Mathematikunterricht im Marie Curie Gymnasium in Ludwigsfelde. Lehrer Detlef Launert steht vor der Klasse der elften Jahrgangsstufe. Hinter ihm an der Wand hängt ein Smartboard: Etwa ein 1,50 Meter breit und hoch, per Computer mit dem World Wide Web verbunden und gefüttert mit einem Programm namens Cas: Computeralgebrasystem. Lehrer Launert ist sehr angetan vom kreativen Potenzial der neuen Technik.
"Das Smartboard ist für mich jetzt in folgenden Punkten nützlich: Ich kann sämtliche Tafelbilder speichern und im laufenden Unterricht drauf zurückgreifen. Ich kann Verknüpfungen herstellen, zum Beispiel zum Internet oder auch zu anderen Programmen, oder Grafiken einfügen. Ich habe also sehr viel schneller verschiedene Medien und Materialien zur Verfügung."
Detlef Launert tippt auf der berührungsempfindlichen Oberfläche des Smartboards mit einem handlangen Sensorstift eine Gleichung ein, die digitale Tafel der Neuzeit zeichnet dazu automatisch den Kurvenverlauf, ganz ohne mühseliges Berechnen einzelner Punkte.
Solch professioneller Umgang mit dem Smartboard sei aber noch nicht selbstverständlich, sagt eine Schülerin.
"Also, das ist sehr unterschiedlich: Manche Lehrer kommen damit noch nicht so gut klar, aber es gibt auch welche wie Herr Launert, die sehr gut damit umgehen können."
Die Fortbildung der Lehrer ist der große Knackpunkt beim E-Learning, sagt auch Michael Retzlaff. Er ist Referatsleiter Medienbildung am Landesinstitut Schule und Medien.
"Die Lehrerinnen und Lehrer sind gut beraten, die sich dieser Herausforderung öffnen, aber es bedarf vielfältiger Unterstützungsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass der Lehrer sicher und mit einem klaren pädagogischen Konzept vor dem Whiteboard steht."
Denn mit dem mehrere tausend Euro teuren Tool an sich und noch so ausgefeilter Lern-Software ist für den Unterricht noch nichts gewonnen. Auch einen Ferrari muss man fahren können. Und E-Learning ist nur ein Aspekt des neuen Rahmenlehrplans: Er macht die Medienbildung bereits für die Primarstufe verbindlich und stellt sie zum ersten Mal auf eine curriculare Grundlage.
Auf sieben Seiten werden ehrgeizige Ziele gesteckt: So sollen die Schüler nicht nur mit den verschiedenen Suchmaschinen umgehen lernen, sondern auch erfassen, welche wirtschaftlichen Interessen sich zum Beispiel hinter Computerspielen verbergen. Die Jungen und Mädchen sollen den Unterschied zwischen privat und öffentlich auch in sozialen Netzwerken lernen und über das Urheberrecht Bescheid wissen, sie sollen die Glaubwürdigkeit von Informationen hinterfragen können und über Gewaltdarstellungen diskutieren.
Weil immer mehr immer jüngere Schüler ein Smartphone haben, sind Handysucht und die Gefahr des Realitätsverlustes ebenfalls Unterrichtsthemen. Prinzipiell muss die moderne Internetgesellschaft in den Schulen zwischen Uckermark und Prignitz ankommen, meint Michael Retzlaff vom Landesinstitut Schule und Medien.
"Es funktioniert an Schulen dann gut, wenn die Schule als Ganzes sich auf den Weg macht, die Medien im Unterricht zu integrieren, und zwar ganz unaufgeregt, ganz selbstverständlich und dann auch schließlich sehr kompetent, unter Einbeziehung der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Weil, die Möglichkeit, dort auch eine Ressource für Unterricht bereitzustellen, die wird aus meiner Sicht viel zu wenig genutzt."