Tief bleiben die Stiefel im Schlamm der Slumsiedlung vor den Toren Madrids stecken. Der am niedrigsten gelegene Teil der Hütten steht noch immer im Wasser. An anderen haben die rumänischen Roma schon mit den Reparaturarbeiten begonnen. Ein Schaufelbagger beseitigt Dreck und Unrat. Der hochgewachsene Alex steht ein wenig ratlos im Matsch. Erst in letzter Sekunde konnte er sich vor dem Wasser retten.
"Schlimm war das. Ich schlief. Als ich wach wurde, war das Wasser schon in der Hütte. Ich stand auf, da stand es mir schon bis zum Hals. Ich konnte mich um nichts mehr kümmern, nur noch meine Familie retten, meine Kinder."
"Ich war arbeiten, als Nachtwächter bei einer Sicherheitsfirma","
schaltet sich Emil ein, während er sich von einer Kirchengemeinde gespendete Schuhe anzieht. Als er um sieben Uhr morgens nach Hause kam, wartete seine Frau mit den weinenden Kindern im Arm auf der höher gelegenen Straße auf ihn.
Kinder rennen schreiend durch die Slumsiedlung. Am Schwanz ziehen sie eine tote Ratte wie eine Trophäe hinter sich her. Angel sieht das Schauspiel mit sorgenvoller Mine. Der 47-jährige Spanier gehört einer nahe gelegenen Kirchengemeinde an, die schon seit Jahren freiwillige Sozialarbeit im Viertel leistet.
""Das Wasser hat die Nester durchflutet, jetzt sind die Ratten im Viertel, lebendig oder halbtot. Die Kinder fassen sie an. Das Infektionsrisiko ist enorm. Die Stadt soll nicht sagen, wir hätten sie nicht gewarnt. Außerdem hat uns eine Ärztin gesagt: Wenn der Schlamm trocknet, wird er zu einem hervorragenden Nährboden für Larven aller Art. Es ist wirklich ernst."
Hart geht Angel mit Madrids Bürgermeister Alberto Ruiz-Gallardon ins Gericht. Dieser hatte in der spanischen Tageszeitung "El Pais" die Befürchtung ausgesprochen, dass Sozialarbeit im Problemviertel noch mehr rumänische Roma anziehen könnte. Die Stadtverwaltung habe gehofft, die Überschwemmung werde das Problem des Slums von alleine lösen, die Rumänen würden weggehen, sagt Angel.
"Die Behörden machen Werbung mit Slogans wie 'Hervorragendes Madrid'. Wir wollen, dass Madrid nicht nur in den nur wenigen Metern entfernten Neubaugebieten hervorragend ist, oder in den Palästen der Mächtigen im Zentrum. Da sind zum Beispiel die vielen Kinder hier: Die haben Rechte - auf Schulbesuch, auf ein Minimum an Hygiene, auf Gesundheitsfürsorge. Das sind ja immerhin Bürger der Europäischen Union. Wir wollen uns nicht an diese Hütten gewöhnen. Aber solange diese Leute keine Alternative haben, sind diese Hütten ihr Dach über dem Kopf."
An Wohnraum mangelt es in Madrid nicht. 300.000 Wohnungen stehen leer, hatte der Bürgermeister jüngst erklärt. In den Neubaugebieten der Hauptstadt sind in den letzten Jahren weitere Hundertausende von Wohnungen entstanden. Aber ohne Unterstützung der Behörden wird der Rumäne Emil wohl weiter nichts finden.
"Alle zwei, drei Monate gehe ich auf Wohnungssuche. Hier in Vallecas gibt es ein Neubaugebiet. Aber die Mieten sind viel zu hoch, 800, 900, 1.000 Euro. Ich verdiene als Nachtwächter doch nur 900 Euro. Und wir haben fünf Kinder. Das schaffe ich nicht. So kann man nicht leben."
Der wichtigste Erfolg der Kirchengemeinde der letzten Jahre: Die Kinder des Slums gehen zur Schule. Darum wollen die rumänischen Roma auch nicht in die eilig errichteten Notcamps der Stadtverwaltung in den Norden umziehen. Und es gibt noch ein weitere Probleme, sagt Emil.
"In dem Camp der Stadt regiert die Mafia. Die geben uns nur ein Fläschen Milch pro Kind am Tag. Das ist für meinen neun Monate alten Sohn viel zu wenig. Außerdem können meine übrigen drei Kinder dort nicht zur Schule gehen. Ihre Schule ist doch hier in der Nähe, in Vallecas! In der Schule bekommen sie wenigestens ordentlich zu essen. Außerdem sollen sie etwas lernen, damit sie eines Tages einen richtigen Beruf haben und nicht in Slums leben müssen. Sie sollen es einmal besser haben als wir."
