"Piep, so jetzt kommt ein silbergrauer Ford Fiesta, Fahrer hält das Handy halb hoch, rechte Hand und tippt..."
Eine Polizeikontrolle in Köln. Hauptkommissar Markus Buckan geht mit dem Funkgerät in der Hand in Richtung Straße. Er hält Ausschau nach dem silbergrauen Ford Fiesta, der gleich angefahren kommen müsste. Der Mann am Steuer hatte das Handy während der Fahrt in der Hand. Buckans Kollege, der ein paar Meter weiter in Zivil steht, hat den Verkehrssünder beobachtet.
"Wir machen heute Verkehrskontrollen, mit dem Schwerpunkt Handykontrollen. Wir schauen, ob die Fahrzeugführer während der Fahrt das Handy benutzen – und zwar entweder zum Telefonieren oder aber - das ist der Tatbestand schon, wenn sie es während der Fahrt in der Hand halten – das alleine ist schon eine Ablenkung, und genau darum geht es uns, zu verhindern, dass die Leute abgelenkt sind."
Die meisten werden nicht erwischt
60 Euro plus Verwaltungsgebühren müssen die Ertappten zahlen. Und sie bekommen einen Punkt in Flensburg. Mehr als 360.000 Verstöße dieser Art bundesweit haben die Beamten im vergangenen Jahr registriert. Die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Hier nehmen die Zahlen anders als im bundesweiten Trend zu, erklärt das Innenministerium in Düsseldorf. Und: Es dürfte weitaus mehr Handyverstöße geben als erfasst sind. Denn die meisten Fahrer werden nicht erwischt. In verschiedenen Umfragen gaben bis zu drei Viertel der Befragten an, dass sie während der Fahrt das Smartphone nutzen.
NRW-Innenminister Ralf Jäger spricht vom Smartphone am Steuer als Seuche. Wenn sich diese weiter ausbreite, werde die Zahl der Verkehrstoten dramatisch steigen. Dabei hatte sich dieser Trend zuletzt umgedreht: Der Straßenverkehr war lange Zeit immer sicherer geworden – seit etwa zwei Jahren aber sterben wieder mehr Menschen auf Deutschlands Straßen. Nicht nur Jäger schreibt das der Handy- und Smartphone-Nutzung der Autofahrer zu.
Denn: Nur ein kurzer Blick auf das Handy kann gefährlich werden, sagt Polizist Markus Buckan. Wer bei 50 km/h zwei Sekunden lang auf das Smartphone schaut, ist 30 Meter im Blindflug unterwegs. Bei Tempo 130 sind es sogar 72 Meter.
"Viele meinen, dass sie das im Griff haben mit dem Straßenverkehr"
"Das ist schon recht natürlich klar, wenn man 30 Meter nicht schauen kann, was vor einem los ist, kann man nicht reagieren, kann man nicht agieren, so können immer wieder Verkehrsunfälle passieren. Viele Leute meinen, dass sie das im Griff haben mit dem Straßenverkehr, und dass es kein Problem ist, mal eben aufs Handy zu gucken, mal eben die Mails oder was auch immer zu checken. Das Problem ist nur, wenn man den Verkehrsunfall da hat und den Verkehrsunfall aufnehmen muss, und man sieht das menschliche Leid, dann sieht man das halt ein bisschen anders."
Das Problem: Wie oft das Smartphone tatsächlich einen Unfall verursacht – darüber gibt es keine Zahlen. Die Jahresunfallstatistik, die noch in diesem Juli veröffentlicht wird, schweigt dazu. Ablenkung ist keine Kategorie. Nur wenige Bundesländer schlüsseln Unfälle durch Smartphonenutzung auf. Beispiel NRW: Erfasst wurden 2015 gerade mal 182 Fälle, bei denen die Handynutzung eindeutig als Unfallursache nachgewiesen werden konnte. Innenminister Jäger geht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.
