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Smart-Home-Systeme
Richtig programmiert, richtig Energie gespart

Automatische Rollladen, ferngesteuertes Licht und Alarmfunktionen mit Videototalüberwachung per Smartphone: Smart-Home-System sind zu einigem fähig. Doch, kann man mit ihnen auch Energie sparen? Energieexperten der Technischen Hochschule Köln haben das nun untersucht.

Von Manfred Kloiber |
    Eine Frau liegt in einem Bett und verändert mit einer Handbewegung das Licht. Die Technik wird in dem Prototyp eines Smart Home in Fuenterrabia in Spanien.
    Wohnen per Handbewegung und Energiesparen per App: das kommt auf den Nutzer an. (AFP PHOTO/ Ho/ Think Big Factory)
    Sven Jung aus Rösrath beschäftigt sich mit seiner Energiespar-App auf dem Smartphone. In jedem Zimmer des Hauses, das er mit seiner vierköpfigen Familie bewohnt, kann er genau überprüfen, wie warm es dort ist und ob Fenster oder Türen geschlossen sind. Denn Jung hat im Rahmen eines Forschungsprojektes der Technischen Hochschule Köln zusammen mit dem regionalen Energieversorger Rheinenergie ein Smart-Home-System getestet. Damit kann er seine Gas-Zentralheizung sehr individuell und detailliert steuern:
    "Das habe ich schon so gesteuert, so geregelt, dass da gewisse Heizkurven hinterlegt sind, dass die Heizung runtergefahren wurde, wenn gelüftet wurde, wenn Fenster auf Kipp gestellt waren oder Fenster zum Stoßlüften geöffnet wurden, dass der Thermostat dann zugemacht hat."
    Insgesamt 20 dieser smarten Thermostate wurden in Jungs Haus eingebaut. Sie funken die Temperatur an eine kleine Smart-Home-Zentrale im Erdgeschoss. Die wiederum kann jedem Thermostat drahtlos Befehle geben, den Heizkörper an oder aus zu stellen. Zudem wurden an alle Fenster kleine Funk-Kontakte geklebt. Sensoren, die erkennen, ob das Fenster geschlossen, auf Kipp gestellt oder geöffnet ist. Auch die Außentüren wurden mit diesen Kontakten versehen.
    Kosten und Einsparung
    Rund 50 Euro kostet ein smarter Thermostat, 30 Euro der Fenster- und Türkontakt. Und die Zentrale schlägt zusätzlich nochmal mit gut 120 Euro zu Buche. Macht zusammen rund 1.500 Euro für die Komponenten, die im Haus der Jungs in Rösrath verbaut sind. Dafür erzielte die Familie im letzten Jahr eine Energieeinsparung, die sich sehen lassen kann:
    "Das Einsparpotential lag bei etwa 25 Prozent. Das jetzt über die Quadratmeterzahl – das sind in etwa 250 Quadratmeter und eine größere Anzahl an Räumen. Wenn man da jetzt so ungefähr eine Größenordnung von so etwa fünf Komma zwei Eurocent pro Kilowattstunde da als Berechnungsgrundlage nimmt, dann ist das die Größenordnung 200 Euro pro Jahr."
    Für Prof. Thorsten Schneiders vom Kölner Institut für erneuerbare Energien an der TH gehört Familie Jung damit zu den Top-Sparern. Insgesamt 120 Haushalte mit Gaszentralheizung wurden in Rösrath bei Köln mit diesen Smart-Home-Systemen ausgestattet, um in einem zweijährigen Versuch zu überprüfen, ob sich damit der Energie-Verbrauch nachweislich reduzieren lässt.
    "Unsere sogenannten Top-Sparer kamen auf bis zu 33 Prozent des Gasverbrauches. Man verbraucht ja das Gas für die Heizung und das Warmwasser. Also nur auf die Heizung bezogen haben sie sogar noch mehr eingespart. Der Durchschnitt – rein rechnerisch – der war bei vier Prozent. Wobei man dabei auch sagen muss, dass die, die so richtig in der obersten Sparergruppe waren, so ab zehn Prozent Einsparung, auch sehr intensiv mit dem Smart-Home-system gearbeitet haben."
    Vorprogrammierte Szenarien
    Oder umgekehrt ausgedrückt: Nur wer sein Smart-Home-System richtig programmiert, kann auch richtig sparen. Über die Hälfte der Teilnehmer konnten so den Energieverbrauch reduzieren, doch nur 14 Prozent erzielten Einsparungen in der Größenordnung wie Familie Jung. Und 43 Prozent nutzten die Systeme lieber dazu, es sich richtig mollig warm zu machen – der Energieverbrauch stieg hier sogar noch an. Doch wer mit den Systemen Sparen will, der kann es auch. Und es wird immer leichter, stellt Schneiders fest:
    "Es hat sich da einiges getan. Mittlerweile sind die Komponenten wie auch die Software an sich sehr weiterentwickelt worden, so dass man da auch alle mögliche Arten von Programmierungen findet. Je nach Hersteller fällt das unterschiedlich aus, aber so typische Szenarien wie "Wenn Fenster auf, dann Heizung runterregeln" sind vorprogrammiert, so dass ich das nicht alles selbst einstellen muss."