen Priester Jozef Tiso an der Spitze verabschiedete den sogenannten Juden-Kodex; Gesetze, die man als die "strengsten Europas" bezeichnete. Der slowakische Antisemitismus, sagt Matej Beranek, sei vor allem wirtschaftlich begründet gewesen; die Mehrheitsgesellschaft habe das Eigentum der Juden im Blick gehabt. Aufgearbeitet sei dieser Teil der Geschichte in der Slowakei noch nicht.
Es gab noch keine große Selbstreflexion
"Es gab noch keine große Selbstreflexion. Es werden immer noch Dinge aus dem Zweiten Weltkrieg gelobt – dass Wohlstand herrschte, zum Beispiel. Aber auf wessen Kosten? Sie haben eine Schicht der Gesellschaft bestohlen, die Juden – und als sie dann bestohlen waren, haben sie noch ihre Deportation beschlossen."
Mit diesen dunklen Seiten der eigenen Gesellschaft wolle man die Slowaken vertraut machen, das ist erklärtes Ziel des Museums. Genauso geht es aber auch um die Brutalität, mit der Deutsche nach der Besatzung geherrscht haben. Seine Baracke von einst habe er im KZ Sered gleich wiedererkannt, sagt Pavol Gross. Der Geologe aus Bratislava war kürzlich zum ersten Mal seit 70 Jahren wieder in dem Lager, in dem er ab 1942 interniert war.
"Wir hatten ein Zimmer, darin waren wir als vierköpfige Familie untergebracht, ich war sieben Jahre alt, meine Schwester drei Monate. Dazu lebte da noch ein alter Mann. Wenn wir uns abends hingelegt haben, war kein Zentimeter mehr Platz."
Unterbrochen wurde die Geschichte von Sered durch den Slowakischen Nationalaufstand im Jahr 1944 – der machte zumindest für kurze Zeit Schluss mit der Judenverfolgung. Pavol Gross, der Holocaust-Überlebende aus Bratislava:
"Sie sagten uns: geht heim! Aber wo sollten wir hin? Man hatte uns alles weggenommen: meinem Vater die Werkstatt, unserer Familie die Wohnung."
Offen rechtsextreme Gruppierung im Parlament
Ohnehin folgte bald die nächste Etappe der Judenverfolgung. Im Zusammenhang mit dem KZ sprechen die Slowaken von Sered I und Sered II. In der zweiten Phase übernahmen Deutsche die Aufsicht, in der ersten waren es noch Slowaken. Pavol Gross:
"Das war der Bodensatz der Gesellschaft, die meisten ohne Ausbildung. Sie hatten schwarze Uniformen, schwarze Mützen und ein Gewehr. Was wollten solche Primitiven sonst mehr? Die zweite Etappe war gleichbedeutend mit dem SS-Mann Brunner, der das Lager leitete, das war furchtbar, es gab Tag für Tag Prügel und ausgeschlagene Zähne."
Dass gerade jetzt, mehr als sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Gedenkstätte eröffnete, ist ein pikanter Zeitpunkt: In der Slowakei ist erst kürzlich eine offen rechtsextreme Gruppierung ins Parlament gewählt worden. In den Schulen wird über den Holocaust nicht immer gesprochen – für die Zeit des Zweiten Weltkriegs ist im Lehrplan zwar ein Zeitfenster vorgesehen, aber die konkreten Inhalte hängen vom Lehrer ab. Matej Beranek aus der Gedenkstätte in Sered bietet für die Schulklassen eigene Bildungsprogramme an.
"Einige haben Hintergrundwissen, aber es gibt auch solche, die nicht wissen, was sich hier befand. Eines unserer Ziele ist es, die Leute damit vertraut zu machen – auch mit den dunklen Seiten unserer Geschichte."
Diese Aufklärungsarbeit fängt teilweise erst an. Die neue Gedenkstätte, so ist die Hoffnung, kann dabei helfen.