Denn nicht immer lässt sich auch feststellen, ob das Handy vor einem Unfall benutzt wurde oder nicht. Und nur bei schweren Unfällen und einem Anfangsverdacht dürfen die Beamten das Telefon beschlagnahmen und auslesen lassen. Auch Verkehrsexperten rechnen deswegen mit höheren Zahlen.
Ein Drittel der Unfälle durch Ablenkung
"Von 2,4 Millionen Crashes, Unfällen, die wir haben, sind 800.000, rund ein Drittel, auf Ablenkungen zurückzuführen, und ich schätze mal so 300.000 mittlerweile auf Nutzung des Smartphones. Aber diese Zahlen sind international – auch in der Schweiz ist es so, dass man das da genauer untersucht hat – die Zahlen sind eigentlich schon in gewisser Weise belastbar. Aber es ist bei Unfallanalysen immer am Ende schwer, auch zu sagen, ob derjenige zu schnell war oder ob er gerade ein Streitgespräch geführt hat, das ist natürlich schwer nachvollziehbar."
Michael Schreckenberg kennt sich aus mit Deutschlands Straßenverkehr. Er ist Professor für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen.
"Die längeren Fahrten haben natürlich gewisse Ermüdungserscheinungen in sich. Da ist es ganz einfach so, dass man sich mit anderen Dingen beschäftigt, auch wenn die Strecke langweilig ist, das Gehirn des Menschen beschäftigt sich dann gern mit anderen Dingen, dann ist man nicht mehr voll bei der Sache. Und gerade heutzutage ist es so, dass die Kommunikation im Fahrzeug immer mehr Einzug halten wird. Also über mein Smartphone mich mit anderen in Verbindung zu setzen, Meldungen abzusetzen und zu empfangen, das ist etwas, das in der Zukunft eigentlich das größte Problem sein wird, weil diese Ablenkung zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass man eigentlich gar nicht mehr beteiligt ist am Verkehr."
Smartphone am Steuer ist wie Alkohol
Das Smartphone am Steuer ist inzwischen genauso gefährlich wie Alkohol, sagt Michael Schreckenberg.
"Es gibt zwei Studien dazu. Es gibt eine Studie aus den USA, die dazu kommt, dass selbst das erlaubte Telefonieren die ablenkende Wirkung von 0,8 Promille Alkohol hat. Das Nutzen des Smartphones wirklich konkret, also das Schicken einer SMS oder heute eher WhatsApp, das hat die ablenkende Wirkung nach einer Studie der TU Braunschweig von 1,1 Promille Alkohol – da sind wir dann schon in dem Bereich, wo ich eigentlich gar nicht mehr fahrtüchtig bin."
Im Fahrsimulator der Technischen Uni Braunschweig. Mark Vollrath sitzt in einem fensterlosen Raum hinter einem Lenkrad auf einem nachgebauten Fahrersitz. Vor ihm eine Landstraße, die ein Beamer an die weiße Wand wirft. Der Verkehrspsychologe testet hier verschiedene Gefahrensituationen auf der Straße. Vor Kurzem hat er die erste deutsche Studie zum Thema Smartphone-Ablenkung veröffentlicht. Seine Studenten haben den Verkehr in Berlin, Hannover und Braunschweig beobachtet. Das Ergebnis: Von 11.000 Autofahrern waren knapp fünf Prozent mit dem Smartphone beschäftigt.
"Nun sind unsere Straßen relativ breit, es sind nicht immer Autofahrer vorhanden, das heißt, meistens geht das gut, das gibt für den Autofahrer das trügerische Gefühl, ja, kann ich mir leisten, passiert ja nie was. Wenn man sich Statistiken anguckt, dann sieht man schon, dass das Unfallrisiko deutlich erhöht wird, wenn jemand kommt, den man nicht erwartet hat, plötzlich ein Fußgänger auf der Straße steht, der vorne plötzlich bremst, dann wird man davon überrascht, und das kriegt man nicht mit, wenn man aufs Smartphone schaut."
