Cyberpunk 2077, so heißt das vermutlich meist erwartete Spiel des kommenden Jahres. Das Rollenspiel kommt von CD Projekt, dem Studio, das in den Zehnerjahren mit The Witcher 3: Wild Hunt eines der besten Spiele überhaupt spendiert hat. Im April also schicken uns die polnischen Programmierer nach Night City, einem Zukunftsmoloch voller Hochhäuser, Neonbeleuchtung, Drogen, Clubs, Sex, Cyber-Kram und Transhumanismus. Eine der Hauptrollen übernimmt Keanu Reeves. Auch das gibt Anlass zur Hoffnung, dass das Spiel trotz der gewaltigen Erwartungshaltung am Ende keine Enttäuschung wird.
Die VR-Hoffnung: Alyx
Ebenfalls im April erscheint Half-Life: Alyx und das ist, ja genau, der neue Teil der beliebten Half Life-Shooter Serie. Man muss das so sehr betonen, weil Half Life zum einen, neben dem berühmt-berüchtigten Doom, prägend war für das Genre der Ego-Shooter. Und zum anderen, weil die Spielewelt seit Half Life 2: Episode 2 sehnsüchtig auf einen Nachfolger wartet, also seit etwa 2007. Gerüchte, dass da irgendwas würde kommen, die gab es schon lange, nun soll es tatsächlich bald soweit sein. Der einzige Haken: Viele Half Life-Fans werden den neuen Teil gar nicht spielen können, denn Alyx erscheint exklusiv für Virtual Reality. Wer keine dieser High Tech-Brillen hat, muss daher weiter auf eine würdige Half Life-Fortsetzung warten. Vielleicht wird das so sehr herbeigesehnte Alyx zum ebenso sehr herbeigesehnten Verkaufs-Hit für Virtual Reality-Systeme. Vielleicht entwickelt sich Alyx aber auch zum besten Spiel, das kaum jemand je gespielt hat.
Der Geheimtipp: Through the Darkest of Times
Ein Spiel, von dem man bereits jetzt nur hoffen kann, dass es genügend Menschen spielen, ist Through the Darkest of Times. Das Strategiespiel eines Berliner Indie-Studios erscheint nicht zufällig am 30. Januar, dem Jahrestag von Hitlers Machtergreifung. Through the Darkest of Times thematisiert den zivilen Widerstand im 3. Reich und orientiert sich in seinem Grafikstil ganz bewusst an den Arbeiten von Käthe Kollwitz, Otto Dix oder John Heartfield und damit an Künstlern, die den Nazis ein Dorn im Auge waren. Spätestens seit dem Terroranschlag von Halle diskutiert auch die Spieleszene über Rechtsextremismus. Diese Debatte wird das Medium auch im nächsten Jahr beschäftigen. Umso wichtiger sind Spiele wie Through the Darkest of Times, die sich eindeutig gegen Nazis positionieren.
Erreicht die Netflixisierung auch die Spielewelt?
Ende 2020 erscheint die neue Konsolengeneration, sprich: Die Playstation 5 und die Xbox Series X. Die neuen Geräte werden naturgemäß noch potenter sein als die aktuellen Modelle und noch fotorealistischere Grafiken auf die Fernseher zaubern können. Interessant: Sowohl die neue Xbox als auch die neue Playstation werden abwärtskompatibel sein, das heißt, man kann darauf auch ältere Titel zocken. Das ist wichtig, denn diese Spiele könnten am Ende darüber mitentscheiden, welches System mehr Kunden anzieht. Denn das nächste Jahr könnte das werden, in dem sich Abo-Modelle richtig durchsetzen, die Netflixisierung des Mediums Computerspiel unweigerlich ihren Lauf nimmt. Schon heute erhält man beim Microsoft Gamepass für zehn Euro Zugriff auf einen großen Katalog an Spielen.
2020 wird ein interessantes Computerspiel-Jahr
Um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden, wie schon im Filmstreaming, Exklusiv-Titel wohl noch wichtiger werden, wie etwa The Last of Us 2, das Ende Mai für Sonys Playstation erscheint. Begleitend zu den Abo-Modellen könnte auch Spiele-Streaming in Zukunft wichtiger werden – und damit Konsolen und hochgezüchtete Gaming-PCs irgendwann überflüssig machen. Wenn die Technologie funktioniert, wird der Markt für digitale Spiele noch viel stärker wachsen. Es spricht also viel dafür, dass 2020 ein interessantes Computerspieljahr wird. Und dem Medium ein glänzendes Jahrzehnt bevorsteht.