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Snowboard-Sportdirektor Andreas Scheid
"Es sind keine realen, schönen Olympischen Spiele"

Die deutschen Snowboarderinnen und Snowboarder sind bislang ohne olympische Medaille. Sportdirektor Andreas Scheid nennt im Dlf auch die Rahmenbedingungen aufgrund der Corona-Situation in Peking als Grund. Dass die Sportförderung an Medaillen geknüpft sind, hält er für "nicht sinnvoll".

Andreas Scheid im Gespräch mit Matthias Friebe |
Snowboarder bei den Olympischen Spielen in Peking.
Snowboarder bei den Olympischen Spielen in Peking. (imago images/GEPA pictures)
Für die deutschen Snowboarder sind es bislang enttäuschende Olympische Winterspiele in Peking. In den Race-Wettbewerben ist das deutsche Team ohne Medaille geblieben. "Es ist auf jeden Fall eine Enttäuschung da", sagte Sportdirektor Andreas Scheid im Deutschlandfunk. "Die Vorleistungen waren super aus den Qualifikationswettbewerben. Es war der ein oder andere Lichtblick dabei, es ist Pech auf jeden Fall mit dabei. Aber die Ergebnisse, die wir uns vorgestellt hätten, sind nicht eingetreten."
Einen Grund für das schlechte Abschneiden sieht Scheid auch in den schwierigen Rahmenbedingungen der Spiele. Zwar seien die Bedingungen für alle gleich. "Aber es lässt sich schon herauslesen, dass viele erfahrene, ältere Athleten, die schon viele Spiele mitgemacht haben, eher das Potenzial abgerufen haben."
Snowboard-Sportdirektor Andreas Scheid
Snowboard-Sportdirektor Andreas Scheid (imago/Sven Simon)

"Eigentlich ist es ganz furchtbar das Ganze"

So seien die Rahmenbedingungen in Peking mit denen in Pyeongchang vor vier Jahren nicht vergleichbar. "Man geht in der Früh aus dem Haus und kriegt erst einmal einen PCR-Test. Man hat den ganzen Tag die Maske auf. Im Zimmer sogar, wenn man mit seinen Kollegen beieinander ist, hat man die Maske auf, um einfach kein Risiko einzugehen. Man sitzt im Olympischen Dorf in einer Mensa, wo Glaskästen um einen herum aufgebaut sind. Man hat Plastikhandschuhe an, man legt seine Maske ab zum Essen und versucht einfach, jedem aus dem Weg zu gehen. Also es ist nicht vergleichbar. Eigentlich ist es ganz furchtbar das Ganze."
Die Austragung der Spiele sei deshalb grenzwertig gewesen, so Scheid. "Es hat mit dem Miteinander, mit dem Gemeinschaftlichen, mit diesem Olympischen Gedanken wenig zu tun. Es ist rein der Fokus auf dem Sportlichen. Es ist wichtig für die Förderung der Verbände und auch für die der Sportler. Deshalb macht man es. Aber es sind keine realen, schönen Olympischen Spiele."

"Haben in allen Bereichen dazugewonnen"

Gerade beim Thema Sportförderung seien die Sorgenfalten nach den erfolglosen Spielen von Peking groß, so Scheid. "Weil wir natürlich unsere Ziele auch gegenüber unseren Förderern angegeben haben und diese natürlich eingefordert werden können. Andererseits muss ich sagen, ist es ja nicht so, dass wir nicht mit Nichts heimkommen. Wir haben substantiell in allen Bereichen dazugewonnen. Wir sind mittlerweile in alles Disziplinen vertreten, auch nachweislich an der Weltspitze, vor allem im Freestyle. Das war unsere Zielsetzung, leider hat es noch icht für ganz oben gereicht. Aber aus meiner Sicht ist die Entwicklung von 2018 und 2014 einfach sehr gut."
Dennoch könnte bei der nächsten Vergabe der Fördergelder, die sich an Medaillen orientiert, mehr Geld an den in Peking sehr erfolgreichen Bob- und Schlittenverband gehen. "Wenn man immer auf die anderen schaut, wird man auch nicht glücklicher", sagte Scheid. "Wir müssen einfach unsere Hausaufgaben machen. Wir wissen, wo man angekommen ist an der Weltspitze. Und dann müssen wir es ein Stück besser machen."
Die Knüpfung der Fördergelder an Medaillen hält Scheid aber nicht für richtig. "Es ist nicht sinnvoll, das an einem Wettkampf in vier Jahren festzumachen. Das ist schwierig, weil es vorher etwas gibt und nachher etwas gibt. Jeder Weltcup hat das gleiche sportliche Niveau wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften. Das ist der Unterschied zum manchen anderen Sommersportarten. Aber im Wintersportbereich ist jeder Weltcup von der Konkurrenz her Olympische Spiele."