Der Mensch ist halt ein soziales Wesen
"Wenn ich dann versuche, auf dem Smartphone irgendwie herumzutippen… und dann hochschauen, bin weggedriftet schon ..."
Mark Vollrath wendet den Blick von der Straße ab und nimmt das Smartphone in die Hand, das auf dem Beifahrersitz liegt. Dass so viele Fahrer ihr Handy auf dem Beifahrersitz liegen haben, erklärt Vollrath so:
"Wir Menschen sind soziale Wesen, und Kontakt, Interaktion, das sind Dinge, die anscheinend ganz wichtig für uns sind. Hat ja auch keiner vorhergesehen, dass das Smartphone sich mal so entwickelt. Und dass es so ein Anreiz ist, dass wir das Handy ständig dabei haben müssen, ständig mit Leuten in Kontakt sein müssen. Aber es trifft eben genau eines der Grundbedürfnisse. Das ist ganz tief verankert wohl biologisch, und da kommen wir mit rationalen Maßnahmen nur wenig ran."
Und dieses Grundbedürfnis ist vor allem bei 18 bis 44-Jährigen besonders ausgeprägt. In dieser Altersgruppe registrierte das Kraftfahrtbundesamt bisher die meisten Verstöße. Verkehrspsychologe Vollrath sieht vor allem Fahranfänger gefährdet. Und hält höhere Strafen als Abschreckung für denkbar.
Fahranfänger besonders gefährdet
"Man weiß von den Gebrauchszahlen her, dass die am meisten mit dem Smartphone machen, und gleichzeitig sind es die, die das höchste Unfallrisiko haben, da kommen zwei Risikofaktoren zusammen, Jugendlichkeit, mangelndes Risikobewusstsein, und die Ablenkung. Da bräuchten wir noch mal gezieltere Kampagnen. Vielleicht auch so was wie - man hat ja das Alkoholverbot für Fahranfänger in der Probezeit, dass man da noch mal gezielter entweder andere Strafen, höhere Strafen, noch mal deutlicher macht, dass Telefonieren verboten ist für Fahranfänger. Um da noch mal ein Zeichen für diese Altersgruppe zu setzen."
"Bevor wir jetzt anfangen jetzt noch mal die Gelegenheit, alle Handys aus ..." Ein Gymnasium in Köln. In der abgedunkelten Aula sitzen um die 100 Schüler. Klassenstufe 11. Altersdurchschnitt 17 Jahre. Sie sollen lernen, wie sie sich richtig im Straßenverkehr verhalten. Dazu gehört auch: Nicht aufs Smartphone gucken.
"Da kommt keiner lebend raus"
Polizistin Natalie Kohn zeigt Unfallfotos. Ausgebrannte Karosserien, verbeulte Wagen und ein Auto, das in einen LKW hineingefahren ist. Unfallursache: Der Fahrer hat aufs Handy geschaut und zu spät gebremst.
"Was denkt ihr denn, wer aus so einem Auto wieder rauskommt? Keiner. Zumindest nicht lebend."
Mit dem Crashkurs will die Polizei NRW Fahranfänger erreichen.
"Hallo zusammen, mein Name ist Caroline Bollig, ich bin Mutter von zwei Töchtern."
Die Töchter von Caroline Bollig sind 2003 im Auto unterwegs. Die ältere, gerade 18 Jahre alt, fährt nachts mit der 14 Jahre alten Schwester auf einer Landstraße. Die Schwester schläft auf der Rückbank. Die Fahrerin tippt eine Nachricht auf ihrem Handy und bemerkt nicht, dass ein Reh auf die Straße rennt. Sie weicht aus und fährt gegen einen Baum. Beide Mädchen überleben. Die Jüngere lebt mit den Folgen des Unfalls. Sie hat mehrere Kopf-Operationen, liegt viele Monate im Koma. Heute verfolgt sie den Auftritt ihrer Mutter aus der ersten Reihe – lächelnd wippt sie mit den Beinen.
