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Snowboard-WM in Georgien
"Dass die Situation gefährlich ist, wissen wir alle"

Erstmals findet in Georgien eine Snowboard-WM statt. Ziel des deutschen Teams seien drei Medaillen, sagt Sportdirektor Andreas Scheid im DLF. Die schwierige politische Lage rund um das Gastgeberland solle von den Athletinnen und Athleten ferngehalten werden.

Andreas Scheid im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Die deutsche Snowboarderin Ramona Hofmeister beim Weltcup im öterreichischen Gastein.
Die deutsche Snowboarderin Ramona Hofmeister beim Weltcup im öterreichischen Gastein. (IMAGO / GEPA pictures / IMAGO / GEPA pictures / Armin Rauthner)
Zum ersten Mal finden in Georgien Snowboard-Weltmeisterschaften statt. In Bakuriani kämpfen die Snowboarder und Ski-Crosser um Medaillen. Mindestens drei davon möchten auch die deutschen Snowboarder gerne mit nach Hause nehmen. Dieses Ziel hat sich das Team um Sportdirektor Andreas Scheid gesetzt. "Wenn die Sportler und Sportlerinnen diese Ziele so kommunizieren, warum soll ich das als Sportdirektor nicht auch machen?", sagte Scheid im Deutschlandfunk.
Schon bei den Olympischen Winterspielen in Peking im vergangenen Jahr wollte das Team Medaillen holen, kam aber letztlich mit leeren Händen nach Hause. "Das war ein Tiefschlag für uns", sagte Scheid. "Am Ende war es nichts außer Erfahrung. Aber wir haben schon an dem ein oder anderen Schräubchen gedreht. Wir wollen es jetzt besser machen."
Snowboard-Sportdirektor Andreas Scheid
Snowboard-Sportdirektor Andreas Scheid (imago/Sven Simon)

Ramona Hofmeister in guter Form

Die Chancen stehen gut, denn in Georgien gibt es bei 30 Entscheidungen viel mehr Möglichkeiten, eine Medaille zu gewinnen. Dazu kommt, dass Medaillenhoffnung Ramona Hofmeister in guter Form ist. "In Kanada hat sie jetzt den Weltcup gewonnen und es stehen auch noch zwei bis drei Podestplätze zu Buche. Es ist ihr auf jeden Fall zuzutrauen", so Scheid.
Für Georgien ist die Ausrichtung dieser WM eine Mammutaufgabe, auch wegen seiner geografischen Lage. Georgien ist Nachbarland der Ukraine, wo derzeit der russische Angriffskrieg geführt wird, sowie Nachbarland der Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan. Auch die schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien ereigneten sich unweit der georgischen Grenze.
"Wir wollen das so wenig wie möglich an unsere Athletinnen und Athleten heranlassen", sagt Scheid. "Wir haben unsere Hausaufgaben im Vorfeld gemacht. Wir haben uns beim Auswärtigen Amt und der Botschaft über die politische Lage informiert. Und wir wollen das nicht an unsere Athletinnen und Athleten heranlassen. Die sollen sich auf den Sport konzentrieren."

Lage in Georgien "kein Thema mehr"

Die Athletinnen und Athleten hätten sich im Vorfeld der WM mit der Lage auseinandergesetzt, so Scheid. "Aber jetzt ist es kein Thema mehr im Team. Und wenn man sich eine Sportlerkarriere anschaut, ist das ein relativ überschaubarer Zeitraum. Da ist eine Weltmeisterschaft ein wichtiges Ereignis und immer eine Chance. Das lässt man einfach nicht gerne verstreichen."
Scheid ist sich dem Ernst der Lage aber bewusst: "Natürlich, das ist eine Krisenregion. Dass die Situation gefährlich ist, wissen wir alle". Vor Ort sei aber davon nichts zu spüren, sagt er. "Die Leute sind wirklich gastfreundlich. Sie geben sich große Mühe. Die Regierung hat auch stark in die Region investiert und hat sich beim Tourismus ein langfristiges Ziel gesetzt. Ich kann nicht das Haar in der Suppe finden."
Organisatorisch würde allerdings bei der WM vor Ort noch nicht alles funktionieren, berichtet Scheid. So hätten die deutschen Snowboarderinnen und Snowboarder aufgrund von technischen Problemen zwei Tage auf Trainingseinheiten verzichten müssen.

WM-Ausrichtung für Georgien "eine Mammutaufgabe"

Ob Georgien für die Herausforderung WM gewappnet sei "wissen wir nicht ganz genau", sagt Scheid. "Es ist eine Mammutaufgabe, wenn man sich mal die Disziplinen und die unterschiedlichen Sportstätten anschaut. Also ich wünsche mir, dass sie es gut hinbekommen."
Wolle Georgien regelmäßig Wettkampfstation im Snowboardkalender sein, müssten die getätigten Investitionen nachhaltig sein und die Tour müsse regelmäßig in Georgien Station machen, sagt Scheid. "Ich hoffe, dass sie einen langen Atem haben und auf das, was jetzt entstanden ist, nachhaltig aufbauen."