"Schlimm war das. Ich schlief. Als ich wach wurde, war das Wasser schon in der Hütte. Ich stand auf, da stand es mir schon bis zum Hals. Ich konnte mich um nichts mehr kümmern, nur noch meine Familie retten, meine Kinder."
"Ich war arbeiten, als Nachtwächter bei einer Sicherheitsfirma","
schaltet sich Emil ein, während er sich von einer Kirchengemeinde gespendete Schuhe anzieht. Als er um sieben Uhr morgens nach Hause kam, wartete seine Frau mit den weinenden Kindern im Arm auf der höher gelegenen Straße auf ihn.
Kinder rennen schreiend durch die Slumsiedlung. Am Schwanz ziehen sie eine tote Ratte wie eine Trophäe hinter sich her. Angel sieht das Schauspiel mit sorgenvoller Mine. Der 47-jährige Spanier gehört einer nahe gelegenen Kirchengemeinde an, die schon seit Jahren freiwillige Sozialarbeit im Viertel leistet.
""Das Wasser hat die Nester durchflutet, jetzt sind die Ratten im Viertel, lebendig oder halbtot. Die Kinder fassen sie an. Das Infektionsrisiko ist enorm. Die Stadt soll nicht sagen, wir hätten sie nicht gewarnt. Außerdem hat uns eine Ärztin gesagt: Wenn der Schlamm trocknet, wird er zu einem hervorragenden Nährboden für Larven aller Art. Es ist wirklich ernst."
Hart geht Angel mit Madrids Bürgermeister Alberto Ruiz-Gallardon ins Gericht. Dieser hatte in der spanischen Tageszeitung "El Pais" die Befürchtung ausgesprochen, dass Sozialarbeit im Problemviertel noch mehr rumänische Roma anziehen könnte. Die Stadtverwaltung habe gehofft, die Überschwemmung werde das Problem des Slums von alleine lösen, die Rumänen würden weggehen, sagt Angel.
"Die Behörden machen Werbung mit Slogans wie 'Hervorragendes Madrid'. Wir wollen, dass Madrid nicht nur in den nur wenigen Metern entfernten Neubaugebieten hervorragend ist, oder in den Palästen der Mächtigen im Zentrum. Da sind zum Beispiel die vielen Kinder hier: Die haben Rechte - auf Schulbesuch, auf ein Minimum an Hygiene, auf Gesundheitsfürsorge. Das sind ja immerhin Bürger der Europäischen Union. Wir wollen uns nicht an diese Hütten gewöhnen. Aber solange diese Leute keine Alternative haben, sind diese Hütten ihr Dach über dem Kopf."
An Wohnraum mangelt es in Madrid nicht. 300.000 Wohnungen stehen leer, hatte der Bürgermeister jüngst erklärt. In den Neubaugebieten der Hauptstadt sind in den letzten Jahren weitere Hundertausende von Wohnungen entstanden. Aber ohne Unterstützung der Behörden wird der Rumäne Emil wohl weiter nichts finden.
"Alle zwei, drei Monate gehe ich auf Wohnungssuche. Hier in Vallecas gibt es ein Neubaugebiet. Aber die Mieten sind viel zu hoch, 800, 900, 1.000 Euro. Ich verdiene als Nachtwächter doch nur 900 Euro. Und wir haben fünf Kinder. Das schaffe ich nicht. So kann man nicht leben."
Der wichtigste Erfolg der Kirchengemeinde der letzten Jahre: Die Kinder des Slums gehen zur Schule. Darum wollen die rumänischen Roma auch nicht in die eilig errichteten Notcamps der Stadtverwaltung in den Norden umziehen. Und es gibt noch ein weitere Probleme, sagt Emil.
"In dem Camp der Stadt regiert die Mafia. Die geben uns nur ein Fläschen Milch pro Kind am Tag. Das ist für meinen neun Monate alten Sohn viel zu wenig. Außerdem können meine übrigen drei Kinder dort nicht zur Schule gehen. Ihre Schule ist doch hier in der Nähe, in Vallecas! In der Schule bekommen sie wenigestens ordentlich zu essen. Außerdem sollen sie etwas lernen, damit sie eines Tages einen richtigen Beruf haben und nicht in Slums leben müssen. Sie sollen es einmal besser haben als wir."