"Wie ihr seht, ist Catrin heute‚ mit 27, eine absolute Grinsebacke. Das ist sie eigentlich immer. Sie ist ein ganz glücklicher und zufriedener Mensch. Da sie sich leider nicht wirklich an den Unfall erinnern kann. Sie hat durch den Unfall kein Kurzzeitgedächtnis mehr, das heißt: Alles was sie erlebt, vergisst sie sofort wieder. Wenn wir gleich ins Auto steigen, dann hat die nach 5 Minuten vergessen, wo wir waren."
"Finger weg vom Smartphone"
Caroline Bollig hat eine klare Botschaft. Die Jugendlichen hören zu, es ist mucksmäuschenstill in der Aula, dann bittet Bollig ihre Tochter auf die Bühne und gibt ihr einen Zettel.
"Ich wünsche euch vom ganzen Herzen viel Glück und Gesundheit für das weitere Leben. Eure Catrin Bollig."
Auch Polizistin Natalie Kohn formuliert einen Wunsch:
"Finger weg vom Smartphone während des Fahrens. Ich weiß, ich hab mich schon ganz oft mit Jugendlichen unterhalten, und alle sagten, nee ich kann das, total super, guck mal hier, doppelhändig. Nein, es geht eben nicht. Ab und zu müsst ihr auf jeden Fall runtergucken. Und mal ehrlich, was ist so wichtig, als dass es jetzt gerade geschrieben werden muss? Ja, Schatz ich dich auch ... Wisst ihr, alles keine Gründe, um so mit dem Leben zu spielen."
Zurück bei Natalie Kohns Kollegen in Köln-Mülheim bei der Smartphonekontrolle. Polizist Markus Buckan hat einen älteren Mercedes rausgezogen. Der Fahrer, Ende 20, hat während der Fahrt eine Nachricht verschickt.
Das Handy wird vor Gericht zum Rasierapparat
"An meine Freundin, wir haben ein bisschen Probleme grad gehabt – deswegen, aber hätte ich lieber parken sollen und dann schreiben sollen."
Der junge Mann ist zum ersten Mal erwischt worden. Er ist einsichtig, bezahlt seine Strafe und gelobt Besserung.
Es gibt aber auch andere Fälle, erzählt Markus Buckan. Viele Smartphone-Delikte landen vor einem Richter – und dort verwandelt sich das Smartphone plötzlich.
"Später vor Gericht sagen die Leute dann, nein ich hatte gar kein Handy in der Hand, ich hatte ein Diktiergerät in der Hand, einen Rasierapparat, alles Mögliche an elektronischen Geräten wird dort vorgebracht. Wir haben uns weiterentwickelt, wir schreiben mittlerweile auf, was wir vor Ort sehen, in der Regel schauen wir auch, was das für ein Gerät ist. Es ist ja so, warum sollte der Verkehrsteilnehmer, der tatsächlich ein Diktiergerät benutzt, warum sollte er nicht vor Ort schon sagen, ihr habt mich vermeintlich erwischt, es ist aber gar kein Handy, es ist ein Diktiergerät. Dann hätten wir das vor Ort schon die Situation entschärft. Da kann sich jeder seinen Teil denken."
Viele Fälle landen vor Gericht
In diesem Fall dürfte die rechtliche Lage wohl eindeutig sein. Aber auch Verkehrspsychologe Mark Vollrath kennt kuriose Fälle.
"Man bräuchte auch für die Polizisten ein bisschen mehr Rechtssicherheit. Die haben selber ein bisschen das Problem, wie stelle ich das wirklich fest, auch beweissicher fest. Die machen auch die Erfahrung, die Leute gehen hinterher wieder vor Gericht und erzählen dem Richter, dass sie mit dem Smartphone nur das Ohr wärmen wollten. Solche Dinge gibt es ganz viele, da müsste man von der rechtlichen Seite die Polizisten klar unterstützen, für die eine klare Lage schaffen, dass sie es den Leuten besser nachweisen könnten."
