Vor allem in der Krisensberichterstattung greifen Redaktionen gerne auf Social-Media-Quellen zurück - und wenn es besonders schnell gehen muss. Das hat der Münsteraner Kommunikationswissenschaftler Florian Wintterlin in einer Befragung von 411 Journalistinnen und Journalisten zum Thema "Journalistisches Vertrauen bei der Recherche in sozialen Medien" herausgefunden.
Für den richtigen Umgang mit diesem Social-Media-Material seien in vielen Redaktionen nach wie vor Expertinnen und Experten zuständig, die ihren Kolleginnen und Kollegen unter die Arme greifen - weil denen oft die Routine im Umgang mit dem Material fehle.
"Es gibt zum Beispiel das Modell, dass kleine Gruppen sich darum kümmern, dass zu aktuellen Ereignissen Twitter-Listen erstellt werden, wo verifizierte Accounts eingetragen werden - also dass dann praktisch eine Art Sammelbecken für verifizierte Social-Media-Inhalte als Dienstleistung für die Kolleginnen und Kollegen entsteht", so Wintterlin.
Social-Media-Recherche mehr in Ausbildung integrieren
Die Möglichkeiten technischer Verifizierungen würden in Redaktionen bislang nur selten genutzt, denn laut Wintterlin fehlen in vielen Medienhäusern die entsprechenden Kompetenzen. Aus diesem Grund diene Social-Media-Material in der Regel auch nicht dazu, etwas zu belegen, sondern eher als Illustration für Informationen, die aus anderen Quellen gewonnen wurden.
Um Recherche in Sozialen Netzwerken in Zukunft selbstverständlicher zu machen, müssten Social-Media-Recherche und die Verifikation noch mehr in die Journalistenausbildung integriert werden, so Wintterlin. Und auch das Alter und die Lernbereitschaft der Journalistinnen und Journalisten spiele ein Rolle. "Ein Journalist hat es in den Leitfadeninterviews so ausgedrückt: es ist vielleicht einfach eine Generationenfrage".
Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse von Wintterlins Studie findet sich auf dem Blog "Hamburger Wahlbeobachter".
Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse von Wintterlins Studie findet sich auf dem Blog "Hamburger Wahlbeobachter".