Das Signal zum Beginn der Treibjagd in der Polana, einem kleinen Gebirge in der Mittelslowakei. 30 Jäger und ihre Hunde hoffen auf reiche Beute. Zwei Wölfe dürfen sie bei jeder Pirsch erlegen. So erlaubt es die neue Verordnung des Landwirtschaftsministeriums. Der Wolf sei nicht allein in der Natur, so Sprecher Michal Feik:
"In der Polana lebt auch der wertvolle Karpatenhirsch. Er verdient ebenfalls unseren Schutz. Die Wölfe gefährden den Bestand der Herden. Es ist schwierig, das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen."
In vielen Naturschutzgebieten und in den Grenzregionen zu Polen und Tschechien ist die Jagd das ganze Jahr über streng untersagt. Dort wo sie von Anfang November bis Mitte Januar erlaubt ist, dürfen die Weidmänner nur alleine mit ihrer Flinte unterwegs sein. Nur im waldreichen Gebirge der Mittelslowakei können sie jetzt erstmals seit vielen Jahren wieder gemeinsam ihr Jagdglück versuchen. Eine sinnvolle Entscheidung, freut sich der Chef des Jägerverbandes, Imrich Šuba:
"Es gibt keinen Grund zur Panik, sondern das ist völlig normal. Die Gemeinschaftsjagd ist einfach viel wirksamer. Nur so können alle Tierarten angemessen geschützt werden. In der Slowakei gibt es viele Wölfe. Darauf sollten wir stolz sein. Ihre Zahl steigt sogar immer weiter."
Naturschutzverbände warnen
Doch die Naturschutzverbände sehen es grundlegend anders. Der Wolf sei immer noch von Ausrottung bedroht. Nur mühsam hätten sich die Bestände in den letzten Jahren erholt. Die Freigabe der Treibjagd bringe nun ganze Rudel in Gefahr, warnt Umweltschützer Jan Kalavsky:
"Das Wild wird durch die Gemeinschaftsjagd sehr gestresst. Oft werden auch die Alpha-Tiere erlegt. Die Schäden bei Rotwild oder Schafen sind aber nicht so gewaltig, dass diese Methode zur Regulierung der Wolfs-Bestände notwendig ist."
Mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission wollen die Naturschutzverbände deshalb die Rücknahme der Verordnung erreichen. Ihr Fernziel ist ein absolutes Jagdverbot auf Wölfe wie in den meisten anderen europäischen Ländern. Rückendeckung gibt es vom Umweltministerium. Anders als seine Kollegen vom Landwirtschaftsressort hält Direktor Ratislav Rybanič die Treibjagd für falsch:
"Wir sind überzeugt. Diese Maßnahme ist nicht notwendig. Es gibt keine verlässlichen Zahlen über die entstandenen Schäden. Hirsche sind einfach die natürliche Nahrung der Wölfe. Man muss deshalb akzeptieren, das sie von ihnen gerissen und gefressen werden."
Doch trotz des offenen Streits innerhalb des Kabinetts ist für dieses Jahr die Entscheidung gefallen. Ob allerdings die Jäger, trotz der Freigabe der Treibjagd, die diesjährige Quote von 70 Wölfen erfüllen können, wird von vielen Seiten ohnehin bezweifelt. In den letzten Jahren war der Wolf meist deutlich gerissener als seine Jäger. In der Saison 2015 wurde nicht einmal die Hälfte der frei gegebenen Abschussquote geschafft.