Mark Vollrath fordert: Paragraf 23 der Straßenverkehrsordnung müsse angepasst werden. Fraglich ist etwa, ob die Handynutzung in einer Halterung an der Windschutzscheibe erlaubt ist. Und wie ist es, wenn das Auto an der Ampel steht? Außerdem ist im sogenannten Handy-Paragrafen noch von Mobil- und Autotelefonen die Rede: längst veraltet. Das sieht auch NRW-Innenminister Ralf Jäger so und forderte Mitte Juni vor Beginn der Innenministerkonferenz:
"Fahrer nutzen heute Smartphones und Tablets. Und zwar in Autos mit Start-Stopp-Automatik und Elektroantrieb. Dadurch sind Lücken in der Gesetzesanwendung entstanden, die nicht länger hinnehmbar sind."
Im CSU-geführten Bundesverkehrsministerium heißt es mal wieder Abwarten. Das Haus von Alexander Dobrindt sieht zurzeit keinen akuten Grund zu handeln. Abgelenkte Fahrer seien eines der großen Unfallrisiken, erklärt die Pressestelle auf Anfrage. Man setzt zurzeit aber vor allem auf Abschreckung – etwa mit Videos.
"Hallo?... Ja, ich bin's."
Schockvideos im Internet aus England
Ein Fahrer telefoniert, bedient das Navi, isst ein Wurstbrötchen, trinkt Kaffee - alles Dinge, die ihn ablenken. Nur knapp bemerkt er einen Hund, der auf die Straße rennt. Er bremst, das Wurstbrötchen fliegt aus dem Fenster, direkt ins Maul des Hundes. Harmloser geht es kaum. Dabei gibt es längst Schockvideos im Internet – etwa aus England.
"...an ambulance!, an ambulance!"
Eine Gruppe Mädchen verunglückt, weil die Fahrerin eine SMS geschrieben hat. Die Bilder sind ungeschönt, blutig und hart.
"Manchmal finde ich diese drastischen Videos, die es zum Beispiel aus England gibt, gar nicht so schlecht, weil sie doch ziemlich genau zeigen in aller Deutlichkeit, was wirklich passieren kann, und nicht so dieses ‚Pass mal auf, du du", wenn du das in Hand nimmst, könnte was Böses passieren - also ich finde, manchmal kann es ruhig etwas drastischer sein,"
Sören Bartol ist Verkehrspolitiker der SPD im Bundestag. Auch er setzt auf Abschreckung. Und auf eine bessere Vereinbarkeit von Smartphone und Auto.
"Das Problem ist doch, dass viele Menschen das ganze Ding in die Hand nehmen, weil sie zum Beispiel keine technische Voraussetzung haben, ihr Smartphone ins Auto reinzubringen. Und ich kann es auch verstehen, wenn Sie sich anschauen, was teilweise auch solche gut funktionierenden Schnittstellen im Auto kosten, dann ist das einfach ein Problem, und da müssen wir uns überlegen, ob wir da nicht sagen: Es muss eine gewisse Schnittstellen geben, die so konstruiert ist, dass sie die Funktion eines Smartphones ohne Probleme, ohne Ablenkung im Auto auch nutzen kann - ob man da gegebenenfalls als Politik tätig werden muss. Ich finde da sollte man in Ruhe drüber diskutieren."
Autohersteller sind gefordert
Eine verpflichtende Sonderausstattung. Noch lassen sich die Autohersteller die einiges kosten, sagt Bartol. Der ADAC spricht von bis zu 1.000 Euro. Der Automobilclub hat untersucht, wie gut sich das Smartphone inzwischen in einem Kleinwagen integrieren lässt. Fazit: Da ist noch Luft nach oben, oft sind Auto und Betriebssystem zum Beispiel nicht kompatibel.
"Ich denke mal, dass hier auch gescheut wird, einen zu hohen Entwicklungsaufwand in die Autos zu stecken, das sehen wir immer wieder."
