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Snooker
Rebell und Superstar - Ronnie O'Sullivan im WM-Viertelfinale

Ronnie O'Sullivan gilt als der beste Snooker-Spieler der Welt, doch abseits der Spiele eckt der mehrfache Weltmeister immer wieder an. Um Strafen aus dem Weg zu gehen, geht der Engländer ungewöhliche Wege.

Von Thomas Spickhofen |
     Ronnie O’Sullivan im Duell gegen Shaun Murphy bei der diesjährigen Snooker-WM.
    Höchste Konzentration: Ronnie O’Sullivan im Duell gegen Shaun Murphy bei der diesjährigen Snooker-WM. (Imago)
    Der Reporter des Fernsehsenders BBC 2 war begeistert, wieder einmal: "What a shot!" Ronnie O’Sullivan macht Punkte im Achtelfinale der Snooker-WM in Sheffield. Im Zweifel ist das ein Spektakel. Besser könne man den Ball nicht versenken meint der Reporter. 13 zu 7 hat O’Sullivan da seinen Landsmann Shwan Murphy vom Snooker-Tisch gefegt, den Weltmeister von 2005.
    Mit seinen schwarzen Haaren, gegelt und hochgebürstet, erinnert der 41-jährige im Moment ein bisschen an Robbie Williams und tatsächlich hat O’Sullivan auch den Rock'n'Roll in die feine Snooker-Welt gebracht.
    Die Fans liegen ihm zu Füßen. Mit dem Weltverband liegt er über Kreuz. Er habe dessen Boss Barry Hearn vor ein paar Tagen angerufen, berichtet O'Sullivan, und ihm gesagt: "Ich bin durch mit deinen Leuten."
    O'Sullivan ärgert sich über die Vorgaben des Weltverbandes - zum Beispiel wann er Interviews zu geben hat. "Ich will nur spielen, aber ich lasse mich auch nicht mehr tyrannisieren", sagt O'Sullivan.
    Einsilbige Interviews
    Andere Spieler sagen, wir verdienen viel Geld, da gehört die Pressearbeit dann auch dazu. Der Rebell sieht das anders. Im Januar beschimpfte er Funktionäre. Es wurden ihm Strafen angedroht. Daraufhin wurde er in Interviews sehr einsilbig.
    Was er von seinem Spiel heute halte? - "Ordentlich."
    Und von dem seines Gegners? - "Normal, wie immer."
    Der sei doch echt in Form in dieser Saison, oder? - "Total."
    Könnte es also noch eine Weile dauern bis zum Sieg? "Vielleicht." Und dann fängt O'Sullivan an zu singen.
    Mister 147 ist Mister Rocket
    Mister 147 nennt man Ronnie O'Sullivan auch. So viele Punkte kann man beim Snooker in einem Satz maximal holen. Dreizehn Mal ist ihm das schon gelungen, so oft wie niemandem sonst. Einmal in nur fünf Minuten und auch so schnell hat das sonst noch niemand geschafft. Deshalb ist einer seiner weiteren Spitznamen auch Mister Rocket.
    Heute tritt Mister Rocket im Viertelfinale gegen Ding Junhui, den Vierten der Snooker Weltrangliste. In China werden 150 Millionen zuschauen. Im Crucible Theater in Sheffield aber werden die meisten Augen wieder auf Ronnie O'Sullivan gerichtet sein.