Burkhard Böttcher, Techniker beim ADAC:
"Sicher können die Smartphones in heutigen Autos gut angebunden werden, aber es gibt noch nicht viele Gedanken darüber, wie ich das Smartphone bedienen kann im Fahrzeug, ohne abgelenkt zu werden! Also die Bedienung über Gestensteuerung oder Sprachsteuerung ist nur bei höherwertigen Fahrzeugen schon teilweise implementiert, bei normalen Fahrzeugen eigentlich noch nicht."
Dabei ist das vernetzte Auto seit Jahren eines der wichtigsten Themen in der Autobranche. Eckehard Rotter vom Verband der Automobilindustrie:
"Klar ist: Smartphone und Auto sind im Grunde zwei Seiten einer Medaille, die sind künftig nicht mehr zu trennen."
Autos könnten auch alleine kommunizieren
Mit der Vernetzung soll der Verkehr sicherer gemacht werden. Eckehard Rotter gibt ein Beispiel.
"Der Kreuzungsverkehr ist ein Beispiel dafür, wenn die Autos miteinander kommunizieren können, dann können sie erkennen, obwohl sie es noch nicht sehen, ob von der Querstraße ein anderes Auto kommt, das eventuell sogar bei Rot über die Straße fahren könnte bei der Geschwindigkeit – also Vermeidung von Kreuzungsunfällen."
Aber braucht es dafür tatsächlich das Smartphone im Auto?
"Das würde ich so nicht sagen, das vernetzte Auto ist auch ohne Smartphone fähig zu kommunizieren, auch die neuesten Fahrzeuge bieten eigene Internetanbindung an, und können auch schon eigene WLAN-Stationen bilden, deswegen glaube ich, dass das Smartphone nicht notwendig ist zur Kommunikation. Das ist in meinen Augen für den Nutzer die günstigste Variante, weil, man kann davon ausgehen, wenn der Hersteller so eine Möglichkeit anbietet, dass er den Kunden auch zur Kasse bittet."
Auch Fußgänger und Radfahrer müssten endlich Vernunft annehmen
Verkehrsexperten wie Michael Schreckenberg wünschen sich in Zukunft nicht mehr, sondern weniger Smartphone im gesamten Verkehr. Auch Fußgänger und Radfahrer müssten übrigens endlich Vernunft annehmen und wieder besser aufpassen.
Das Smartphone ist ein wesentlicher Bestandteil im Leben vieler Menschen geworden – jetzt gilt es, den richtigen Umgang damit zu finden, fordert auch der SPD-Politiker Sören Bartol.
"Ich glaube, wir brauchen irgendwann auch mal eine Debatte in dieser Gesellschaft, wie nutzen wir eigentlich Smartphones. Sie haben heute kein Treffen mehr mit Freunden, wo nicht von vier Leuten drei Leute auf ihrem Handy rumtippen oder zwischendurch während des Gesprächs gucken, oder beim Essen am Familientisch irgendwelche Smartphones gezückt werden. Das hat natürlich überhandgenommen, dieses dauernde Online, dauernd auf SMS gucken, und ich glaube nicht, dass es gut ist, und im Straßenverkehr ist es sogar gefährlich, dann glaube ich, müssen wir mal darüber diskutieren: Ist das alles so nötig?"
"Ich glaube, wir brauchen irgendwann auch mal eine Debatte in dieser Gesellschaft, wie nutzen wir eigentlich Smartphones. Sie haben heute kein Treffen mehr mit Freunden, wo nicht von vier Leuten drei Leute auf ihrem Handy rumtippen oder zwischendurch während des Gesprächs gucken, oder beim Essen am Familientisch irgendwelche Smartphones gezückt werden. Das hat natürlich überhandgenommen, dieses dauernde Online, dauernd auf SMS gucken, und ich glaube nicht, dass es gut ist, und im Straßenverkehr ist es sogar gefährlich, dann glaube ich, müssen wir mal darüber diskutieren: Ist das alles so nötig?"